Studie sieht Lockdown des Handels als wenig effizient
OXFORD/WASHINGTON (gw) In der Diskussion um eine mögliche Wiedereröffnung von Geschäften im deutschen Einzelhandel erhält die Branche Rückenwind durch eine jüngst im Wissenschaftsmagazin „Science“veröffentlichte britische Studie. Den Ergebnissen der Untersuchung zufolge haben sich zwar die Zwangsschließungen mancher Einrichtungen und die Versammlungsverbote positiv auf die Infektionszahlen in der Pandemie ausgewirkt. Die Schließungen im Handel – dort war in Deutschland ja vor allem der Non-Food-Handel betroffen, also nicht das Geschäft mit Lebensmitteln – hätten aber einen deutlich kleineren Zusatznutzen gehabt als beispielsweise die gezielte Schließung von Einrichtungen wie Bars und Nachtclubs, heißt es in dem Beitrag.
Für die Untersuchung wurde Zahlenmaterial zusammengestellt, das ein internationales Team von Wissenschaftlern
der Universität Oxford zwischen Januar und Mai des vergangenen Jahres zusammengetragen hat – also zu der Zeit, in der viele Aktivitäten noch in geschlossenen Räumen stattfanden. Dabei haben die Forscher anhand der Daten aus rund 40 Ländern aus dem zeitlichen Verlauf gemeldeter Infektionen und Sterbedaten die relative Wirksamkeit verschiedener Anti-Corona-Maßnahmen berechnet. Danach hatten die Schließung von Schulen und Unis sowie die Beschränkung von Treffen auf maximal zehn Personen den größten Effekt, während Ausgangssperren kaum Auswirkungen hatten.
Der Einzelhandel in Deutschland fordert seit Monaten eine klare Strategie, wie und wann er wieder seine Ladenlokale öffnen darf. Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes HDE, hatte erklärt, im Handel drohten 50.000 Geschäfte zu verschwinden.