Ein gutes Zeichen
MOERS Die Kälte hat Moers nach wie vor im Griff. Auf bis zu minus 12 Grad soll das Thermometer auch in der Nacht zum Samstag wieder fallen. Für Menschen, die auf der Straße leben, oder zumindest einen Großteil ihrer Zeit dort verbringen, ist der Frost eine tödliche Gefahr. Gut also, dass es Institutionen gibt, die den Obdachlosen durch den Winter helfen.
„Moers verfügt über 56 Unterkunftsplätze sowie zwei nach Geschlechtern getrennte Noträume mit nochmals zwölf Plätzen“, sagt Stadtsprecherin Mirjam Beitz. „Aktuell sind davon 24 Unterkunftsplätze und eine Notstelle belegt. Die Caritas ist von der Stadt beauftragt, die Obdachlosen zu versorgen.“Obwohl es offiziell in Moers gar keine Obdachlosen gibt. Der Zugang zu Unterkünften bestehe jederzeit, versichert Beitz.
„Wir können jeden eine Unterkunft anbieten – auch über die Nacht hinaus“, bestätigt Claudia Kohler, von der Fachbereichsleitung Gesundheit und Soziales bei der Caritas. Können Wohnungslose hier nur die Nacht verbringen? „Niemand wird vor die Tür gesetzt. Wir gehen davon aus das wir alle versorgt haben.“
Haustiere dürfen in Moers nicht in die Unterkünfte mitgebracht werden. Es gebe nur eine einzige Einrichtung in Köln und eine in Düsseldorf, wo das möglich sei, heißt es bei der Caritas. Ansonsten müssten die Tiere vorübergehend abgegeben werden. „Für gewöhnlich kommen diese bei Bekannten unter“, erklärt Ulla Speer vom Caritas-Fachdienst für Wohnungs- und Existenzsicherung. Es gebe aber inzwischen kaum noch Wohnungslose mit Tieren.
Zudem fährt derzeit ein Beratungsbus für Wohnungslose durch die Kommunen. Dessen Rufnummer habe man an Betroffene verteilt, sagt die Caritas. Der Bus ist mit vielen Hilfsmitteln ausgestattet: Lebensmitteln, Schlafsäcken, Wurfzelten – so etwas. Ein digitales Büro innerhalb des Busses erleichtert den Betroffenen etwaige Amtsgänge. Auch FFP2-Masken werden nun ausgegeben. Diese wurden vom Grafschafter Lions Club Moers gespendet. „Die Kälte bleibt die nächsten 14 Tage, wir achten darauf, das wir alle versorgen“, verspricht Kohler.
Der Bus sei seit einem Jahr täglich von Montag bis Freitag unterwegs – und das das ganze Jahr über“, berichtet die Fachbereichsleiterin. Einsatzgebiet sei die gesamte linksrheinische Seite des Kreis Wesel. „Wir haben viele Jahre darauf gewartet, dass es diese Möglichkeit gibt. Er schließt eine Versorgungslücke für die, die die Wege zu unseren Beratungsstellen nicht finden. So haben wir eine Chance zu den Menschen zu gehen.“
Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales fördert den
Beratungsbus unter der Landesinitiative „Endlich ein Zuhause“. Das Projekt ist um ein weiteres Jahr verlängert worden, deshalb wird der Bus auch 2021 durchfahren. Ob er permanent betrieben werde kann, ist allerdings noch unklar. „Wir hoffen das sich das verstetigt“, heißt es von Seiten der Caritas.
Zu einem Gespräch über Unterstützungsmöglichkeiten für bedürftige Menschen ohne festen Wohnsitz haben sich in dieser Woche auch Bürgermeister Christoph Fleischhauer und Pfarrer Herbert Werth von der Kirchengemeinde St. Josef Moers getroffen. Zu Gast waren zudem Moerserinnen und Moerser, die sich privat für Menschen engagieren, die auf der Straße leben.
Anlass war die geplante Bestattung des obdachlosen Michael Garske, der wie berichtet kurz vor Weihnachten starb. Nach seinem Tod möchten Freunde und Bekannte, dass der 54-Jährige in der Grafenstadt beigesetzt wird. Dabei war es zwischen Stadtverwaltung und Ehrenamtlern
zu Missverständnissen gekommen, die laut Stadt nun ausgeräumt werden konnten.
Künftig werde die Stadt in Fällen sogenannter ordnungsbehördlicher Bestattungen, die für Menschen ohne Angehörige durchgeführt werden müssen, die Kirchengemeinden und die ehrenamtlich Tätigen einbinden, heißt es. So soll den Verstorbenen ein noch würdigerer Abschied ermöglicht werden. „Ich bin sehr erfreut, dass sich so viele Moerser außerhalb von Institutionen mit großem Engagement für Bedürftige einsetzen“, so Fleischhauer.
Spenden
Wer für Bedürftige, vor allem für Obdachlose, in Moers spenden möchte, kann dies bei der Pfarrgemeinde St. Josef tun.
Die Kontoverbindung lautet: Kontoinhaber Katholische Kirchengemeinde St. Josef Moers Sparkasse am Niederrhein
IBAN: DE 59 3545 0000 1120 0038 82 Verwendungszweck: Obdachlosenhilfe
Liebe Mitmoerser, der Tod des Obdachlosen Michael Garske – und die Frage, wie und wo er beerdigt werden soll – hat in dieser Woche viele Menschen bewegt. Die allermeisten werden „den Micha“irgendwann schon einmal gesehen haben. Er saß gerne im Rosengarten oder, bepackt mit sämtlichen Habseligkeiten, im Buswartehäuschen am Königlichen Hof. Kurz vor Weihnachten ist der 54-Jährige gestorben. Die engagierte Diskussion um seine Beisetzung zeigt vor allem eines: Dass den Moersern kein Mensch egal ist. Und das beruhigt mich, gerade in dieser Zeit.
Julia Hagenacker
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