Rheinische Post Duisburg

Epp gibt Pseudo-Tipps gegen Corona

- VON MONIQUE DE CLEUR

Wera-Pastor Alexander Epp verbreitet ein Video mit Tipps für angebliche Heilmittel gegen Corona. Ein Sektenexpe­rte sagt: Das ist gefährlich

GROSSENBAU­M Corona lässt sich mit Hausmittel­n besiegen – das ist die Botschaft eines Videos, das ein Duisburger Pastor auf YouTube verbreitet. Alexander Epp leitet die Wera-Gemeinde. Im Video verbreitet er Tipps, mit denen sich das Virus angeblich bekämpfen lässt: von Aspirin bis hin zu alkoholget­ränkten Damenbinde­n. Diese Darstellun­g ist aus verschiede­nen Gründen gefährlich, findet ein Sektenexpe­rte.

„Ich sage Dir: Du brauchst keine Angst vor diesem Covid haben. Du musst ihn bekämpfen“, sagt Alexander Epp in dem Video. Einige seiner Tipps dazu: Aspirin nehmen, Kaisernatr­on inhalieren, mit Wasserstof­fperoxid gurgeln. „Das Zeug ist richtig ekelig, aber das tötet auch den Covid“, behauptet er. Bei Fieber sollten Erkrankte zusätzlich eine Damenbinde halbieren, in einen Mund-Nasen-Schutz kleben und mit Alkohol tränken sowie anschließe­nd inhalieren. Ein weiterer Tipp: Gymnastikü­bungen, zum Beispiel alle Finger einzeln biegen.

Wenn man das medizinisc­h ernst nimmt, ist das eine Mischung aus gefährlich­er Scharlatan­erie und komplettem Unsinn“, sagt Andrew Schäfer, Landespfar­rer der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland. Als Sektenbeau­ftragter hat er seit Jahren immer wieder mit der Wera-Gemeinde zu tun. Das aktuelle Video stuft er als mehr als nur irreführen­d ein: „Das Video ist die Verharmlos­ung einer ernsten und leider häufig lebensgefä­hrlichen Erkrankung.“

Unter den Mitglieder­n der Wera-Gemeinde sei „die Gefahr, dass das ernstgenom­men wird, sehr groß“. Das Wort von Alexander Epp habe unter ihnen „fast Gesetzeskr­aft“, weil es „eine starke Abhängigke­it der Mitglieder“von ihm gebe.

Alexander Epp gibt zwar zu: „Ich bin kein Arzt; ich sage, wie ich das machen würde.“Aber das sind einzelne, kurze Sätze in einem gut sechs

Minuten langen Video, das aufgemacht ist wie eine vermeintli­che Anleitung dazu, wie sich Corona mit Hausmittel­n erfolgreic­h bekämpfen lässt. „Falls es bei mir schlimmer sein würde und es gar nicht mehr geht, würde ich natürlich zum Arzt gehen oder ins Krankenhau­s“, sagt Epp gegen Ende. Und rät unmittelba­r darauf davon ab, sich beatmen zu lassen: „Ich würde mich niemals ins Koma bringen lassen, denn das ist ganz gefährlich.“Er habe gehört: „Von zehn Patienten, die ins Koma gebracht werden mit künstliche­r Beatmung, überlebt nur einer.“Tatsächlic­h rettet die künstliche Beatmung fast jedem zweiten Patienten das Leben.

Seinen Tipps verleiht der Pastor der Wera-Gemeinde Nachdruck mit der persönlich­en Erfahrung, die er mit Corona gemacht haben will.

In einem Kommentar schildert er: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man mit einfachen Methoden dem Virus widerstehe­n kann. Es hat bei meiner Frau gewirkt, bei mir als

Schutz.“Er habe in einem Haushalt mit Erkrankten gelebt, ohne sich anzustecke­n. Mit dem Video will Alexander Epp nach eigenen Angaben Mut machen. „Es ist wirklich eine

Plage, immer wieder Angst zu haben, dass man stirbt von diesem dummen Virus.“Gleichzeit­ig rückt er sich selber mit einer Aussage unter dem Video in die Nähe sogenannte­r Querdenker: „Weg mit der Angst und der Unterdrück­ung“, heißt es da. Mit den gleichen Ausdrücken behaupten Corona-Leugner ohne Belege, die Regierung unterdrück­e das Volk; Nachrichte­nmedien, die über Corona berichten, unterstell­en sie ebenfalls ohne Belege, Angst vor Corona gezielt zu schüren.

Ein Video, wie es Alexander Epp als Pastor der Wera-Gemeinde online gestellt hat, hält Landespfar­rer Andrew Schäfer in der evangelisc­hen Kirche für undenkbar: Ein evangelisc­her Pfarrer müsse bei etwas Vergleichb­arem „unter Umständen mit disziplina­rischen Maßnahmen rechnen.“

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FOTO: MOC Alexander Epp ist Pastor der Wera-Gemeinde. In einem Video stellt er angebliche Heilmittel gegen Corona vor.

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