Beuys im Dialog mit Lehmbruck
Am Freitag gab die Direktorin des Duisburger Lehmbruck-Museums einen Ausblick auf die kommenden Ausstellungen. Unter anderem wird die aktuelle Balkenhol-Schau bis Pfingsten verlängert.
So viele Besucher wie in diesen Monaten hatte das Lehmbruck-Museum vermutlich noch nie. Allerdings fallen die Besuche derzeit lediglich virtuell aus. Große Einnahmen kann man damit zwar nicht erzielen, aber langfristig kann es sich ja vielleicht auszahlen, dass das Museum im Netz auf vielfältige Weise präsent ist. Jedenfalls lobte Kulturdezernentin Astrid Neese ausdrücklich das digitale Museumsengagement, als Direktorin Söke Dinkla am Freitag das Ausstellungsprogramm bis Ende des Jahres und darüber hinaus vorstellte.
Die Frage nach den Finanzen des Museums drängte sich unabhängig von allen Ausstellungsplänen auf. Die Einnahmen durch die Gebühren aus Online-Führungen oder Workshops sind zwar gering, dennoch stehe das Museum nicht vor dem finanziellen Abgrund, versichert Söke Dinkla. „Wir haben gut gewirtschaftet und es ist uns gelungen, beachtliche Drittmittel zu bekommen“, sagt sie. Und genau einen Tag vor der Pressekonferenz sei auf das Konto des Museums auch die sogenannte Novemberhilfe des Bundes eingegangen.
Natürlich hoffen alle, dass die Inzidenzwerte in absehbarer Zeit die Marke 35 erreichen oder gar unterschreiten. Dann können bekanntlich auch die Museen wieder für die Allgemeinheit geöffnet werden, wobei die Hygieneregeln weiterhin gelten. Jedenfalls hofft man, dass die Stephan-Balkenhol-Ausstellung, die kurz nach der Eröffnung dem Lockdown anheimfiel, doch noch ein großes leibhaftiges Publikum findet. Die Schau wird jedenfalls bis zum 24. Mai verlängert. Ursprünglich war geplant, sie bereits im Februar abzubauen. Das wäre schade gewesen, gehört Stephan Balkenhol doch zu den renommiertesten und zugleich populärsten Bildhauern der Gegenwart. Das zeigte sich auch an den wenigen Tagen, an denen die Schau im Lehmbruck-Museum allgemein zugänglich war – die Besucher kamen in Strömen.
Als erste neue Sonderausstellung des Jahres 2021 präsentiert das Lehmbruck-Museum vom 7. Mai bis zum 5. September in der Reihe „Sculpture 21st“Werke von Nevin Aladag. Die 1972 in der Türkei geborene, aber nun deutsche Künstlerin ist ungemein fantasiebegabt. Das Lehmbruck-Museum wird ihre „polyphonen Skulpturen“zeigen, die wie überaus schöne, eigentümliche Musikinstrumente wirken.
Die Ausstellung mit der wohl größten nationalen und internationalen Ausstrahlung wird am 26. Juni eröffnet und endet am 1. November. Sie heißt „Lehmbruck – Beuys. Alles ist Skulptur“. Dass Joseph Beuys kurz vor seinem Tod im Januar 1986 gesagt hat „Ich danke meinem Lehrer Wilhelm Lehmbruck“, ist zwar vielen Duisburgern bekannt, doch rätselt man in der allgemeinen Kunstwelt oft noch immer, was Beuys und Lehmbruck miteinander konkret verbindet. Die Ausstellung im Lehmbruck-Museum möchte dieser Frage nachgehen. Söke Dinkla hat den Anspruch, eine attraktive Ausstellung zu zeigen, die auch kunstwissenschaftliche Beachtung findet. Dabei soll der Beuys‘sche Ausspruch
„Alles ist Skulptur“zugleich Motto für das gesamte Ausstellungsprogramm des Lehmbruck-Museums sein. Die Ausstellung „Beuys-Lehmbruck“ist Bestandteil eines Ausstellungsverbunds von 20 Museen. Das Lehmbruck-Museum kooperiert dabei vor allem mit der Bundeskunsthalle in Bonn. Beide Häuser geben einen gemeinsamen Katalog heraus. Anlass für das Ausstellungsprojekt ist der 100. Geburtstag des Künstlers am 12. Mai (die RP berichtete).
Vom 27. November bis 30. Januar
2022 ist die Duisburger Kunstszene zu Gast im Lehmbruck-Museum. Aus 119 Bewerbungen hat eine Jury 39 Werke von 21 Künstlerinnen und Künstlern ausgewählt, die eng mit der Stadt Duisburg verbunden sind. Wegen der Pandemie wurde die für das Frühjahr 2021 geplante Schau um einige Monate verschoben.
Eine besonders attraktive Ausstellung plant die Kunstvermittlung des Museums. „Me and My Machine“heißt die Schau, bei der die Teilnehmer eingeladen werden, neue gestalterische digitale Tools auszuprobieren. Die Idee zu dieser Schau wurde aus der Not – sprich der Pandemie – geboren, heißt es.
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