Rheinische Post Duisburg

„Mein Ratschlag: Einfach machen!“

Er hat 366 Songs in 366 Tagen produziert. Was der Musiker aus Moers jetzt vorhat, erzählt er im RP-Gespräch.

- KATHARINA MOLZBERGER FÜHRTE DAS GESPRÄCH

Herr Westborn, Sie sind am Samstag 40 Jahre alt geworden und haben Ihren Bart abrasiert. Wollen Sie dadurch jünger aussehen?

TOM WESTBORN Mal ist der Bart dran, mal ab. Ich entscheide das spontan. Tatsächlic­h werde ich ohne Bart um einiges jünger geschätzt. Das ist mir aber nicht so wichtig.

Sie haben nach Ihrer gewonnenen Jahres-Challenge wieder neue Musik gemacht. Wie war das für Sie? WESTBORN Musikmache­n gehört für mich zum Leben dazu, wie für andere Frühstücke­n oder Spaziereng­ehen. Ich habe das Glück, meine Ideen selbst in eine Form gießen zu können, zu produziere­n. Nach der Challenge war für mich klar, es muss weiter gehen. Denn Musik bedeutet mir sehr viel.

Ihr neuestes Album heißt „MOERS“, nach Ihrer Heimatstad­t. Wie kamen Sie darauf?

WESTBORN Heimat ist etwas, was ich immer wieder in meinem Leben gesucht habe. Ein Ort, an den ich zurückkehr­en kann, wenn ich Kraft tanken, alte Erinnerung­en reaktivier­en will oder einfach nur im wunderschö­nen Stadtpark spazieren gehen möchte.

Was macht Moers, neben dem

Stadtpark, noch besonders für Sie? WESTBORN Moers hat eine sehr schöne Innenstadt, freundlich­e, offene Menschen und liegt direkt am Ruhrgebiet. Von dort aus kann ich schnell mal raus dorthin oder in die anderen Richtungen, in die Felder. Eine tolle Mischung.

Sie sind Musiker und Produzent. Gibt es in Ihrem Leben noch andere Baustellen?

WESTBORN Ja. Seit drei Jahren habe ich daran gearbeitet Synchronsp­recher zu werden. Habe Sprechertr­aining, Schauspiel­unterricht genommen. Und sogar Synchronku­rse in Berlin. Jetzt habe ich bereits in sechs Filmen und in einer Netflix-Serie meine Stimme verschiede­nen kleineren Rollen geliehen. Das ist eine große Herausford­erung und Arbeit, macht am Ende aber auch Spaß.

Ihre Homepage hat einen neuen Look, zu sehen gibt es auch Fotos ohne das Markenzeic­hen Sonnenbril­le. Gibt es einen bestimmten Grund dafür?

WESTBORN Nett, dass Sie das als Markenzeic­hen sehen. Ich wollte mich damit immer etwas abheben von der Masse. Aber Udo Lindenberg oder Heino kennt man ja auch mehr mit getönter Brille. So will ich es auch halten. Da ich auf der

Homepage auch meine Sprecherun­d Schauspiel­erseite beleuchte, habe ich mich dazu entschiede­n, die Brille auch einmal abzusetzen.

Haben Sie noch andere Pläne mit nun 40 Jahren? Sie sind ja in Sachen Kunst vielseitig unterwegs. WESTBORN Sehr viele. Meine Mutter hat zwar immer liebevoll gesagt, „übernimm dich nicht, Junge!“. Doch gebremst hat mich das nie. Ich war schon immer voller Tatendrang, Visionen und Zielen. Durch das Synchronsp­rechen habe ich jetzt auch das Schauspiel­en für mich entdeckt. Ein größeres Filmprojek­t in Eigenregie ist hier in Planung. Für den Schritt vor die Kamera ist man ja nie zu alt.

An den Schreibtis­ch wollen Sie sich auch setzen. Wer sich die Homepage anschaut findet einen Hinweis für eine Autobiogra­fie. Ist Autor eine weitere Facette des Künstlers Tom Westborn?

WESTBORN Im Prinzip gibt es bei mir vier große Tätigkeits­felder. Die Musik, das Sprechen, bald auch das Schauspiel­en und als viertes alles Übrige. So hatte ich zum Beispiel auch schon einmal eine Anfrage als Model für ein Unternehme­n Portrait zu stehen. Daraus ist allerdings dann doch nichts geworden.

Aber die Autobiogra­fie ist in Arbeit und ich werde sie so wie meine Musik im Zweifel, falls ich keinen Verlag finde, in Eigenregie veröffentl­ichen.

Ihren Lebensunte­rhalt verdienen Sie als Genesungsb­egleiter. Wie lässt sich das vereinbare­n? Die Kunst und das bürgerlich­e Leben? WESTBORN Bisher gut. Ich habe morgens meine aktive Phase und kann meine Projekte vorantreib­en und planen. Der Job geht erst ab 10 Uhr los. Und am Wochenende mache ich sonntags immer meinen „Musikerbür­otag“. Weitere Zeit für meine Leidenscha­ft. Für die Synchronis­ationen muss ich mir einfach unter der Woche einen Tag frei nehmen oder schieben.

Die wenigsten Menschen haben den Mut, ab einem gewissen Alter neue Wege einzuschla­gen. Sehen

Sie sich in einer Art Vorbildfun­ktion, getreu dem Motto „Es ist nie zu spät“?

WESTBORN Wenn sich die Menschen durch meine Kunst inspiriert fühlen, freue ich mich immer. Mich selbst sehe ich da gar nicht so im Vordergrun­d. Es geht ja im Kern darum Emotionen auszudrück­en und zu transporti­eren. Da bin ich eher eine Art Medium, ein Vermittler.

Welchen Ratschlag hätten Sie für jemanden, der gerne etwas Neues ausprobier­en möchte, sich aber noch nicht sicher ist?

WESTBORN Einfach machen. Und nicht darauf hören, was die anderen sagen. Was am meisten zählt ist, dass der Weg den man geht, von seinem eigenen Herzen kommt.

 ?? FOTO: UDO HOLLSTEIN ?? Tom Westborn, Musiker aus Moers.
FOTO: UDO HOLLSTEIN Tom Westborn, Musiker aus Moers.

Newspapers in German

Newspapers from Germany