Wie die Musketiere nach Duisburg kamen
Der berühmte d`Artagnan wachte im Schäferturm. Wenige Monate später tötete ihn in Maastricht eine Musketenkugel.
Bereits zu Lebzeiten machte Comte d’Artagnan unter Ludwig XIV. eine Karriere bei den französischen Musketieren der Garde. Loyalität, Mut und Intelligenz zeichneten ihn aus. Er stand auch beim Volk in hoher Gunst. Er war beliebt, berühmt, tapfer und dank der Romane von Alexandre Dumas lieferte er später den Stoff für eine reiche Legendenbildung. Die Filmbranche vermarktete die abenteuerlichen Geschichten. Waghalsige Action und die vier kampferprobten Musketiere lockten die Zuschauer ins Kino. Politische Intrigen des mächtigen Kardinals Richelieu und der teuflischen Mylady Winter, die es auf die Königin Anna abgesehen hatten, boten den Stoff für spannende Unterhaltung.
Die Begeisterung vieler Duisburger Kinobesucher über die legendären Heldentaten der Musketiere teilten unsere Altvorderen im 17. Jahrhundert vermutlich nicht. Die Duisburger standen nämlich auf der niederländischen und damit auf der falschen Seite. Von einer „Willkommenskultur“der französischen Soldaten konnte keine Rede sein.
Kurz zu den historischen Fakten: Ludwig XIV. verfolgte das Ziel, die Niederlande zu erobern. Seine Soldaten zeigten kein Pardon. Der Niederrhein eignete sich aus vielerlei Gründen als Aufmarschgebiet. Es ist also gut nachzuvollziehen, dass viele Duisburger es vorzogen, die Flucht zu ergreifen, als die Franzosen anrückten. Als Marschall Turenne und d’Artagnan Duisburg besetzten, hatten viele Einwohner, Professoren und Studenten die Stadt längst verlassen. Die Stadtmauern boten militärisch keinen Schutz, Widerstand war zwecklos. Die Stadt ergab sich kampflos. Klugerweise arrangierte man sich mit den Besatzern. Die Musketiere belegten die leerstehenden Gebäude und die Wohntürme der Stadt. D’Artagnan nutzte den Schäferturm
an der Obermauerstraße als Wachposten. Die französische Besatzung ließ sich es im Winterquartier gut gehen, während die verbliebenen Duisburger die Verpflegung sicherstellen mussten.
Was trieb die Franzosen nach Duisburg? Das brandenburgische Herzogtum Kleve, protestantisch gesinnt und mit den Niederlanden eng verbunden, war in den Strudel der Auseinandersetzung zwischen Frankreich und den Niederlanden hineingezogen worden. Im Juni 1672 hatten die Franzosen bereits Arnheim und Utrecht eingenommen.
Am 16. Juni 1673 zwang Ludwig XIV. den Großen Kurfürsten zum Separatfrieden von Vossem. Eine gute Nachricht für die Bürger der Stadt. Die Franzosen hinterließen eine Stadt, in der große wirtschaftliche Not herrschte und der Universitätsbetrieb nur eingeschränkt aufgenommen werden konnte.
D‘Artagnan hatte inzwischen das Kommando bei der Feldarmee übernommen mit der er in Richtung Maastricht zog. Während der Belagerung von Maastricht im Jahre 1673 unter persönlichem Oberbefehl des Königs waren die Musketiere
d’Artagnans am 24. Juni an der nächtlichen Eroberung einer vorgeschobenen Bastion der Festung beteiligt, die jedoch am folgenden Morgen von den Niederländern zurückerobert wurde. Am Sonntag, 25. Juni 1673, kam es zu einem erneuten Angriff der Franzosen, der d’Artagnan das Leben kostete. Inmitten des Kugelhagels der Kanonen und Musketen zerriss eine Kugel d‘Artagnans Kehle. Vier seiner treuen Kämpfer starben ebenfalls bei dem Versuch, seine Leiche hinter die französischen Linien zu tragen. Gleichwohl eroberten die Franzosen
Maastricht. Am selben Abend schrieb der französische König Ludwig XIV. an seine Gemahlin: „Meine Dame, ich habe d‘Artagnan verloren, in den ich großes Vertrauen hatte.“
Sein Grab ist unbekannt. Eine Statue befindet sich im Aldenhofpark in Maastricht. Auf dem eckigen Teil des Sockels steht „Tous pour un – un pour tous“(„Alle für einen – einer für alle“).
Buchtipp
„Die drei Musketiere“, Alexandre Dumas, Roman über d’Artagnan und seine drei Freunde Athos, Porthos und Aramis.
IHR THEMA?