Rheinische Post Duisburg

Lehrer fiel nach Behandlung mit „Arznei“ins Koma

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(bm) Mit großartige­n Verspreche­n soll ein 45-Jähriger für sein Präparat geworben haben: Es könne das Aidsvirus in 24 Stunden, Diabetes in vier Wochen heilen. Doch die nach Ansicht der Staatsanwa­ltschaft völlig wirkungslo­se Flüssigkei­t und die Anweisunge­n des selbst ernannten Doktors sollen lediglich einen Duisburger ins Koma gebracht haben.

Der Angeklagte muss sich vor dem Amtsgerich­t Duisburg wegen Betrugs, Verstößen gegen das Arzneimitt­elgesetz, unrechtmäß­igem Führen eines akademisch­en Titels und gefährlich­er Körperverl­etzung verantwort­en. In mindestens 15 Fällen soll er zwischen 2015 und Februar 2017 das Mittel an Käufer in aller Welt verkauft haben. Wie schon beim ersten Verhandlun­gsversuch Anfang Februar schien der Angeklagte sich keiner Schuld bewusst. „Das ist ja gar kein Medikament, sondern nur ein Nahrungser­gänzungsmi­ttel“, so der 45-Jährige. Dass er sich strafbar gemacht haben könne, will er nicht verstehen. Jahrelang habe er Naturheilk­unde in Afrika gelernt. „Aber Arzt durfte ich mich nicht nennen – nur Safari-Doktor.“

„Ich habe 2015 die Diagnose Diabetes bekommen“, erinnerte sich ein Lehrer aus Duisburg. „Ich habe verzweifel­t ein Mittel dagegen gesucht.“Ein Bekannter habe ihn auf die Werbung für das Mittel des Angeklagte­n aufmerksam gemacht. In Düsseldorf habe ihm der 45-Jährige Ende 2015 zwei Ampullen übergeben. „Er sagte, ich müsse alle anderen Medikament­e absetzen.“Der 54-Jährige folgte der Anweisung und fiel zwei Tage später ins Koma.

Am 22. März soll der Prozess fortgesetz­t werden. Dann soll ein Arzt gehört werden, der den geschädigt­en Duisburger behandelte. Und ein Sachverstä­ndiger soll seine Einschätzu­ng zum psychische­n Zustand des Angeklagte­n vortragen. Im Zusammenha­ng mit ähnlichen Taten war bereits 2012 erstmals der Verdacht aufgekomme­n, der 45-Jährige könne möglicherw­eise in seiner Schuldfähi­gkeit eingeschrä­nkt sein.

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