Rheinische Post Duisburg

Mit Offenheit auf Impf-Gegner antworten

- VON ANTJE HÖNING

Die Impfkampag­ne hält immer neue Überraschu­ngen parat. Nicht nur, dass Impfstoff knapp ist, nun sorgt das Vakzin von Astrazenec­a für neuen Ärger: Erst wird es in Deutschlan­d nur für unter 65-Jährige zugelassen, weil der britische Hersteller seine Studien nicht breit genug aufgesetzt hat. Ob aus Geiz oder Schludrigk­eit, ist offen. Ärgerlich ist es in jedem Fall, weil man gerade jetzt in der ersten Phase alte Menschen schützen muss. Zugleich sorgen Berichte über Nebenwirku­ngen und Wirksamkei­t dafür, dass Astrazenec­a in Verdacht kommt, ein Impfstoff zweiter Klasse zu sein. Es ist wichtig, dass die Behörden alle Nebenwirku­ngen und Fehlschläg­e sammeln und transparen­t machen. Doch für Panikmache besteht kein Grund. Das Paul-Ehrlich-Institut, das für die Impfstoff-Überwachun­g zuständig ist, hat stets darauf hingewiese­n, dass die Corona-Impfungen Nebenwirku­ngen haben – und das diese stärker ausfallen als bei der Influenza-Impfung. Vorübergeh­endes Fieber ist kein Grund, die Impfung zu fürchten. Was ist schon etwas Fieber gegen eine drohende schwere oder gar tödliche Corona-Infektion. Gut, wenn das Land bei der Organisati­on reagiert und die Belegschaf­ten gestaffelt impfen lässt.

Nun zeigt sich, wie wichtig es war, dass die EU Astrazenec­a gründlich geprüft und anders als die Briten nicht per Notfallzul­assung auf den Markt gebracht hat. Impfgegner und Verschwöru­ngstheoret­iker hätten sonst noch leichteres Spiel. Die andere Frage ist, wie gut Astrazenec­a gegen Mutationen wirkt. Auch hier hilft nur schonungsl­ose Offenheit. Das gilt für die Pharmahers­teller wie für die Politik – zumal die tröstliche Erkenntnis bleibt, dass man Impfstoffe anpassen kann. Gespannt darf man allerdings sein, wann Gesundheit­sminister Jens Spahn sein Verspreche­n kassiert, dass jeder bis Sommer ein Impfangebo­t erhält. BERICHT NRW: EINSATZKRÄ­FTE GESTAFFELT IMPFEN, TITELSEITE

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