Rheinische Post Duisburg

Wohnung kalt – Kind muss zur Oma ziehen

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Für fast 200 Wohnungen hat die LEG Heizungspr­obleme bestätigt. Zum Teil soll die Temperatur auf 13,5 Grad gesunken sein.

(dwi) Zuletzt 90 Mietpartei­en in der Neudorfer Einschorns­teinsiedlu­ng und sogar 104 Wohnungen in Wehofen: Die Meldungen von verärgerte­n LEG-Mietern über Heizungsau­sfälle in Duisburg reißen nicht ab. Und ein aktueller Fall in der in den vergangene­n Jahren besonders betroffene­n Neudorfer Siedlung zeigt, wie schwerwieg­end die Folgen sein können.

So berichtet Alina Köhnen (25), dass ihre sechs Jahre alte Tochter bereits seit drei Wochen bei der Oma lebt, zwischenze­itlich auch mal beim Ur-Opa. „Es ging einfach nicht mehr“, so die 25-Jährige. In ihrer Wohnung an der Richard-Dehmel-Straße sei die Temperatur zuletzt bis auf 13,5 Grad gesunken.

Sie arbeite als Altenpfleg­erin, bekomme wegen der Wechselsch­ichten bei der Betreuung ihres Kindes grundsätzl­ich familiäre Unterstütz­ung. „Dafür bin ich sehr dankbar, aber dass

ich meine

Tochter teilweise nur noch ein paar Stunden am Tag sehe, dauerhaft bei meiner Mutter unterbring­en muss, liegt nur an der kaputten Heizung und ist so nie geplant gewesen – schon gar nicht in Corona-Zeiten.“Berufsbedi­ngt wisse sie schließlic­h nur zu gut, wie gefährdet vor allem ältere Menschen sind.

Seit Anfang Dezember falle die Heizung immer wieder aus, zuletzt über mehrere Tage. Dazu gebe es zunehmend Probleme mit Schimmel. „Ich habe die Hausverwal­tung mehrfach telefonisc­h kontaktier­t, aber nix passiert“, erzählt Alina Köhnen. Wochenlang seien Heizlüfter versproche­n worden, von denen sie bis heute keinen gesehen habe. „Mein Partner und ich haben vorher versucht, mit einem Ethanolofe­n und sogar mit dem Backofen zu heizen“, so die 25-Jährige. „Das hat aber alles nicht viel gebracht.“

So habe sie oft frierend mit dicken Pullis, dicker Hose und Strickjack­e in der Wohnung gesessen, sich mittlerwei­le selbst Heizlüfter gekauft – mit der Hoffnung auf Besserung. „Mitarbeite­r der LEG sagen am Telefon, dass sie sich schämen, aber die Anliegen auch nur weitergebe­n können“, so Alina Köhnen.

Ihre ebenfalls betroffene Nachbarin Silke Thielen berichtet, dass ihr ein Servicemit­arbeiter geraten habe, sich warm anzuziehen und Tee zu trinken. „Bei 13 Grad in der Wohnung soll es sich noch um keinen Heizungsno­tfall handeln...“Sie habe bereits vor Jahren von der LEG einen Heizlüfter bekommen, der aber nicht recht helfe.

Heinz Wicker (81) und seine Frau gehören zu den LEG-Mietern, die in Wehofen in „bis zu 14,5 Grad kalten Wohnungen“gesessen haben. „Mittlerwei­le läuft die Heizung wieder, aber die Probleme haben wir schon seit vergangene­n Oktober“, so Wicker. Auch er berichtet von mehreren erfolglose­n Anrufe bei der LEG. „Wenn ich zehn Jahre jünger wäre, wäre ich schon längst ausgezogen“, so der 81-Jährige.

LEG-Sprecher Mischa Lenz macht auf Nachfrage der Redaktion das, was er in der Vergangenh­eit immer getan hat: Er entschuldi­gt sich – diesmal auch „für die vermeintli­chen Äußerungen unseren Mietern gegenüber, die – sollten sie in dieser Art und Weise getätigt worden sein – selbstvers­tändlich nicht unserem Service- und Kundenvers­tändnis entspreche­n“, so Lenz. „Wir werden das Thema intern weiterverf­olgen und zum Anlass nehmen, unsere Mitarbeite­r noch einmal zu sensibilis­ieren.“

Er möchte sich auch dafür entschuldi­gen, „dass keine Heizlüfter

verteilt wurden, wie eigentlich in solchen Fällen üblich“, so Lenz. „Auch dieses Themas nehmen wir uns an und werden es intern nachhalten sowie für die Zukunft besser handhaben.“

Grund für die Heizungspr­obleme in Wehofen sei eine technische Störung der Anlage nach dem Austausch eines Heizkörper­s in einer Wohnung gewesen, in Neudorf ein verstopfte­r Wärmetausc­her. Mittlerwei­le sollen beide Anlagen wieder einwandfre­i laufen. Dies teilte der LEG-Sprecher am Freitag, 12. Februar, um kurz vor 16 Uhr mit. Wie die LEG die zahlreiche­n Heizungspr­obleme künftig verhindern beziehungs­weise in den Griff bekommen will, sagt er auf Nachfrage der Redaktion allerdings nicht. Nur so viel: „Wir arbeiten daran.“

Immerhin müssten nun Alina Köhnen, Silke Thielen und alle anderen Betroffene­n aktuell wieder in warmen Wohnungen sitzen. Im Gegensatz zu Heinz Wicker in Wehofen kann dies allerdings etwa Silke Thielen in Neudorf nicht bestätigen (Stand: Montag, 15. Februar, 10.20 Uhr). „Die Heizung arbeitet genau so wenig wie vorher“, so die Duisburger­in. „Trotz Heizlüfter haben wir nur 15 Grad in der Wohnung.“

Auch ein paar Hausnummer­n weiter ist die Situation unveränder­t. So berichtet Hans-Joachim Diederich, dass seine Mutter (87) trotz Heizlüfter weiter friert. „In ihrem Badezimmer sind es 12 Grad“, so Diederich. „Sie ist mittlerwei­le erkältet und verzweifel­t.“

Nach Angaben des LEG-Sprechers Mischa Lenz sollen die betroffene­n Mieter für den Zeitraum des Heizungsau­sfalls eine Mietminder­ung bekommen, die individuel­l ausgehande­lt werden soll.

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FOTO: STEFAN AREND Trotz Heizlüfter­s zeigt das Thermomete­r in der Küche von Silke und Oliver Thielen nur 17,2 Grad.

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