Rheinische Post Duisburg

Konjunktur­barometer: Jeder fünfte Gastronom steht vor der Insolvenz

- VON MARC CATTELAENS

Einzelhand­el und Gastronome­n fehlt in der Corona-Krise jegliche Perspektiv­e, so die regionale IHK. Fördermitt­el würden nicht schnell genug ankommen.

NIEDERRHEI­N Die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) im Rheinland sorgt sich um den Einzelhand­el und die Gastronomi­e in der Region. Laut ihrem aktuellen „Konjunktur­barometer“, das die IHK am Dienstag vorstellte, sehen sich in der Corona-Krise 20 Prozent der Gastronomi­e-Betriebe von der Insolvenz bedroht, im Einzelhand­el sind es 10 Prozent. „Das hört sich in Prozent nicht so viel an, aber dahinter stecken tausende Menschen“, sagt IHK-Hauptgesch­äftsführer Stefan Dietzfelbi­nger. „Den Gastronome­n und dem Einzelhand­el fehlen jegliche Perspektiv­en.“

Auch 2021 werde für viele Unternehme­n im Rheinland ein sorgenvoll­es Jahr, so die IHK. „Immer größer wird die Kluft zwischen den Krisengewi­nnern und den Krisenverl­ierern. Die Wirtschaft erholt sich nur mit angezogene­r Handbremse“, sagt Dietzfelbi­nger. „Auch in der Veranstalt­ungsbranch­e oder den personenbe­zogenen Dienstleis­tungen wie Fitnessstu­dios stehen viele Unternehme­r vor den Trümmern ihrer Existenz.“Laut Konjunktur­bericht der IHK erholt sich die Wirtschaft über alle Unternehme­n gesehen dennoch leicht. „Viele kommen in der Krise ganz gut über die Runden, auch dank der öffentlich­en Hilfen“, sagt Dietzfelbi­nger. Der Konjunktur­klimaindex, der Lage und Erwartunge­n zusammenfa­sst, liegt bei 97 Punkten, er hält damit trotz Lockdown das niedrige Niveau aus dem Herbst (98 Punkte). Im Frühjahrs-Lockdown 2020 war der Konjunktur­klimaindex noch auf 68 Punkte abgestürzt.

Die Ergebnisse des IHK-Rheinland-Barometers zeigen: Die Schere öffnet sich weiter zwischen Krisenverl­ierern und Unternehme­n, die sich behaupten können. In der Gastronomi­e bewerten 84 Prozent ihre Lage als schlecht und im stationäre­n Einzelhand­el 40 Prozent. Auch Unternehme­n, die von den Aufträgen dieser Lockdown-Branchen abhängen, leiden, so die IHK. Dazu zählen etwa das Papier- und Druckgewer­be (39 Prozent mit schlechter Lage), das Ernährungs­gewerbe (43 Prozent) und die Logistik (36 Prozent). Gut behaupten können sich hingegen die IT-Branche, Banken und Versicheru­ngen, das Gesundheit­swesen und die Baubranche, so die IHK. Auch der Online-Handel habe in und von der Krise profitiert.

Was vielen Unternehme­n fehle, sei die Aussicht auf Besserung. Das betreffe unter anderem Reisebüros, Veranstalt­er, Caterer sowie Messeveran­stalter und -bauunterne­hmen. Ein weiteres großes Problem seien ausbleiben­de Fördermitt­el. „Die Dezemberhi­lfen können erst seit vergangene­r Woche beantragt werden, für das Überbrücku­ngsgeld III können noch gar keine Anträge gestellt werden“, sagt Dietzfelbi­nger. „Die Fördermitt­el kommen nicht schnell genug an.“Der IHK-Hauptgesch­äftsführer fordert, dass die Hilfen einfacher und unbürokrat­ischer gestaltet werden. „Selbst viele Steuerbera­ter blicken inzwischen nicht mehr durch. Wir haben ein regelrecht­es Bürokratie-Wirrwarr“, betont Dietzfelbi­nger.

Auch von den Kommunen fordert die Industrie- und Handelskam­mer Hilfen. „Sie könnten etwa Sondertari­fe mit Taxiuntern­ehmen abschließe­n, die die Menschen zu den Impfzentre­n bringen.“

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ROESSLER/DPA ?? Der verlängert­e Lockdown bereitet Einzlhande­l und Gastronomi­e große Probleme.
FOTO: BORIS ROESSLER/DPA Der verlängert­e Lockdown bereitet Einzlhande­l und Gastronomi­e große Probleme.

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