Vodafone-Ableger hilft der Konkurrenz
20 Milliarden Euro könnte der Börsengang des Ablegers Vantage Towers bringen. Nun setzt er auf Fremdverträge.
DÜSSELDORF Der Vodafone-Ableger Vantage Towers treibt die Vorbereitung seines für März erwarteten Börsengangs voran. Das Unternehmen präsentierte am Montag mit einem Umsatz von 723 Millionen Euro solide Geschäftszahlen für die vergangenen neun Monate bis Ende 2020. Es seien 1400 neue Verträge über Standorte für Mobilfunkstationen geschlossen worden, sagte Vantage-Chef Vivek Badrinath bei einer Telefonkonferenz. Insgesamt betreibe das Unternehmen nun 82.000 Standorte in zehn europäischen Ländern. Zudem gab er einen bemerkenswerten neuen Vertrag bekannt: Vantage nimmt 500 Funkstationen des Vodafone-Wettbewerbers Sigfox als neue Untermieter in die 15.000 Funkmasten in Deutschland auf. Sigfox will so sein spezielles Netz erweitern, mit dem Unternehmen Gegenstände oder Maschinen miteinander verknüpfen.
Hannes Ametsreiter, Chef von Vodafone-Deutschland, hat das viel beschworene Internet der Dinge selbst als einen der wichtigsten Wachstumstreiber für sein Telekommunikations-Unternehmen beschrieben. „Da füttert der Vodafone-Ableger Vantage die Konkurrenz des eigenen Mutterunternehmens“, sagt dazu Bernd Dörries, Telekom-Experte am Wissenschaftlichen Institut für Infrastrukur und Kommunikationsdienste. Wenn Vantage aber Erfolg haben wolle, sei „das fast zwangsläufig“.
Damit zeichnet sich ab, dass mit dem Börsengang von Vantage ein Coup gelingen kann. Das bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) solle dieses Geschäftsjahr zwischen 520 und 530 Millionen Euro liegen, sagte Badrinath. Das ist zwar etwas weniger als angekündigt, aber das Management hofft auf weitere Einnahmen durch neue Verträge mit Vodafone sowie erst recht mit anderen Netzbetreibern.
Die Dividende soll bei 280 Millionen Euro liegen. Dies bedeutet, dass Anleger eine Dividendenrendite von 1,4 Prozent hätten, sofern es Vantage nach dem Börsengang – wie von manchen Vodafone-Managern erhofft – auf einen Marktwert von 20 Milliarden Euro bringen würde. Das ist zwar eine viel niedrigere Dividendenrendite als sie viele andere Unternehmen wie Henkel haben, aber dank Mietverträgen für die Funkstationen über bis zu 32 Jahre wäre der Geldfluss relativ sicher.
„Viele Anleger wie eine Reihe an Versicherungen schätzen solche stabilen Investments in die Infrastruktur“, sagt Arndt Rautenberg, Mitinhaber der Beratungs- und Investitionsfirma Rautenberg Moritz & Co. in Düsseldorf. „Darum finden wir viele Investoren, wenn wir institutionelle Kapitalgeber für Glasfasernetze suchen. Darum rechne ich auch mit einem hohen Interesse an Vantage-Aktien.“Er hält es für denkbar, dass Vofafone ganze Aktienpakete von Vantage vor oder während des Börsenganges an institutionelle Anleger abgibt. Egal wie es kommt, am Ende wäre Vantage Towers nach dem Going-Public eines der 20 wertvollsten Unternehmen des Rheinlandes. Telekom, Post, Henkel haben zwar jeweils viel höhere Börsenwerte von mindestens 35 Milliarden Euro, aber Eon und RWE pendeln bei 23 Milliarden Euro, Lanxess aus Köln bringt 5,3 Milliarden Euro auf die Waage, die Metro 3,6 Milliarden Euro.
Dabei sieht sich Vantage erst am Anfang. Das Unternehmen habe eine Milliarde Euro reserviert, um Zukäufe zu wagen, erklärte Badrinath. Vantage stünde bereit, im Auftrag von Vodafone, Telekom und Telefonica viele der 6000 neuen Standorte zu errichten, mit denen die drei Unternehmen Funklöcher hierzulande schließen wollen. Außerdem müsse es wegen der neuen Funktechnik 5G noch viel mehr Funkmasten geben. „Bis 2024 wird sich das transportierte Datenvolumen mehr als verdoppeln, das bringt Bedarf.“
Den größten Sprung nach vorne soll die Mehrfachvermietung vieler Standorte bringen. Aktuell nutzen im Schnitt 1,38 Mieter einen Standort, bald sollen es 1,5 Mieter sein. Weil Vodafone sowieso fast immer dabei ist, soll also die Zahl der fremdvermieteten Standorte um ein Viertel steigen. „Das klingt gut, ist aber ein Risiko“, so Experte Sörries, „denn falls der künftige 5G-Anbieter Drillisch/United Internet so eine breite Offensive starten würde, könnte das Vodafone viele Kunden kosten.“