„Mein Ratschlag: Einfach machen!“
Er hat 366 Songs in 366 Tagen produziert. Was der Musiker aus Moers jetzt vorhat, erzählt er im RP-Gespräch.
Herr Westborn, Sie sind am Samstag 40 Jahre alt geworden und haben Ihren Bart abrasiert. Wollen Sie dadurch jünger aussehen?
TOM WESTBORN Mal ist der Bart dran, mal ab. Ich entscheide das spontan. Tatsächlich werde ich ohne Bart um einiges jünger geschätzt. Das ist mir aber nicht so wichtig.
Sie haben nach Ihrer gewonnenen Jahres-Challenge wieder neue Musik gemacht. Wie war das für Sie? WESTBORN Musikmachen gehört für mich zum Leben dazu, wie für andere Frühstücken oder Spazierengehen. Ich habe das Glück, meine Ideen selbst in eine Form gießen zu können, zu produzieren. Nach der Challenge war für mich klar, es muss weiter gehen. Denn Musik bedeutet mir sehr viel.
Ihr neuestes Album heißt „MOERS“, nach Ihrer Heimatstadt. Wie kamen Sie darauf?
WESTBORN Heimat ist etwas, was ich immer wieder in meinem Leben gesucht habe. Ein Ort, an den ich zurückkehren kann, wenn ich Kraft tanken, alte Erinnerungen reaktivieren will oder einfach nur im wunderschönen Stadtpark spazieren gehen möchte.
Was macht Moers, neben dem
Stadtpark, noch besonders für Sie? WESTBORN Moers hat eine sehr schöne Innenstadt, freundliche, offene Menschen und liegt direkt am Ruhrgebiet. Von dort aus kann ich schnell mal raus dorthin oder in die anderen Richtungen, in die Felder. Eine tolle Mischung.
Sie sind Musiker und Produzent. Gibt es in Ihrem Leben noch andere Baustellen?
WESTBORN Ja. Seit drei Jahren habe ich daran gearbeitet Synchronsprecher zu werden. Habe Sprechertraining, Schauspielunterricht genommen. Und sogar Synchronkurse in Berlin. Jetzt habe ich bereits in sechs Filmen und in einer Netflix-Serie meine Stimme verschiedenen kleineren Rollen geliehen. Das ist eine große Herausforderung und Arbeit, macht am Ende aber auch Spaß.
Ihre Homepage hat einen neuen Look, zu sehen gibt es auch Fotos ohne das Markenzeichen Sonnenbrille. Gibt es einen bestimmten Grund dafür?
WESTBORN Nett, dass Sie das als Markenzeichen sehen. Ich wollte mich damit immer etwas abheben von der Masse. Aber Udo Lindenberg oder Heino kennt man ja auch mehr mit getönter Brille. So will ich es auch halten. Da ich auf der
Homepage auch meine Sprecherund Schauspielerseite beleuchte, habe ich mich dazu entschieden, die Brille auch einmal abzusetzen.
Haben Sie noch andere Pläne mit nun 40 Jahren? Sie sind ja in Sachen Kunst vielseitig unterwegs. WESTBORN Sehr viele. Meine Mutter hat zwar immer liebevoll gesagt, „übernimm dich nicht, Junge!“. Doch gebremst hat mich das nie. Ich war schon immer voller Tatendrang, Visionen und Zielen. Durch das Synchronsprechen habe ich jetzt auch das Schauspielen für mich entdeckt. Ein größeres Filmprojekt in Eigenregie ist hier in Planung. Für den Schritt vor die Kamera ist man ja nie zu alt.
An den Schreibtisch wollen Sie sich auch setzen. Wer sich die Homepage anschaut findet einen Hinweis für eine Autobiografie. Ist Autor eine weitere Facette des Künstlers Tom Westborn?
WESTBORN Im Prinzip gibt es bei mir vier große Tätigkeitsfelder. Die Musik, das Sprechen, bald auch das Schauspielen und als viertes alles Übrige. So hatte ich zum Beispiel auch schon einmal eine Anfrage als Model für ein Unternehmen Portrait zu stehen. Daraus ist allerdings dann doch nichts geworden.
Aber die Autobiografie ist in Arbeit und ich werde sie so wie meine Musik im Zweifel, falls ich keinen Verlag finde, in Eigenregie veröffentlichen.
Ihren Lebensunterhalt verdienen Sie als Genesungsbegleiter. Wie lässt sich das vereinbaren? Die Kunst und das bürgerliche Leben? WESTBORN Bisher gut. Ich habe morgens meine aktive Phase und kann meine Projekte vorantreiben und planen. Der Job geht erst ab 10 Uhr los. Und am Wochenende mache ich sonntags immer meinen „Musikerbürotag“. Weitere Zeit für meine Leidenschaft. Für die Synchronisationen muss ich mir einfach unter der Woche einen Tag frei nehmen oder schieben.
Die wenigsten Menschen haben den Mut, ab einem gewissen Alter neue Wege einzuschlagen. Sehen
Sie sich in einer Art Vorbildfunktion, getreu dem Motto „Es ist nie zu spät“?
WESTBORN Wenn sich die Menschen durch meine Kunst inspiriert fühlen, freue ich mich immer. Mich selbst sehe ich da gar nicht so im Vordergrund. Es geht ja im Kern darum Emotionen auszudrücken und zu transportieren. Da bin ich eher eine Art Medium, ein Vermittler.
Welchen Ratschlag hätten Sie für jemanden, der gerne etwas Neues ausprobieren möchte, sich aber noch nicht sicher ist?
WESTBORN Einfach machen. Und nicht darauf hören, was die anderen sagen. Was am meisten zählt ist, dass der Weg den man geht, von seinem eigenen Herzen kommt.