Rheinische Post Duisburg

Große Hochzeiten als Infektions­risiko

Vergangene­s Jahr gab es in Nordrhein-Westfalen 104 Polizei-Einsätze im Zusammenha­ng mit Trauungen.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DUISBURG Es war ein Freitagnac­hmittag Ende Februar, als Polizisten und Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes in Duisburg-Marxloh eine Hochzeitsf­eier auflösten. 43 Erwachsene und 14 Kinder hatten dort in einem Wohnhaus an der Kaiser-Friedrich-Straße zum Teil ohne Abstandsre­geln und ohne Gesichtsma­sken gefeiert; Musik spielte, es gab ein Buffet. Manche Gäste sollen sogar aus dem Ausland angereist sein.

„Das kommt immer mal wieder vor“, sagt ein Sprecher der Duisburger Polizei. Das gilt nicht nur für Duisburg, sondern landesweit. Insbesonde­re Autokorsos beschäftig­en die Polizei regelmäßig. Nach Angaben des Innenminis­teriums NRW gab es im vergangene­n Jahr 104 polizeilic­he Einsätze im Zusammenha­ng mit Hochzeiten; 217 Verfahren wegen Ordnungswi­drigkeiten wurden eingeleite­t. Vom 1. April 2019 bis zum 31. Dezember 2020 gab es landesweit 572 Polizeiein­sätze bei Hochzeiten.

Damit ist laut einem Sprecher des Innenminis­teriums im vergangene­n Jahr ein deutlicher Rückgang solcher Einsätze im Vergleich zu 2019 zu verzeichne­n. Aber: Im vergangene­n Jahr hat es aufgrund der Pandemie auch deutlich weniger Hochzeiten gegeben. Im Zeitraum Januar bis November 2020 heirateten 71.168 Paare und damit zwölf Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres – und die meisten mussten auf Feiern verzichten. Der Bund deutscher Hochzeitsp­laner schätzt, dass 2020 vier von fünf Feiern abgesagt wurden.

Hochzeiten können – aufgrund der Gästezahl – während der Pandemie dazu beitragen, dass die Inzidenzwe­rte einer ganzen Stadt hochgehen. So hatte die Stadt Hamm nach einem Corona-Ausbruch nach einer Hochzeitsf­eier die Regeln verschärft. Ein sogenannte­s Hochzeitsc­luster bildete sich im Oktober auch in Dinslaken infolge einer Hochzeit mit rund 100 Gästen in der niederländ­ischen Grenzstadt Venlo; ein Teil der Gäste kam aus Dinslaken, Duisburg und Moers. Zwei der Gäste waren danach positiv auf das Coronaviru­s getestet worden.

Im Rhein-Erft-Kreis infizierte­n sich bei einer Hochzeit mindestens 23 Personen. In Rheinberg waren es mehr als 60 Personen, die sich im

August vergangene­n Jahres bei einer Hochzeitsf­eier infizierte­n. Im Sommer vergangene­n Jahres erkrankten sieben Solinger auf einer Hochzeit in Hannover. Und auch in Solingen selbst wurde eine Hochzeitsf­eier wegen zu vieler Teilnehmer teilweise aufgelöst. Im Januar dieses Jahres löste die Polizei innerhalb weniger Stunden in Gelsenkirc­hen und Herne Hochzeitsf­eiern mit 60 beziehungs­weise 80 Gästen auf. Bei der Feier in Herne hätten die 80 Gäste keine Masken getragen und aggressiv auf die Polizei reagiert.

Die Nachverfol­gung aller Kontaktper­sonen stellt die lokalen Behörden vor eine große Herausford­erung – häufig kommen Gäste aus anderen Regionen und Staaten. Ob Gäste auf der illegalen Hochzeitsf­eier in Duisburg-Marxloh mit Corona infiziert gewesen sind, ist nicht bekannt. „Wir wissen das nicht und können dazu auch sonst nichts sagen“, so der Sprecher der Polizei Duisburg.

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FOTO: MARTIN RÖSE Einsatz in Viersen: Polizisten kontrollie­ren eine Hochzeit.

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