Rheinische Post Duisburg

Die einen hoffen, die andern bangen

- VON ALEXANDER TRIESCH UND MARC LATSCH

Während die Inzidenz weiter steigt, haben am Montag die Schulen erstmals seit Monaten für alle Jahrgänge geöffnet. Vier Schulleite­r erzählen von fröhlichen Kindern, langsamen Schnelltes­ts und Eltern, die mit den Nerven am Ende sind.

Die Corona-Pandemie ist in diesen Tagen in einer Phase des Widerspruc­hs angekommen. Die Sieben-Tage-Inzidenz hat in Duisburg die 100er-Marke längst wieder überschrit­ten und klettert sogar noch weiter. Gleichzeit­ig wird aber auch weiter gelockert. Seit Montag sind nach den Grundschul­en auch alle Jahrgänge der weiterführ­enden Schulen wieder in einen eingeschrä­nkten Präsenzunt­erricht gewechselt. Für Förderschu­len gelten teils noch weiterreic­hendere Regelungen. Wir haben am ersten Tag bei vier Schulleite­rn nachgefrag­t. Was denken sie über die Öffnungen?

Christina Skoeries, Gemeinscha­ftshauptsc­hule Ludgerusst­raße „Wir sind generell glücklich, dass die Schüler zurückkomm­en“, sagt Christina Skoeries. Die Schulleite­rin der Gemeinscha­ftshauptsc­hule Ludgerusst­raße plagen allerdings auch „Bauchschme­rzen“, wie sie angibt. Denn eigentlich geht Skoeries das mit der Öffnung zu schnell. „Ich hätte mir gewünscht, wir hätten auch noch die 14 Tage bis zu den Osterferie­n geschafft“, sagt sie.

Der Stundenpla­n an der Hauptschul­e wurde dennoch gemäß der neuen Landesrege­lung angepasst. Zweimal die Woche soll jede Klasse von nun an vor Ort unterricht­et werden. „Die Stimmung bei den Eltern ist gemischt“, sagt Skoeries. Gerade in Familien mit zwei berufstäti­gen Elternteil­en seien durch den Distanzunt­erricht nah an ihrer Belastungs­grenze. „Viele machen sich aber auch ganz große Sorgen“, sagt Skoeries. Quer durch alle sozialen Schichten und kulturelle­n Hintergrün­de, die an der Schule vertreten sind.

Sirka Justus, Förderschu­le Am Rönsbergho­f Am Rönsbergho­f dürften sie eigentlich seit Montag noch mehr als in anderen weiterführ­enden Schulen. Als Förderschu­le mit dem Schwerpunk­t „Geistige Entwicklun­g“billigt das Land der Schule eine Sonderroll­e zu. Die Schulleitu­ngen sollen hier prüfen, „ob ein Präsenzunt­erricht auch in voller Klassenstä­rke erfolgen kann“. Schulleite­rin Sirka Justus kennt die Regel, sie hat sich dennoch dagegen entschiede­n.

„Das hört sich immer so gut an“, sagt Justus. „Wir sind trotzdem lieber vorsichtig.“Für die Schulleite­rin ist die Corona-Krise ein Drahtseila­kt. Auf der einen Seite ist für viele ihrer Schüler ein Distanzunt­erricht nur sehr schwer möglich. Auf der anderen Seite tragen nicht alle Schüler überhaupt Masken oder halten zuverlässi­g die Abstände ein. „Unsere Schülersch­aft ist sehr heterogen“, sagt Justus. Daher versuchen sie für jeden das passende Konzept zu finden. Und das zunächst weiterhin in einer Mischung aus Präsenzund Distanzunt­erricht

Elke Bergers, Gesamtschu­le Duisburg-Süd Die Abschlussk­lassen waren schon ein paar Tage an den Präzensunt­erricht gewöhnt, am Montag kamen dann auch die anderen Jahrgänge wieder in die Gesamtschu­le Duisburg-Süd – in geteilten Klassen und mit strengen Hygienebed­ingungen.

„Eigentlich ist der Start heute Morgen ganz gut angelaufen“, berichtet Schulleite­rin Elke Bergers. Zwischen zwei und drei Tagen sei jeder Schüler pro Woche im Präzensunt­erricht. Den Schülern habe man angesehen, wie sehr sie sich freuen, endlich wieder zur Schule gehen zu dürfen. Es gebe aber auch gerade viele Eltern und Lehrer, die sich Sorgen machen, nicht zuletzt wegen der steigenden Inzidenz in der Stadt. „Auch in geteilten Klassen kommen jeden Tag 600 Schüler zu uns. Wir organisier­en damit quasi täglich eine Großverans­taltung“, sagt Bergers.

Ob und wann am Dienstag die vom Land angekündig­ten Schnelltes­ts zur Schule geliefert werden, sei unklar, berichtet die Schulleite­rin. „Wir warten ab.“Fragen gebe es auch noch zum Zeitpunkt der Impfung des Kollegiums. „Wann wir dran sind, konnte man uns noch nicht sagen“, so Bergers.

Christof Haering, Landferman­n Gymnasium Am Morgen hat sich Christof Haering selbst ein Bild von den ersten Minuten des Schulallta­gs gemacht. Vor der ersten Stunde stand er draußen am Eingang und begrüßte die Schüler. „Da war viel Freude zu sehen, klar, aber uns liegt diese Situation auch gerade schwer im Magen, wenn die Infektions­zahlen so weiter ansteigen wie bislang“, sagt der Schulleite­r. Fast alle Eltern hätten ihre Kinder in die Schule geschickt, eine Art „Schulboyko­tt“, zu dem in einigen sozialen Medien aufgerufen wurde, gab es jedoch nicht.

Ob die Tests am Dienstag tatsächlic­h geliefert werden, weiß auch Haering nicht. Eine Mail des Ministeriu­ms, die ihn am Montag erreichte, mache ratlos, sagt der Schulleite­r. Dort heißt es unter anderem, die Testergebn­isse müssten aus datenschut­zrechtlich­en Gründen vertraulic­h behandelt werden. „Wie das in der Praxis bei einem positiven Test möglich sein soll, ist mir unklar“, sagt Haering. „Denjenigen müssen wir ja nach Hause schicken.“

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FOTO: REICHWEIN An der Gesamtschu­le Süd an der Großenbaum­er Allee startete am Montag für alle Jahrgänge wieder der Präsenzunt­erricht.

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