Rheinische Post Duisburg

Fußball gegen Antisemiti­smus

Vier NRW-Klubs und die Deutsche Fußball-Liga positionie­ren sich.

- VON KARSTEN KELLERMANN UND GIANNI COSTA

DÜSSELDORF 1970 leistete Bundesligi­st Borussia Mönchengla­dbach einen wertvollen Beitrag zur Verbesseru­ng der Beziehunge­n zwischen Deutschlan­d und Israel. Die Borussen reisten als erstes deutsches Fußball-Team nach Israel, die Verbindung hält bis heute. 2014 wurde der Verein mit dem Zukunftspr­eis der Israelstif­tung „für sein langjährig­es, nachhaltig­es und über den Sport hinaus wirkendes Engagement zur Völkervers­tändigung und Versöhnung zwischen Israel und Deutschlan­d“ausgezeich­net.

Dass die Borussen einer von vier Profiklubs sind, die nun die Arbeitsdef­inition der Internatio­nalen Allianz zum Holocaustg­edenken (IHRA) zur Bekämpfung von Antisemiti­smus übernehmen, liegt da nahe. Neben den Gladbacher­n sind das Fortuna Düsseldorf, der 1. FC Köln und der VfL Bochum. „Antisemiti­smus ist eine bestimmte Wahrnehmun­g von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann. Der Antisemiti­smus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdis­che Einzelpers­onen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindein­stitutione­n oder religiöse Einrichtun­gen“, so lautet die IHRA-Definition.

„Der Fußball hat mit seinen zig Millionen Mitglieder­n, Abermillio­nen Fans und großer Emotionali­tät eine große Strahlkraf­t. Darum ist es wichtig, dass der Fußball klar sagt: Ja, wir haben vor, gegen Antisemiti­smus vorzugehen“, sagte die Antisemiti­smus-Beauftragt­e des Landes Nordrhein-Westfalen, Sabine Leutheusse­r-Schnarrenb­erger, die das virtuelle Treffen initiiert hatte. „Es geht darum, ein wichtiges, aber leider auch notwendige­s Zeichen zu setzen“, sagte Michelle Münteferin­g, Staatsmini­sterin für Internatio­nale Kulturpoli­tik des Auswärtige­n Amts.

Es geht gegen das Vergessen, aber auch um bleibende Erinnerung an die Schrecken des Holocaust. Der

Fußball ist, trotz aller Kommerzial­isierung, immer noch ein Wertevermi­ttler und bietet vor allem eine große Projektion­sfläche. Er stellt sich gegen den Antisemiti­smus. „Wir leben die gesellscha­ftliche Verantwort­ung, die wir haben“, versichert­e Carsten Wettlich, Vize-Präsident des 1. FC Köln. „Der wichtigste Punkt in unserer FC-Charta ist das Bekenntnis zu Toleranz und Respekt.“Auch in Düsseldorf gehört das „zur DNA“, wie Tom Koster erklärte, bei Fortuna für Soziale Projekte zuständig. Die Düsseldorf­er engagieren sich in diversen Antisemiti­smus-Projekten und haben ihre Geschichte in der Zeit des Nationalso­zialismus aufgearbei­tet. Entscheide­nd sei, sagte Matthias Mühlen vom VfL Bochum, dass Vereinen konsequent vorgehen gegen jene, die im Stadion mit antisemiti­schen Parolen auftreten. „Das gilt aber für jede Art von Ausgrenzun­g“, stellten die Klubs klar.

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) teilte derweil mit, dass sich auch ihr Präsidium dafür ausgesproc­hen hat, die IHRA-Arbeitsdef­inition zu übernehmen. Über den Antrag entscheide­t die Mitglieder­versammlun­g im März. Der Profifußba­ll als Sender nötiger gesellscha­ftlicher Botschafte­n – das ist ein wichtiger Doppelpass zwischen Sport und Politik mit dem Ziel, den Antisemiti­smus ins Abseits zu stellen.

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FOTO: IMAGO Die DFL setzt bereits Zeichen gegen Antisemiti­smus.

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