Rheinische Post Duisburg

Ein gutes Zeichen

- VON JAN BEINE

MOERS Die Kälte hat Moers nach wie vor im Griff. Auf bis zu minus 12 Grad soll das Thermomete­r auch in der Nacht zum Samstag wieder fallen. Für Menschen, die auf der Straße leben, oder zumindest einen Großteil ihrer Zeit dort verbringen, ist der Frost eine tödliche Gefahr. Gut also, dass es Institutio­nen gibt, die den Obdachlose­n durch den Winter helfen.

„Moers verfügt über 56 Unterkunft­splätze sowie zwei nach Geschlecht­ern getrennte Noträume mit nochmals zwölf Plätzen“, sagt Stadtsprec­herin Mirjam Beitz. „Aktuell sind davon 24 Unterkunft­splätze und eine Notstelle belegt. Die Caritas ist von der Stadt beauftragt, die Obdachlose­n zu versorgen.“Obwohl es offiziell in Moers gar keine Obdachlose­n gibt. Der Zugang zu Unterkünft­en bestehe jederzeit, versichert Beitz.

„Wir können jeden eine Unterkunft anbieten – auch über die Nacht hinaus“, bestätigt Claudia Kohler, von der Fachbereic­hsleitung Gesundheit und Soziales bei der Caritas. Können Wohnungslo­se hier nur die Nacht verbringen? „Niemand wird vor die Tür gesetzt. Wir gehen davon aus das wir alle versorgt haben.“

Haustiere dürfen in Moers nicht in die Unterkünft­e mitgebrach­t werden. Es gebe nur eine einzige Einrichtun­g in Köln und eine in Düsseldorf, wo das möglich sei, heißt es bei der Caritas. Ansonsten müssten die Tiere vorübergeh­end abgegeben werden. „Für gewöhnlich kommen diese bei Bekannten unter“, erklärt Ulla Speer vom Caritas-Fachdienst für Wohnungs- und Existenzsi­cherung. Es gebe aber inzwischen kaum noch Wohnungslo­se mit Tieren.

Zudem fährt derzeit ein Beratungsb­us für Wohnungslo­se durch die Kommunen. Dessen Rufnummer habe man an Betroffene verteilt, sagt die Caritas. Der Bus ist mit vielen Hilfsmitte­ln ausgestatt­et: Lebensmitt­eln, Schlafsäck­en, Wurfzelten – so etwas. Ein digitales Büro innerhalb des Busses erleichter­t den Betroffene­n etwaige Amtsgänge. Auch FFP2-Masken werden nun ausgegeben. Diese wurden vom Grafschaft­er Lions Club Moers gespendet. „Die Kälte bleibt die nächsten 14 Tage, wir achten darauf, das wir alle versorgen“, verspricht Kohler.

Der Bus sei seit einem Jahr täglich von Montag bis Freitag unterwegs – und das das ganze Jahr über“, berichtet die Fachbereic­hsleiterin. Einsatzgeb­iet sei die gesamte linksrhein­ische Seite des Kreis Wesel. „Wir haben viele Jahre darauf gewartet, dass es diese Möglichkei­t gibt. Er schließt eine Versorgung­slücke für die, die die Wege zu unseren Beratungss­tellen nicht finden. So haben wir eine Chance zu den Menschen zu gehen.“

Das Ministeriu­m für Arbeit, Gesundheit und Soziales fördert den

Beratungsb­us unter der Landesinit­iative „Endlich ein Zuhause“. Das Projekt ist um ein weiteres Jahr verlängert worden, deshalb wird der Bus auch 2021 durchfahre­n. Ob er permanent betrieben werde kann, ist allerdings noch unklar. „Wir hoffen das sich das verstetigt“, heißt es von Seiten der Caritas.

Zu einem Gespräch über Unterstütz­ungsmöglic­hkeiten für bedürftige Menschen ohne festen Wohnsitz haben sich in dieser Woche auch Bürgermeis­ter Christoph Fleischhau­er und Pfarrer Herbert Werth von der Kirchengem­einde St. Josef Moers getroffen. Zu Gast waren zudem Moerserinn­en und Moerser, die sich privat für Menschen engagieren, die auf der Straße leben.

Anlass war die geplante Bestattung des obdachlose­n Michael Garske, der wie berichtet kurz vor Weihnachte­n starb. Nach seinem Tod möchten Freunde und Bekannte, dass der 54-Jährige in der Grafenstad­t beigesetzt wird. Dabei war es zwischen Stadtverwa­ltung und Ehrenamtle­rn

zu Missverstä­ndnissen gekommen, die laut Stadt nun ausgeräumt werden konnten.

Künftig werde die Stadt in Fällen sogenannte­r ordnungsbe­hördlicher Bestattung­en, die für Menschen ohne Angehörige durchgefüh­rt werden müssen, die Kirchengem­einden und die ehrenamtli­ch Tätigen einbinden, heißt es. So soll den Verstorben­en ein noch würdigerer Abschied ermöglicht werden. „Ich bin sehr erfreut, dass sich so viele Moerser außerhalb von Institutio­nen mit großem Engagement für Bedürftige einsetzen“, so Fleischhau­er.

Spenden

Wer für Bedürftige, vor allem für Obdachlose, in Moers spenden möchte, kann dies bei der Pfarrgemei­nde St. Josef tun.

Die Kontoverbi­ndung lautet: Kontoinhab­er Katholisch­e Kirchengem­einde St. Josef Moers Sparkasse am Niederrhei­n

IBAN: DE 59 3545 0000 1120 0038 82 Verwendung­szweck: Obdachlose­nhilfe

Liebe Mitmoerser, der Tod des Obdachlose­n Michael Garske – und die Frage, wie und wo er beerdigt werden soll – hat in dieser Woche viele Menschen bewegt. Die allermeist­en werden „den Micha“irgendwann schon einmal gesehen haben. Er saß gerne im Rosengarte­n oder, bepackt mit sämtlichen Habseligke­iten, im Buswartehä­uschen am Königliche­n Hof. Kurz vor Weihnachte­n ist der 54-Jährige gestorben. Die engagierte Diskussion um seine Beisetzung zeigt vor allem eines: Dass den Moersern kein Mensch egal ist. Und das beruhigt mich, gerade in dieser Zeit.

Julia Hagenacker

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FOTO: DPA Ein Obdachlose­r steht bei Temperatur­en weit unter null Grad in der Innenstadt.

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