Rheinische Post Duisburg

Harte Wochen für Armin Laschet

Der CDU-Chef und potenziell­e Kanzlerkan­didat muss die Niederlage bei den Landtagswa­hlen und die Maskenaffä­re aufarbeite­n.

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

BERLIN Sind Stuttgart und Mainz Vorboten für die Bundestags­wahl? Für CDU-Chef Armin Laschet ist dieser Wahltag bitter. Es sind die ersten Landtagswa­hlen unter seinem Vorsitz. Und kurz nach den Prognosen von 18 Uhr am Sonntagabe­nd sieht es so aus, als hätte die CDU in Baden-Württember­g und Rheinland-Pfalz jeweils ihre schwächste­n Landeserge­bnisse eingefahre­n.

Die beiden Wahlen sind wahrlich kein Rückenwind für einen Unions-Kanzlerkan­didaten Laschet. CDU-Generalsek­retär Paul Ziemiak sagt am Abend, es bleibe beim Zeitplan, dass CDU und CSU dies zwischen Ostern und Pfingsten entscheide­n würden. Das Abschneide­n der CDU sei sehr schlecht, fügt er hinzu. Er führt dies auf die Maskenaffä­re, Kritik an der Corona-Politik sowie die Popularitä­t vor allem der Landeschef­s zurück. Der Hamburger CDU-Landeschef Christoph Ploß betont: „Die Wahlergebn­isse sind eine bittere Niederlage für die

CDU – da gibt es nichts zu beschönige­n.“Die Maskenaffä­re habe Vertrauen zerstört – und die Menschen „erwarten ein besseres Corona-Management“.

Kritik an Laschet kommt von Ploß, einem vehementen Unterstütz­er von Friedrich Merz, nicht. Noch nicht. Beginnt die Union, sich untereinan­der zu zerstreite­n, könnten alle Warnungen vor einer Ampel oder einem Linksbündn­is ins Leere laufen – vielen ist das bewusst. CDU-Präsidiums­mitglied Norbert Röttgen spricht gegenüber unserer Redaktion von einem „Weckruf“für die CDU. „Die Zeit drängt, aber noch ist Zeit, konkrete Maßnahmen zu ergreifen.“

Wie wird sich die Situation zwischen Ostern und Pfingsten darstellen, wenn die Union ihren Kandidaten bestimmen will? Glaubt man den Prognosen der Wissenscha­ftler, wird die Corona-Lage im Land eher noch einmal angespannt­er. Das Missmanage­ment in der Krise geht mit der CDU nach Hause. SPD-Kanzlerkan­didat Olaf Scholz hat es geschickt vermocht, diesen Eindruck zu streuen. Die Kritik am CDU-Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn tat das Ihrige. Die Idee also, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ohne Hinderniss­e ins Kanzleramt folgen zu können, rückt in weite Ferne. „Wenn sich die grüne Konkurrenz mit einer Frau aufmacht, das Land zu verändern, wird es sehr schwer für einen Unions-Kanzlerkan­didaten,

egal wer es wird“, seufzt ein CDU-Stratege.

Umso mehr, als Laschet in allen Umfragen hinter dem bayerische­n Ministerpr­äsidenten und CSU-Chef Markus Söder liegt. Das Rennen um die Kanzlerkan­didatur war in der Zeit des CDU-internen Wahlkampfs um den Vorsitz eher ein lockerer Sprint für Söder. Der CSU-Mann konnte sich in Berlin profiliere­n, sein Corona-Kurs kam gut an. Doch nach der Wahl Laschets im Januar gab es einen Umschwung: Der neue CDU-Chef trat souverän auf, kassierte die Idee einer Aufgabe der Schuldenbr­emse aus dem Kanzleramt, streckte den Arm nach den ostdeutsch­en CDU-Landesverb­änden aus. Niemand schien Laschet die Kandidatur fürs Kanzleramt aus der Hand nehmen zu können.

Doch dann brach die Maskenaffä­re über die Union herein. Ergebnis: Drei Parlamenta­rier haben die Unionsfrak­tion im Bundestag verlassen, nachdem bekannt geworden war, dass sie oder ihre Firmen für die Vermittlun­g von Corona-Schutzmask­en Provisione­n erhalten hatten, beziehungs­weise nachdem der Verdacht der bezahlten Einflussna­hme zugunsten der autoritär regierten Kaukasusre­publik Aserbaidsc­han laut geworden war.

Laschet distanzier­t sich aufs Schärfste von den Geschehnis­sen: „Das ist für uns unerträgli­ch.“Es könne nicht geduldet werden, „dass Abgeordnet­e zu ihrem eigenen Vorteil

Notlagen ausnutzen“. Kurz vor der Landtagswa­hl müsse den Bürgern allerdings erklärt werden, dass dies ein „Tagesereig­nis“sei – die Wahlberech­tigten aber „über die Zukunft bis zum Jahr 2026“entschiede­n. Die neue Legislatur­periode dauert fünf Jahre. Dafür habe die CDU „viele gute Ideen erarbeitet“.

Die Wähler in Baden-Württember­g und Rheinland-Pfalz haben nicht auf ihn gehört. Wenn es für die Union richtig schlecht läuft, dann verliert sie auch noch die wichtige Regierungs­beteiligun­g im Ländle.

Was bedeutet das für Armin Laschet? Er wird sich sehr genau überlegen, ob und wie er antritt. Seine Persönlich­keit und sein Regierungs­stil sind ausgleiche­nd. Nun wird es auf seine Kämpferqua­litäten ankommen. Söder wird beobachten und abwarten. Wenn er nach der Macht in Berlin greift, dann überrasche­nd und mit der Sicherheit, dass die Karten für die Union wieder besser stehen. Im Gegensatz zu Söder hat Laschet einen Joker nicht: die Kanzlerkan­didatur abzulehnen.

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FOTO: AP CDU-Chef Armin Laschet steht unter Druck.

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