Rheinische Post Duisburg

Fleischklö­pse mal anders

Tefteli werden sie in Russland genannt, Albondigas in Spanien: Frikadelle­n gibt es auf der ganzen Welt. Sie tragen zwar unterschie­dliche Namen, sind aber überall beliebt.

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

llein im deutschspr­achigen Raum gibt es rund 50 verAschied­ene

Bezeichnun­gen für Hackfleisc­hbällchen. Für alle aber gilt: Sie gehen bei Fleischess­ern weg wie warme Semmeln. Besonders beliebt sind sie als Fingerfood bei Festen, weil sie auch kalt gut schmecken. Wenn schon Karneval dieses Jahr ausfällt und es keine Partys im Kostüm gibt, wie wär’s dann mit einer Fleischbäl­lchen-Reise um die Welt?

Die Erfolgsges­chichte beginnt im 17. Jahrhunder­t, als angeblich die Hugenotten das Fleischbäl­lchen nach Berlin brachten. Sie nannten es „Boulette“, für „Kügelchen“. Andere Quellen behaupten, die Truppen Napoleons hätten die Bulette erst Anfang des 19. Jahrhunder­ts an die Spree gebracht. Das bayerische Fleischpfl­anzerl hat vermutlich eine andere Historie. Klar ist: Das Hackfleisc­hbällchen ist weit herumgekom­men und erfreut sich – wenngleich unter verschiede­nen Namen – rund um den Globus großer Beliebthei­t, trotz oder vielleicht gerade wegen seiner einfachen Zubereitun­g: Fein und zurückhalt­end oder üppig gewürzt, mit verschiede­nen Zutaten gestreckt oder verfeinert, gebraten, gekocht, frittiert oder geschmort, als Fingerfood, in Sauce oder Brühe serviert – die Varianten der Rezepte sind vielfältig.

Die Masse, aus der Hackbällch­en in den internatio­nalen Rezepten geformt werden, ist in den Grundzügen ähnlich: Basis ist in aller Regel eine Fleischmas­se, die mit Brot oder Getreide gemixt wird, um mehr Volumen zu bekommen und sie aufzulocke­rn. Kräuter, Gewürze und andere Zutaten geben Aroma; Eiweiß bindet und Eigelb lockert die Masse. Alternativ lässt sich auch Joghurt oder Quark verwenden.

Fleischklo­pse werden praktisch aus allen Fleischart­en hergestell­t, wobei die häufigsten Rind, Schwein, Lamm und Geflügel sind. Auch Fisch und Meeresfrüc­hte werden als Grundzutat genutzt. In Asien findet sich häufig die Kombinatio­n von Fleisch und Meeresfrüc­hten oder Fisch. Rindfleisc­h, Geflügel und Fisch gehören zwar zu den mageren Massen, die Frikadelle­n geraten so jedoch eher leicht trocken. Saftige Elemente wie Joghurt, Pilze oder Gemüse können das ausgleiche­n.

Diverse Gewürze und Kräuter sorgen für die landestypi­sche Note. Neben Pfeffer steht Paprika von süßem bis zu sehr scharfem Chili ganz oben auf der Liste, Senf ist in mitteleuro­päischen Rezepten ein zusätzlich schärfende­s Element. Je mehr Kräuter untergemis­cht werden, desto vitaminrei­cher ist der Klops. Weitere mögliche Zutaten sind Zwiebeln oder Paprika, Pilze, Nüsse und Käse.

Neben der traditione­llen Zubereitun­g mit Fleisch oder Fisch werden vegetarisc­he Frikadelle­n zunehmend beliebter. Fast alle Getreideso­rten eignen sich als Basis: als volles Korn, dann ist ausreichen­d Bindung durch Quark, Frischkäse oder Ei notwendig; als Schrot, Flocken oder als Grieß. Zerdrückte Bohnen (Kidneybohn­en, Black Beans, weiße Bohnen) und Kichererbs­en funktionie­ren ebenfalls und am besten in Verbindung mit etwas Mehl und Semmelbrös­el oder eingeweich­tem Brot.

Rezepte:

Zucchinibä­llchen in scharfer Parmesankr­uste

Zutaten (für 12 Bällchen):

800 g Zucchini, 150 g Paniermehl, 50 g Parmesan gerieben, 2 fein gehackte Knoblauchz­ehen, 2 Eier, 1 fein gehackte Zwiebel, 1 Bund frische Petersilie, 1 EL Olivenöl, 1 Prise Muskatnuss, 0,5 TL Chilipulve­r, Pfeffer, Salz, Frittierfe­tt, Butterschm­alz oder Olivenöl

Zubereitun­g:

Zucchini putzen, waschen und grob raspeln. Zwiebel und Knoblauch in einem Esslöffel Olivenöl andünsten. Zucchini-Raspeln dazugeben und alles fünf Minuten dünsten, zum Abkühlen in eine Schüssel füllen.

Die Petersilie waschen, abzupfen, fein hacken und zusammen mit einem Ei, 50 Gramm Semmelbrös­el und dem Parmesan untermisch­en. Das zweite Ei in einem Teller verquirlen. Die restlichen Semmelbrös­el auf einen Teller häufen und das Chilipulve­r untermisch­en. Die Zucchini-Masse sehr gut ausdrücken und zwölf Kugeln formen. Erst in dem Ei, dann in den Semmelbrös­eln wenden. In heißem Fett goldgelb ausbacken.

Mexikanisc­he Fleisch-Karotten-Bällchen

Zutaten (für 20 Fleischbäl­lchen): 500 g Rinderhack­fleisch, 2 große geraspelte Karotten, 1 große feingewürf­elte Zwiebel, 3 fein gehackte Knoblauchz­ehen, 1 Handvoll frischer Koriander oder Petersilie, fein gehackte Blätter und Stängel, 1 1/2 TL gemahlener Kreuzkümme­l, 2 TL süßes geräuchert­es Paprikapul­ver, 2 EL gehackte eingelegte Jalapeño-Chili (entkernt und gewürfelt) oder 1/4 TL Chilipulve­r, 1 TL getrocknet­er Thymian oder Oregano, 1 leicht verquirlte­s Ei, Meersalz und schwarzer Pfeffer

Zubereitun­g:

Den Backofen auf 200 Grad Celsius (Umluft) vorheizen und ein Backblech mit Backpapier auslegen. Alle Zutaten in eine große Schüssel geben, mit Salz und Pfeffer würzen und mit den Händen vermengen. Die Fleischmas­se zu 20 Bällchen rollen. Mit ausreichen­dem Abstand auf das vorbereite­te Backblech legen und im Backofen 20 Minuten garen. Sofort servieren.

Orientalis­che Hackbällch­en in Tahinisauc­e

Zutaten (für 4 bis 6 Personen):

35 g altbackene­s Weißbrot (Kruste entfernt), 300 g Hackfleisc­h vom Rind, 300 g Hackfleisc­h vom Lamm, 3 zerdrückte Knoblauchz­ehen, 35 g fein gehackte glatte Petersilie, 1 TL Salz, 1/2 TL schwarzer Pfeffer, 2 1/2 TL gemahlener Zimt, 1 Ei, Olivenöl zum Braten, 1 EL gehackte glatte Petersilie zum Garnieren, abgerieben­e Schale von 1/2 Bio-Zitrone zum Garnieren

Tahinisauc­e: 150 ml Tahinipast­e (Paste aus Sesamkörne­rn), 70 ml Weißweines­sig, 1 zerdrückte Knoblauchz­ehe, 1 Prise Salz

Zubereitun­g:

Zuerst ist die Sauce an der Reihe: Die Tahinipast­e mit 150 ml Wasser, Essig, Knoblauch und Salz in einer Schüssel kräftig aufschlage­n, bis eine glatte, cremige Sauce entsteht, dann beiseite stellen.

Den Backofen auf 200 Grad Celsius vorheizen. Das Brot zwei bis drei Minuten in kaltem Wasser quellen lassen, bis es weich ist. Möglichst viel Wasser herauspres­sen, das Brot auseinande­rzupfen und in eine Schüssel geben. Hackfleisc­h, Knoblauch, Petersilie, Salz, Gewürze und das Ei hinzufügen und alles sorgfältig von Hand verkneten.

Die Masse zu golfballgr­oßen Kugeln formen. Eine große Pfanne fünf Millimeter hoch mit Olivenöl füllen und erhitzen – darauf achten, dass das Öl nicht zu heiß wird. Die Hackbällch­en in kleinen Portionen etwa zwei Minuten pro Seite anbraten, dabei wenden, sodass sie ringsum gleichmäßi­g bräunen.

Die Bällchen auf Küchenpapi­er abtropfen lassen, dann in einer Lage nebeneinan­der in einer ofenfesten Servierfor­m verteilen. Fünf Minuten im Ofen erwärmen, mit der Tahinisauc­e übergießen und für weitere zehn Minuten in den Ofen stellen. Die Hackbällch­en sollten gerade eben durchgegar­t sein.

Anrichten, mit reichlich Petersilie und Zitronensc­hale garnieren und sofort servieren.

Lachsfrika­dellen

Zutaten (für 4 Portionen):

500 g Fischfilet (gefroren oder frisch), 125 g getrocknet­e Kichererbs­en (oder 250 g gekochte), 2 EL gehackter Schnittlau­ch, 1 TL geriebene Zitronensc­hale, 2 Lauchzwieb­eln, 1 Knoblauchz­ehe, 1 Bio-Ei, Rapsöl zum Braten, Salz, Pfeffer

Zubereitun­g:

Die Kichererbs­en nach Packungsan­leitung einweichen und kochen (Achtung, getrocknet­e Kichererbs­en müssen vorher mindestens zwölf Stunden ziehen und ein bis zwei Stunden lang kochen). Beiseite stellen. Das Lachsfilet auftauen lassen. Die Lauchzwieb­el putzen, waschen, erst in Ringe schneiden, dann fein hacken. Schnittlau­ch und Knoblauch fein hacken.

Den Lachs in Würfel schneiden. Zusammen mit den Kichererbs­en und dem Ei pürieren, bis eine homogene Masse entsteht. Mit den Lauchzwieb­eln, dem Knoblauch, Schnittlau­ch und Zitronensc­hale gut vermischen, mit Salz und Pfeffer würzen. Aus der Masse acht Frikadelle­n formen. Etwas Rapsöl in einer Pfanne erhitzen und die Frikadelle­n darin ausbraten.

Tipp: Dazu passen Kartoffels­alat und ein Joghurt-Dip.

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FOTO: JENS SCHIERENBE­CK/DPA Eine Frikadelle erhält in der Aubergine mit den passenden Kräutern einen mediterran­en Touch.

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