Mit Offenheit auf Impf-Gegner antworten
Die Impfkampagne hält immer neue Überraschungen parat. Nicht nur, dass Impfstoff knapp ist, nun sorgt das Vakzin von Astrazeneca für neuen Ärger: Erst wird es in Deutschland nur für unter 65-Jährige zugelassen, weil der britische Hersteller seine Studien nicht breit genug aufgesetzt hat. Ob aus Geiz oder Schludrigkeit, ist offen. Ärgerlich ist es in jedem Fall, weil man gerade jetzt in der ersten Phase alte Menschen schützen muss. Zugleich sorgen Berichte über Nebenwirkungen und Wirksamkeit dafür, dass Astrazeneca in Verdacht kommt, ein Impfstoff zweiter Klasse zu sein. Es ist wichtig, dass die Behörden alle Nebenwirkungen und Fehlschläge sammeln und transparent machen. Doch für Panikmache besteht kein Grund. Das Paul-Ehrlich-Institut, das für die Impfstoff-Überwachung zuständig ist, hat stets darauf hingewiesen, dass die Corona-Impfungen Nebenwirkungen haben – und das diese stärker ausfallen als bei der Influenza-Impfung. Vorübergehendes Fieber ist kein Grund, die Impfung zu fürchten. Was ist schon etwas Fieber gegen eine drohende schwere oder gar tödliche Corona-Infektion. Gut, wenn das Land bei der Organisation reagiert und die Belegschaften gestaffelt impfen lässt.
Nun zeigt sich, wie wichtig es war, dass die EU Astrazeneca gründlich geprüft und anders als die Briten nicht per Notfallzulassung auf den Markt gebracht hat. Impfgegner und Verschwörungstheoretiker hätten sonst noch leichteres Spiel. Die andere Frage ist, wie gut Astrazeneca gegen Mutationen wirkt. Auch hier hilft nur schonungslose Offenheit. Das gilt für die Pharmahersteller wie für die Politik – zumal die tröstliche Erkenntnis bleibt, dass man Impfstoffe anpassen kann. Gespannt darf man allerdings sein, wann Gesundheitsminister Jens Spahn sein Versprechen kassiert, dass jeder bis Sommer ein Impfangebot erhält. BERICHT NRW: EINSATZKRÄFTE GESTAFFELT IMPFEN, TITELSEITE