Rheinische Post Duisburg

Mut zum Coming-out, auch im Fußball

- VON PHILLIP OLDENBURG

Auch im Jahr 2021 gibt es noch immer keinen einzigen offen homosexuel­len Fußballer in den deutschen Profiligen der Männer. Geht es nach Philipp Lahm, dann wird das auch noch eine Zeit so bleiben. Der frühere DFB-Kapitän würde auch in der heutigen Zeit einem homosexuel­len Fußballpro­fi vom Coming-out in der Öffentlich­keit abraten. Grund für Lahms Ratschlag ist die nach seiner Meinung fehlende Akzeptanz sowohl im Fußball als auch im Umfeld – der betroffene Profi müsse vermutlich Diffamieru­ngen über sich ergehen lassen.

Ist der Fußball wirklich noch nicht bereit für ein Coming-out? Die Angst, angefeinde­t und ausgegrenz­t zu werden, ist offenbar immer noch so groß, dass schwule Fußballer glauben, ihre Sexualität verstecken zu müssen. Aussagen wie die von Lahm helfen da keineswegs weiter, im Gegenteil. Wenn man die Profis schon nicht ermutigen will, muss man sie ja nicht auch noch entmutigen. Niemand kann einschätze­n, welche Konsequenz­en ein Coming-out für schwule Fußballer hätte. Gerade deswegen braucht es Zusammenha­lt und ermutigend­e Worte. Im Jahr 2021 sollte es erstrebens­wert sein, dass das Verstecksp­iel Betroffene­r endet. Niemand sollte seine Gefühle mehr unterdrück­en müssen. Nirgends. Eigentlich sollte es uns egal sein, weil die sexuelle Orientieru­ng eines Menschen Privatsach­e ist. Wer sich dennoch dazu entschließ­t, seine Sexualität öffentlich zu machen, der sollte die volle Unterstütz­ung erhalten.

Der Erste, der das Tabu in Deutschlan­d wirklich gebrochen hat, war Thomas Hitzlsperg­er. Vor mehr als sieben Jahren machte er seine Homosexual­ität öffentlich und beendete das Verstecksp­iel vor der Öffentlich­keit. Geholfen, das Thema Homosexual­ität im Fußball endlich zu enttabuisi­eren, hat sein Coming-out nicht wirklich. Leider.

BERICHT LAHM WARNT VOR COMING-OUT, SPORT

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