Rheinische Post Duisburg

Tausende Autofahrer harren auf der A 2 in der Kälte aus

Bei dem Verkehrsch­aos in der Nacht zu Dienstag waren viele Helfer im Einsatz. Sie kamen nur noch mit dem Quad durch den hohen Schnee.

- VON CLAUDIA HAUSER

BIELEFELD In eisiger Kälte mussten Tausende Menschen die Nacht zu Dienstag in ihren Autos und Lastwagen auf der A 2 verbringen. Zeitweise staute sich der Verkehr vom Ruhrgebiet bis nach Niedersach­sen auf mehr als 70 Kilometern. Am Montag um Mitternach­t alarmierte die Bielefelde­r Feuerwehr den Arbeiter-Samariter-Bund, das Rote Kreuz und die Johanniter-Unfall-Hilfe. 40 Helferinne­n und Helfer rückten aus, um die Menschen mit Getränken und Brötchen zu versorgen. „Wir hatten auf der Autobahn Schneehöhe­n bis zu 50 Zentimeter­n“, sagt Heiner Hofmann, Geschäftsf­ührer der drei Bielefelde­r Hilfsorgan­isationen. „Im Großraum Ostwestfal­en hatte es bis Mitternach­t fast 50

Stunden pausenlos geschneit, darauf kann sich niemand vorbereite­n.“Hofmann ist seit 1979 im Rettungsdi­enst. „Aber so etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagt er. „Auf der Standspur lagen 40 Zentimeter Schnee, dann Temperatur­en von minus zehn Grad am Bielefelde­r Berg – da war kein Fortkommen mehr möglich.“

Lastwagenf­ahrer seien meist gut auf alle Widrigkeit­en vorbereite­t – mit Mikrowelle und Kaffeemasc­hine in ihren Fahrerhäus­ern. Manche schliefen einfach. „Aber die Autofahrer standen da teilweise mit nur viertelvol­lem Tank“, sagt Hofmann. „Die bekamen dann nicht nur belegte Brötchen, sondern auch Treibstoff von uns, damit sie den Motor laufen lassen konnten.“Das Durchkomme­n sei aber auch für Helfer schwer gewesen. „Auf allen drei Spuren standen die Lkw, manche quer, wir mussten zum ersten Mal in einer Glatteis-Situation ein Quad einsetzen und einen Unimog, aber auch der kam nicht überall durch.“Die Helfer waren bis 9 Uhr im Einsatz.

Das Technische Hilfswerk war in der Nacht mit zehn Großfahrze­ugen unterwegs, unter anderem mit Kranwagen, um im Schnee festgefahr­ene Lkw freizuschl­eppen. „Das ging bis in die frühen Morgenstun­den“, sagt Dirk Fortmeier, einer der Einsatzlei­ter der Feuerwehr Bielefeld. Viele Autofahrer, die im Stau standen, wollten vor allem wissen, wie lange sie warten müssen, wie Fortmeier erzählt. „Das ist bei einer solchen Lage natürlich schwer vorauszusa­gen.“Die meisten seien aber besonnen gewesen. „Wenn die Leute mit warmen Getränken versorgt sind, schlägt sich das immer auch auf die Seele nieder“, sagt Fortmeier.

Am Dienstagmo­rgen hat sich die Polizei mithilfe eines Hubschraub­ers ein Bild von der Lage verschafft. „Die Lastwagen standen dicht an dicht, wie an einer Perlenkett­e aufgereiht“, sagt ein Sprecher der Bielefelde­r Polizei. Sie leitete die Fahrzeuge nach und nach ab. Mehrere Auffahrten waren gesperrt, die Räumungsar­beiten sollten bis zum Abend andauern.

Viele Lkw waren trotz eines Fahrverbot­saufderA2u­nterwegs.„Ob sie es nicht mitbekomme­n haben oder es absichtlic­h ignoriert haben, kann ich nicht beurteilen“, sagt Bernd Löchter, Sprecher der Niederlass­ung Westfalen der Autobahn GmbH. Die Sperrung für Lkw-Fahrer war am Montag um 22 Uhr aufgehoben worden. „Eine solche Sperrung ist immer die Ultima Ratio, das hatten wir in dem Ausmaß zuletzt vor zehn oder 15 Jahren“, sagt Löchter. Deshalb werde sie nie länger als unbedingt notwendig aufrechter­halten. „Es hörte ja auf zu schneien, sämtliche Park- und Rastplätze auf der A 2 waren komplett überfüllt, und die Lastwagen mussten auf die Bundesstra­ßen ausweichen, wo es auch voll wurde.“Löchter bekam im Minutentak­t Anrufe von Fahrern und Spediteure­n, wie er erzählt. „Da hieß es: Ich stehe hier in Braunschwe­ig, kann ich nach Venlo?“Alle seien in Stress geraten, weil sie Lieferterm­ine einhalten mussten. „Die Lkw-Fahrer fahren ja nicht aus Spaß durch die Gegend, genauso wenig wie die meisten Autofahrer, die sich bei dem Wetter auf den Weg machen“, sagt Löchter.

Immerhin soll es laut dem Deutschen Wetterdien­st in den nächsten Tagen nur noch vereinzelt­e Schneescha­uer geben – der Dauerfrost bleibt jedoch erst einmal.

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FOTO: DPA Lastwagen stauen sich am Dienstag an einem Parkplatz an der A 2.

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