„Wir sind eine Allianz fürs Moers Festival“
Der SPD-Politiker ist neuer Aufsichtsratsvorsitzender der Moers Kultur GmbH. Er folgt auf Camen Weist.
MOERS Seit mehr als 30 Jahren ist Mark Rosendahl (SPD) Mitglied des Stadtrates in Moers und seither in den verschiedensten Funktionen politisch aktiv. Mit Start der neuen Legislaturperiode hat der gebürtige Rheinkamper eine neue Aufgabe übernommen: Als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Moers Kultur GmbH folgt er auf Carmen Weist. Mit der RP spricht Mark Rosendahl, der beruflich als Geschäftsführer des DGB in der Emscher-Lippe-Region tätig ist, über das Moers Festival, das Schlosstheater und Kultur in Zeiten der Corona-Pandemie.
Herr Rosendahl, was ist Ihre prägendste Erinnerung ans Moers Festival?
ROSENDAHL Ich kenne das Moers Festival schon seit Schulzeiten. Das muss Anfang der 1980er Jahre gewesen sein. Wir sind zu Pfingsten immer über den Händlermarkt im Freizeitpark geschlendert. Das Ambiente mit Händlern und Campern war sehr schön. Mit der Musik habe ich mich damals nicht so sehr beschäftigt. Später, als ich die „Röhre“als Gast besuchte, habe ich Festivalgründer Burkhard Hennen kennengelernt. Ich war mit 16 Jahren schon bei den Jusos aktiv und kam so in Kontakt mit den Veranstaltern. Als Mitglied des Kulturausschusses hat mich das Moers Festival 15 Jahre lang politisch begleitet. Damals habe ich oft das ganze Pfingstwochenende auf dem Festival verbracht.
War es denn damals Ihre Musik?
ROSENDAHL Nein. Ich habe in Schulzeiten Rockmusik und später Klassik gehört.
Was hat Sie bewogen, den Vorsitz im Aufsichtsrat der Moers Kultur GmbH zu übernehmen? Über Kultur wird ja bekanntlich gerne gestritten – auch in diesem Gremium. ROSENDAHL Ich bin seit 1989 Mitglied des Stadtrates. Das Moers Festival hat von Beginn an Zündstoff für Diskussionen und Konflikte geboten – im Rat und auch in den Fraktionen. Carmen Weist, meine Vorgängerin als Aufsichtsratsvorsitzende der Moers Kultur GmbH, und ich haben immer an einem Strang gezogen und für das Moers Festival gekämpft, weil es unserer Stadt so viele Möglichkeiten bietet und wichtig für die kulturelle Offenheit ist. Ich bin froh, dass es in den vergangenen Jahren gelungen ist, einen Sinneswandel und eine breite Mehrheit im Rat für das Moers Festival zu erreichen, nachdem es über 40 Jahre lang umstritten war. Es freut mich, dass
Claudia van Dyck (CDU) bereit war, im neuen Aufsichtsrat die Position der Stellvertreterin zu übernehmen. Dass auch Bürgermeister Christoph Fleischhauer das Moers Festival unterstützt, freut mich besonders, da er früher kein großer Fan war. Unsere gemeinsame Aufgabe ist es, eine starke Allianz für das Festival im Stadtrat zu bilden und für eine langfristige Stabilität zu sorgen – auch was die finanziellen Rahmenbedingungen betrifft.
Haben Sie ein paar Tipps von Carmen Weist bekommen?
ROSENDAHL Carmen Weist und ich sind seit vielen Jahren befreundet. Allein deshalb werde ich sie öfters anrufen und mit ihr über das Moers Festival sprechen.
Welche Gestaltungsmöglichkeiten haben Sie als Vorsitzender des Aufsichtsrats?
ROSENDAHL Der Aufsichtsrat ist die
Schaltstelle zwischen Festivalorganisation und Stadtrat. Er sorgt dafür, dass alle notwendigen Rahmenbedingungen stimmen und hält der Geschäftsführung den Rücken frei. Unsere Arbeit findet mehr im Hintergrund statt – wenngleich wir sicher auch Gespräche zum Beispiel mit möglichen Fördermittelgebern führen. Im Rampenlicht stehen aber der künstlerische Leiter Tim Isfort und die Musiker*innen, die er zum Festival nach Moers einlädt. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, die Zuschüsse von Bund und Land zu verstetigen.
Die Corona-Pandemie hat finanzielle Auswirkungen auf die komplette Kulturszene. Welche Folgen befürchten Sie beispielsweise für das Moers Festival, aber auch für das Schlosstheater?
ROSENDAHL Es ist gut und wichtig, dass die Stadt Moers die Garantie für die Kultur übernimmt und die Einnahmeverluste nicht der Kultur zu Lasten gelegt werden. Es gibt einen Corona-Topf, der über 50 Jahre abgeschrieben werden kann. Bund und Land haben ebenso zugesagt, das kulturelle Leben zu unterstützen. Es könnte hier aber noch ein bisschen mehr gehen. Der Ernstfall Pandemie, für den es keine Blaupause gibt, wird im Großen und Ganzen gut gemanagt. Ich glaube aber nicht, dass irgendwann nach der Pandemie alles so sein wird wie früher. So wichtig die persönlichen Begegnungen sind, werden wir doch in vielen Dingen unser Verhalten ändern müssen. Vor 20 Jahren haben wir beschlossen, unsere Gesellschaft barrierefrei zu gestalten, um Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, Teilhabe zu gewährleisten. Heute müssen wir beim Thema Hygiene unsere Gewohnheiten umstellen.
Das Team des Moers Festivals bereitet zurzeit die Jubiläumsausgabe, die 50. Ausgabe, vor. Wie werden wir das Jazzfest im Mai feiern? Analog oder digital?
ROSENDAHL Es war wirklich großartig, was Tim Isfort und das Festivalteam mit ihrem Format in Anbetracht der Corona-Auflagen im letzten Jahr geschafft haben. Es war eine Riesenleistung. Andere große Festivals wurden abgesagt. Ich hoffe trotzdem, dass das Moers Festival in diesem Jahr analog in der Eventhalle und im Park stattfinden kann
– wenn auch in einem reduzierten Umfang.
Das heißt?
ROSENDAHL Der Plan der künstlerischen Leitung sieht zurzeit in der Eventhalle eine Bühne mit 400 bis 450 anstatt wie sonst mit 2000 Plätzen vor. Wir können froh sein, wenn Pfingsten so viele Menschen auf Abstand und mit Mund/Nasen-Schutz in die Halle hineindürfen. Wie die Lage sich im Mai tatsächlich darstellt, werden wir wohl frühestens im April wissen. Am Fuß des Rodelbergs im Freizeitpark möchte Tim Isfort eine weitere Bühne platzieren. Das Publikum sitzt dort am Hang wie in einer Arena. Außerdem sollen die Konzerte im Schlosspark auf einer LED-Leinwand der Volksbank übertragen werden. Mit diesen drei Orten könnte ungefähr die Hälfte der bisherigen Kapazität erreicht werden. Ich glaube, die größte Sorge des Festivalteams ist zurzeit die Ungewissheit, wie es weitergeht und ob sich die Planung so umsetzen lässt.
Sie sind auch neuer Vorsitzender im Aufsichtsrat des Schlosstheaters. Wie ist die Perspektive für das Theater – jetzt in Zeiten der Corona-Krise?
ROSENDAHL Was mich zurzeit bewegt, ist die Frage nach dem Standort des Schlosstheaters. Wir ringen seit den Zeiten von Gründungsintendant Holk Freytag um die Frage, wo es seine Bühnen haben soll. Bislang standen immer nur Provisorien zur Verfügung. Das könnten wir jetzt ändern, wenn wir das Weiße Haus umbauen, so wie wir es 2018 mit großer Mehrheit beschlossen haben. An das Thema müssen wir jetzt ran. Im Weißen Haus würde nicht nur das Schlosstheater und das Junge STM einen festen Platz haben, sondern in Zukunft auch der Improviser in Residence. Die evangelische Kirchengemeinde will ja auch das Haus an der Kleinen Allee verkaufen. Für mich ist das Weiße Haus die optimale Lösung für das Schlosstheater. Dort wäre auch der Austausch mit anderen Theatern endlich möglich. Einen Privatverkauf des Gebäudes wollen wir nicht. Im Anschluss an den Umbau könnte das Terheydenhaus an die katholische Kirchengemeinde verkauft werden.
Letzte Frage: Wie verbringen Sie eigentlich die „kulturlose“Zeit? ROSENDAHL Ich schaue mir Online-Veranstaltungen unter anderem des Schlosstheaters an. Ich mag aber auch die Bühnenliteratin und Satirikerin Sarah Bosetti. Und wir hören viel Musik.