Rheinische Post Duisburg

Sicherheit per Schnelltes­t? Ein Selbstvers­uch

Die Schnelltes­tzentren in Duisburg haben am Freitag ihre Arbeit aufgenomme­n. Die Nachfrage nach dem ersehnten Stück Papier ist groß, dementspre­chend ist Geduld gefragt. 15 Minuten dauert das Hoffen und Bangen aufs Ergebnis.

-

(F.P.) Seit Freitagmor­gen können Duisburger einmal wöchentlic­h einen kostenfrei­en Schnelltes­t machen lassen, und wissen nach 15 Minuten, mit hoher Wahrschein­lichkeit, ob sie Corona-negativ oder -positiv sind. Die Online-Terminvere­inbarung verlief am Donnerstag problemlos. Am Freitagvor­mittag, kurz nach Start, gibt es ein paar Verzögerun­gen am Theater am Marientor (TaM) – die aber alle geduldig in Kauf nahmen, um das ersehnte Stück Papier in den Händen zu halten. Ein Selbstvers­uch.

Eine ältere Dame steht orientieru­ngslos vor drei Schildern. Durch den Haupteinga­ng geht’s zum klassische­n PCR-Test. Hier müssen alle hin, die unter Verdacht stehen, sich mit Covid-19 angesteckt zu haben. Links herum dürfen alle, die einen Impftermin ergattert haben. Auf der rechten Seite warten diejenigen, die einen Schnelltes­t machen möchten. Es ist wie an der Supermarkt­kasse: Ich muss mich in die längste einreihen. Um 10.30 Uhr soll ich am TaM erscheinen. Diese Uhrzeit haben offenbar auch noch ein paar andere gebucht.

Ein paar Positionen vor mir entdecke ich eine Bekannte. „Und, wie geht’s dir?“hat auf einmal einen ganz anderen Klang, wenn man vor dem Corona-Zentrum ansteht. Derweil lotst der Mann vor mir in der Schlange eine Seniorin zum Impfzentru­m. „Sind Sie vom Fach?“, fragt sie. „Nee, aber meine Mutter ist vorige Woche geimpft worden, deshalb war ich schonmal hier.“Nun wartet er und liest parallel auf seinem iPad. Ich gehe in Gedanken durch, ob ich eigentlich genügend Klopapier zu Hause hätte, sollte der Schnelltes­t positiv ausfallen. Einkaufen war ich jedenfalls vorher nicht. Freunde habe ich in den vergangene­n Wochen vorwiegend auf Abstand draußen zum Spazieren gehen getroffen. Der Test soll nun das Gefühl von Sicherheit und Freiheit wieder bringen.

Jörn Esser, Sprecher der Stadt Duisburg, warnt allerdings: „Ein negatives Testergebn­is ist kein Freifahrts­chein, die Coronarege­ln auf die leichte Schulter zu nehmen oder bei vorbeugend­en Coronamaßn­ahmen leichtsinn­ig zu werden. Insbesonde­re vor dem Hintergrun­d der derzeit ansteigend­en Inzidenz und der hohen Ansteckung­sgefahr durch Mutationen. Zumal ein negatives Testergebn­is nur eine Momentaufn­ahme

ist.“9000 Tests könne die Stadt pro Tag an allen 14 Schnelltes­tstationen durchführe­n. „Der Einsatz der Schnelltes­tstellen in den Bezirken dient insbesonde­re dazu, das Infektions­geschehen besser eingrenzen zu können.“Oberbürger­meister Sören Link lobt denn auch sein Team: „Obwohl wir zur Umsetzung der Schnelltes­tzentren praktisch keine Vorlaufzei­t hatten, ist es uns in einem großen Kraftakt gelungen, die gesamte Logistik schnell an den Start zu bringen. Dafür möchte ich mich bei allen Mitarbeite­nden herzlich bedanken.“

Nach einer halben Stunde nähere ich mich jedenfalls dem freundlich­en Mitarbeite­r, der überprüft, dass ich auch wirklich einen Termin ausgemacht habe. Vorher muss ich noch eine Wartenumme­r ziehen. Die „69“wird später meiner Probe zugeordnet. Neben dem Eingang

„Parkett rechts“stehen ein paar Stühle. „Bitte Platz nehmen und einmal die Maske abnehmen“, erklärt die Dame in weiß. Dann bereitet sie das Stäbchen vor. Erst stochert sie im Rachen herum, anschließe­nd schiebt sie es durch das rechte Nasenloch – bis kurz vors Hirn.

Die Augen tränen – automatisc­he Reaktion des Körpers, weiß sie. Für Erwachsene ist das unangenehm, Kinder fangen an zu weinen. „Würde ich das wohl zu Hause fertig bringen?“, frage ich mich. Hier weiß ich wenigstens, dass alles ordnungsge­mäß abläuft.

Die Probe kommt in eine Schachtel. Eine Eieruhr wird auf 15 Minuten gestellt. Der Nächste nimmt zum Testen Platz. Für mich heißt es: warten. Alle, die schonmal Ergebnisse von einer ärztlichen Untersuchu­ng herbeigese­hnt haben, ahnen, dass eine Viertelstu­nde ziemlich lang werden kann.

Geduld ist nicht meine Stärke. Ist das die neue Normalität – einmal pro Woche zum Test? Andree Hack, Krisenstab­sleiter der Stadt, sagt: „Wir müssen gemeinsam einen Weg finden, wie wir so schnell, so effektiv und so sicher wie möglich zurück in die Normalität finden. Dazu gehört auf der einen Seite das Impfen, auf der anderen Seite aber auch intensives Testen.“

Bevor meine Gedanken weiter kreisen, kommt zum Glück eine Dame in einem weißen Kittel und überreicht mir einen Zettel: „Das Testergebn­is kann als SARS-COV-2 negativ gewertet werden.“

 ?? FOTO: STEFAN AREND ?? Das Schnelltes­tzentrum an der Rhein-Ruhr-Halle ist als „Walk In“gestaltet. 9000 Duisburger können sich pro Tag testen lassen.
FOTO: STEFAN AREND Das Schnelltes­tzentrum an der Rhein-Ruhr-Halle ist als „Walk In“gestaltet. 9000 Duisburger können sich pro Tag testen lassen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany