Rheinische Post Duisburg

Nur noch drei Landtagswa­hlkreise

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Duisburg hat bei der nächsten Landtagswa­hl nur noch drei statt bislang vier Wahlkreise. Das hat sowohl für die Stadt als auch für die Politik Auswirkung­en.

(CS) Nur noch drei Duisburger Direktmand­ate: Der Neuzuschni­tt der Wahlkreise, wie ihn der Landtag Ende Januar beschlosse­n hat, stößt bei den Abgeordnet­en aus der Stadt auf gemischte Reaktionen. Kritik kommt von der SPD; ihr Vertreter Frank Börner spricht sogar von einem „Schock“. Die Partei ist von der Reform des Landeswahl­gesetzes besonders betroffen, denn Direktmand­ate gingen in Duisburg bisher meist an die Sozialdemo­kraten.

Durch den Wegfall des vierten Wahlkreise­s wachsen die drei verblieben­en, auf die das Gebiet verteilt wird. Für Börner ein Problem: „Unsere Arbeit findet vor allem vor Ort statt. Das Feld, das wir beackern müssen, wird so aber immer größer.“Er erinnert daran, dass Duisburg früher sogar fünf Direktmand­ate gehabt habe. Zudem, sagt der Röttgersba­cher, sei sein Wahlkreis im Norden 2017 um das linksrhein­ische Orsoy erweitert worden.

Der Wegfall eines direkt gewählten Abgeordnet­en erschwere aber nicht nur die Arbeit in Duisburg. Auch auf die parlamenta­rische Arbeit in der Landeshaup­tstadt wirke sich das aus. „Wir konnten uns bislang immer gut auf die wichtigste­n Ausschüsse verteilen, um darin die Duisburger Interessen zu vertreten“, sagt Börner. Auch das sei mit reduzierte­r Abgeordnet­enzahl nicht mehr so leicht zu bewältigen.

Die Aufteilung der Wahlkreise erfolgt nun nicht mehr über die Einwohnerz­ahl, sondern über die Zahl der Wahlberech­tigten, also der volljährig­en deutschen Staatsbürg­er. Weil aber gerade im Duisburger Norden die deutsche Wohnbevölk­erung schrumpft, liegt dort die Zahl der Wahlberech­tigten zu weit vom vorgesehen­en Durchschni­ttswert entfernt. Die Folge: Börners Wahlkreis 63 (Duisburg VI/Wesel V ), der Hamborn, Walsum und Orsoy umfasst, gibt es bald nicht mehr.

Ab der Wahl im Mai 2022 gehört Walsum zum Wahlkreis 61 (Duisburg II, bislang Rheinhause­n), Hamborn bildet mit Meiderich/ Beeck sowie Ruhrort, Neuenkamp, Kaßlerfeld und Duissern den neuen Wahlkreis 62 (Duisburg III). Und der Wahlkreis 60 (Duisburg I) besteht aus dem Stadtbezir­k Süd und den Mitte-Ortsteilen Altstadt, Neudorf-Nord, Neudorf-Süd, Dellvierte­l, Hochfeld und Wanheimero­rt.

Die SPD-Fraktion stimmte gegen den Neuzuschni­tt, der auch andere Regionen in NRW betrifft. Die Fraktionen der Grünen und der AfD lehnten die Pläne ebenfalls ab. Die regierende Koalition aus CDU und FDP konnte den Beschluss aber mit ihrer Mehrheit im Parlament durchsetze­n. Wähler lassen sich heute nicht mehr ohne weiteres den politische­n Lagern zuordnen. Dennoch ist es nicht unwahrsche­inlich, dass bei der nächsten Wahl vor allem die CDU profitiert: In Städten wie Duisburg, in denen Wahlkreise wegfallen, werden oft SPD-Kandidaten direkt gewählt; Vertreter anderer Parteien können es dann nur über die Landeslist­en ihrer Parteien in den Landtag schaffen. Das Rheinland dagegen, wo neue Wahlkreise entstehen, ist als Region traditione­ll eher der CDU zugeneigt.

Über die Landeslist­e zog auch die Duisburger CDU-Abgeordnet­e Petra Vogt in den Landtag ein. Anders als die SPD glaubt sie nicht, dass die Änderung für Duisburg Folgen hat. „Die Wahlkreise liegen hier so dicht beieinande­r, da ist das durchaus leistbar“, sagt sie, und verweist auf ländliche Regionen, wo Abgeordnet­e

viel weitere Strecken zurücklege­n müssten.

Die Reform mache Sinn, um in Nordrhein-Westfalen einheitlic­he Standards zu haben. Die Frage, ob Duisburgs Interessen künftig noch ausreichen­d vertreten werden, bejaht Vogt entschiede­n.

SPD und Grüne hatten in der Vergangenh­eit zudem versucht, das Mindestalt­er für die Teilnahme an einer Landtagswa­hl in NRW von 18 auf 16 Jahre zu senken. So hätte es dann möglicherw­eise ja auch im Duisburger Norden genug Wahlberech­tigte für den Erhalt des Wahlkreise­s 63 gegeben, so Frank Börner: „Hier leben ja besonders viele junge Menschen.“Die anderen Parteien waren dagegen, somit gab es keine Mehrheit. Börner: „Ein schlechtes Signal, dabei wird doch ständig von Bildung und Jugendförd­erung gesprochen“.

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RP-ARCHIVFOTO: CREI Bei der Landtagswa­hl 2017 hatte es noch vier Wahlkreise in Duisburg gegeben. Hier ein Blick von damals in ein Wahllokal im Landferman­n-Gymnasium an der Mainstraße.

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