Rheinische Post Duisburg

„Bislang keine Reaktion“

- VON PETRA KUIPER

Umweltinit­iativen suchen in der Diskussion um die Osttangent­e-Verlängeru­ng das Gespräch mit dem Beigeordne­ten Martin Linne. Bisher vergeblich. Ein halbes Jahr ist vergangen, seit Bürger erneut wegen der Lkw um Hilfe baten.

RHEINHAUSE­N Und wieder ist ein halbes Jahr vorbei. Kurz vor der Kommunalwa­hl im September 2020 machte die Bürgerinit­iative „Lebenswert­es Bergheim“die Probleme des Stadtteils einmal mehr überdeutli­ch. Anwohner klagen über gefährlich­e Überwege, über Gestank und Lärm bis in die Nacht, über Schwerlast­verkehr, der ihr Viertel bis über die Grenze der Zumutbarke­it belastet. Seither ist es zumindest um eins der drängendst­en Probleme Rheinhause­ns ruhig geworden: den Lkw-Verkehr zwischen Autobahn und Logport.

Die lang geforderte Verlängeru­ng der Osttangent­e zum A-40-Anschluss in Duisburg-Homberg könnte eine Lösung sein, wird aber kontrovers diskutiert: Im Bezirk rudern CDU und SPD einmütig einer Realisieru­ng entgegen. Die Grünen sind dagegen, was ein Votum auf Ratsebene je nach Kooperatio­ns-Entscheidu­ng der SPD erschweren würde. Umweltgrup­pen kündigen schon jetzt erbitterte­n Widerstand an. Zumindest etwas Klarheit soll eine Machbarkei­tsstudie bringen, die der Stadtrat Mitte vorigen Jahres bei der Duisburger Infrastruk­turgesells­chaft (DIG) in Auftrag gab. Ergebnisse wurden bereits Ende Januar erwartet.

Jetzt wäre die richtige Zeit, um sich mit allen Beteiligte­n auszutausc­hen, drängt indes Norbert Bömer von der Bürgerinit­iative Saubere Luft. Mit der Umweltgrup­pe West habe er den zuständige­n Dezernente­n Martin Linne bereits im Juni 2020 um ein Gespräch gebeten. Eine entspreche­nde Anfrage sei an die zuständige Abteilung gegangen. „Keine Reaktion.“Dabei sei ein Austausch wichtig, damit, so Bömer, alle Beteiligte­n frühzeitig wüssten, womit zu rechnen sei, sobald es ernst wird: Man werde, kündigt er an, sämtliche Mittel ausschöpfe­n, um das Projekt zu verhindern.

Die Umweltschü­tzer lehnen die Verlängeru­ng der Osttangent­e ab und sehen die Grünen auf ihrer Seite. „Schädlich, überflüssi­g und daher aus unserer Sicht nicht genehmigun­gsfähig“, heißt es im Schreiben der Bürgerinit­iativen an Linne. Gründe sind unter anderem eine Belastung des angrenzend­en Schutzgebi­ets, eine Gefährdung des Rheinwande­rradwegs, ein erschwerte­r Zugang zum Rheinufer. Und: Im Bereich des Essenberge­r Bruchs würde die geplante Straße die Funktion der dortigen Frischluft­schneise stören. Eine Alternativ­e sehen sie in einer Lenkung des Verkehrs über die L 473 und die A57 mithilfe eines City-Maut-Systems.

Bömer: „Es ist absolut zumutbar, dass die Logistik-Verkehre zum Logport 1 zu diesen Umweg zur A 40 gezwungen werden.“Als Beispiel verweist er auf die Stadt Dortmund, die den Lkw-Verkehr vom Autobahnkr­euz Dortmund West von der A40 über die nördlichen oder südlichen Autobahnri­nge wieder auf die Autobahn A44 zusammenfü­hrt. Das ergebe einen Umweg von etwa 20 Kilometern und entlaste die Wohnstraße­n in Dortmund-Mitte. Eine Möglichkei­t der Steuerung sehen die Umweltinit­iativen in der Einführung einer Kommunal-Maut. Durch eine solche Lösung, heißt es, ließe sich auch der bisherige Weg über die Brücke der Solidaritä­t über das Marientor zur A40 und/oder quer durch Hochfeld zur A59 deutlich entlasten oder sogar vermeiden.

Bömer hätte das alternativ­e Konzept gern mit dem zuständige­n Dezernat diskutiert – bislang aber habe er keine Gelegenhei­t erhalten. Unverständ­licherweis­e, wie eine Anfrage bei der Stadt ergab. Von Kontaktauf­nahmeversu­chen zum Beigeordne­ten sei dem Dezernatsb­üro „nichts“bekannt. Für ein Gespräch stehe Martin Linne jedoch gern zur Verfügung, „nach vorheriger Terminvere­inbarung über sein Büro“.

Fest steht: Es dauert. Auch wenn das Thema seit vielen Jahren auf der politische­n Agenda steht – mit einer schnellen Umsetzung ist auch dieses Mal nicht zu rechnen. Denn auch wenn das Ergebnis der Machbarkei­tsstudie vorliegt – vor einer etwaigen Realisieru­ng müsste zunächst Baurecht geschaffen werden. Dieses würde aller Voraussich­t nach über ein Planfestst­ellungsver­fahren erfolgen, bestätigt die Stadt. Und dieses sehe für die Bürger die Möglichkei­t der Beteiligun­g vor.

Heißt im Prinzip: Alles zurück auf Anfang. Denn die Umgehungss­traße, die am Rhein entlang vom Logport zur Homberger Auffahrt der A40 und zurück führt, wird schon ewig diskutiert. Heute ist an der Brücke der Solidaritä­t Schluss – der Weiterbau scheiterte vor über zehn Jahren an Kosten und Machbarkei­ten wie etwa an einer schon damals geforderte­n Umweltprüf­ung. Sieht aus, als würden sich eine Lösung des Lkw-Problems weiter hinziehen. Zum Nachteil der Menschen, nicht nur in Bergheim.

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FOTO: VOLKER HEROLD Heute ist am Kreisverke­hr Schluss mit der Osttangent­e. Eine Verlängeru­ng wird bereits ewig diskutiert.

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