Die einen hoffen, die andern bangen
Während die Inzidenz weiter steigt, haben am Montag die Schulen erstmals seit Monaten für alle Jahrgänge geöffnet. Vier Schulleiter erzählen von fröhlichen Kindern, langsamen Schnelltests und Eltern, die mit den Nerven am Ende sind.
Die Corona-Pandemie ist in diesen Tagen in einer Phase des Widerspruchs angekommen. Die Sieben-Tage-Inzidenz hat in Duisburg die 100er-Marke längst wieder überschritten und klettert sogar noch weiter. Gleichzeitig wird aber auch weiter gelockert. Seit Montag sind nach den Grundschulen auch alle Jahrgänge der weiterführenden Schulen wieder in einen eingeschränkten Präsenzunterricht gewechselt. Für Förderschulen gelten teils noch weiterreichendere Regelungen. Wir haben am ersten Tag bei vier Schulleitern nachgefragt. Was denken sie über die Öffnungen?
Christina Skoeries, Gemeinschaftshauptschule Ludgerusstraße „Wir sind generell glücklich, dass die Schüler zurückkommen“, sagt Christina Skoeries. Die Schulleiterin der Gemeinschaftshauptschule Ludgerusstraße plagen allerdings auch „Bauchschmerzen“, wie sie angibt. Denn eigentlich geht Skoeries das mit der Öffnung zu schnell. „Ich hätte mir gewünscht, wir hätten auch noch die 14 Tage bis zu den Osterferien geschafft“, sagt sie.
Der Stundenplan an der Hauptschule wurde dennoch gemäß der neuen Landesregelung angepasst. Zweimal die Woche soll jede Klasse von nun an vor Ort unterrichtet werden. „Die Stimmung bei den Eltern ist gemischt“, sagt Skoeries. Gerade in Familien mit zwei berufstätigen Elternteilen seien durch den Distanzunterricht nah an ihrer Belastungsgrenze. „Viele machen sich aber auch ganz große Sorgen“, sagt Skoeries. Quer durch alle sozialen Schichten und kulturellen Hintergründe, die an der Schule vertreten sind.
Sirka Justus, Förderschule Am Rönsberghof Am Rönsberghof dürften sie eigentlich seit Montag noch mehr als in anderen weiterführenden Schulen. Als Förderschule mit dem Schwerpunkt „Geistige Entwicklung“billigt das Land der Schule eine Sonderrolle zu. Die Schulleitungen sollen hier prüfen, „ob ein Präsenzunterricht auch in voller Klassenstärke erfolgen kann“. Schulleiterin Sirka Justus kennt die Regel, sie hat sich dennoch dagegen entschieden.
„Das hört sich immer so gut an“, sagt Justus. „Wir sind trotzdem lieber vorsichtig.“Für die Schulleiterin ist die Corona-Krise ein Drahtseilakt. Auf der einen Seite ist für viele ihrer Schüler ein Distanzunterricht nur sehr schwer möglich. Auf der anderen Seite tragen nicht alle Schüler überhaupt Masken oder halten zuverlässig die Abstände ein. „Unsere Schülerschaft ist sehr heterogen“, sagt Justus. Daher versuchen sie für jeden das passende Konzept zu finden. Und das zunächst weiterhin in einer Mischung aus Präsenzund Distanzunterricht
Elke Bergers, Gesamtschule Duisburg-Süd Die Abschlussklassen waren schon ein paar Tage an den Präzensunterricht gewöhnt, am Montag kamen dann auch die anderen Jahrgänge wieder in die Gesamtschule Duisburg-Süd – in geteilten Klassen und mit strengen Hygienebedingungen.
„Eigentlich ist der Start heute Morgen ganz gut angelaufen“, berichtet Schulleiterin Elke Bergers. Zwischen zwei und drei Tagen sei jeder Schüler pro Woche im Präzensunterricht. Den Schülern habe man angesehen, wie sehr sie sich freuen, endlich wieder zur Schule gehen zu dürfen. Es gebe aber auch gerade viele Eltern und Lehrer, die sich Sorgen machen, nicht zuletzt wegen der steigenden Inzidenz in der Stadt. „Auch in geteilten Klassen kommen jeden Tag 600 Schüler zu uns. Wir organisieren damit quasi täglich eine Großveranstaltung“, sagt Bergers.
Ob und wann am Dienstag die vom Land angekündigten Schnelltests zur Schule geliefert werden, sei unklar, berichtet die Schulleiterin. „Wir warten ab.“Fragen gebe es auch noch zum Zeitpunkt der Impfung des Kollegiums. „Wann wir dran sind, konnte man uns noch nicht sagen“, so Bergers.
Christof Haering, Landfermann Gymnasium Am Morgen hat sich Christof Haering selbst ein Bild von den ersten Minuten des Schulalltags gemacht. Vor der ersten Stunde stand er draußen am Eingang und begrüßte die Schüler. „Da war viel Freude zu sehen, klar, aber uns liegt diese Situation auch gerade schwer im Magen, wenn die Infektionszahlen so weiter ansteigen wie bislang“, sagt der Schulleiter. Fast alle Eltern hätten ihre Kinder in die Schule geschickt, eine Art „Schulboykott“, zu dem in einigen sozialen Medien aufgerufen wurde, gab es jedoch nicht.
Ob die Tests am Dienstag tatsächlich geliefert werden, weiß auch Haering nicht. Eine Mail des Ministeriums, die ihn am Montag erreichte, mache ratlos, sagt der Schulleiter. Dort heißt es unter anderem, die Testergebnisse müssten aus datenschutzrechtlichen Gründen vertraulich behandelt werden. „Wie das in der Praxis bei einem positiven Test möglich sein soll, ist mir unklar“, sagt Haering. „Denjenigen müssen wir ja nach Hause schicken.“