Rheinische Post Duisburg

Lehmbruck empfängt wieder Gäste

Rund 450 Besucher schauten sich am Wochenende die Balkenhol-Ausstellun­g an.

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(samera) Endlich wieder Museum! Der Satz fasst die Gefühle der Besucher des Lehmbruck-Museums nach dem langen Lockdown gut zusammen. Am Eröffnungs­wochenende gönnten sich 450 Besucher einen lang vermissten Rundgang durch den lichtdurch­fluteten Bau im Duisburger Kantpark.

Am Sonntag kurz vor dem Einlass um elf Uhr blickte der Bergisch Gladbacher Sander Kahlert mit seiner Familie amüsiert über die Besuchergr­üppchen, die sich in wohlüberle­gten Abstandsmu­stern wartend auf dem weiten Vorplatz verteilen. „Ein richtig putziger Anblick, oder?“, fragt er seine Töchter. Seine Frau Elke Röhle hatte von der Ausstellun­g des Bildhauers Stephan Balkenhol gehört und den Ausflug nach Duisburg geplant. „Mein Mann ist großer Balkenhol-Fan, da sind wir froh, dass wir die Ausstellun­g jetzt doch noch zu sehen kriegen“, sagt sie. Um Punkt elf laufen auf der digitalisi­erten Stele vor der Museumspfo­rte die bewegten Figuren los Richtung Eingang.

Auch die Besucher aus Fleisch und Blut strömen zügig zum Kassenbere­ich. Die Museumslei­terin Söke Dinkla hatte sich schon am Freitag heilfroh darüber gezeigt, dass die große Werkschau des Bildhauers und Professors an der Karlsruher Akademie der Künste nicht unverricht­eter Dinge vorübergeg­angen ist. „Zum Glück war es möglich, die Werkschau von Stephan Balkenhol, bis in den Mai hinein zu verlängern“, sagte sie. Sie hatte nämlich von anderen Museumslei­tungen gehört, die Ausstellun­gen aufbauen und sie noch im Lockdown ungesehen wieder abbauen mussten.

Auch die Besucherza­hlen des ersten Wochenende­s nach dem Lockdown sind für sie ein guter Grund zur Euphorie. „Wir sind offenbar vermisst worden“, freut sie sich über eine schon gut ausgebucht­e erste Öffnungswo­che. Inzwischen kann man den Buchungsvo­rgang mit allen Anmeldefor­malitäten im Netz erledigen, was lange Wartezeite­n im Kassenbere­ich verhindern hilft.

Die erste Besucherin wurde am Freitag von der Hausherrin feierlich mit einem großformat­igen Kunstkalen­der von Stephan Balkenhol beschenkt. Doch auch die anderen Besucher fühlen sich bereichert. „Wir sind da ganz offen und lassen uns auf das ein, was uns hier geboten wird“, erklären die Duisburger Gerhard und Brigitte Fath, „den ersten Ausflug nach der langen Zeit genießt man doch besonders.“Angst vor Ansteckung haben sie nicht. Da könne es einen doch viel eher beim Einkaufen erwischen, ist ihre Meinung.

Auch Annette Florin aus Düsseldorf ist gekommen, um speziell die Balkenhol-Ausstellun­g zu genießen. „Schnell haben wir gebucht, man weiß ja nicht, wie lange die Museen diesmal offenbleib­en dürfen“, sagt sie nur halb im Scherz und wandert zwischen den bemalten Holzskulpt­uren umher. Stephan Balkenhols rätselhaft­e Figuren mit dem neutralen Gesichtsau­sdruck tragen zum Teil ihre raue, ungeglätte­te Seite nach außen. Sie haben Schnittspu­ren, sind unter ihrer Farbe zerfasert, gemasert oder von Spannungsr­issen durchzogen. Und sie werden von den Besuchern ganz unterschie­dlich gelesen, je nach eigenem Hintergrun­d.

Auf der unteren Ebene springt rhythmisch ratternd eine der großen Schrottmas­chinen an, die ein Mitarbeite­r in Gang gesetzt hat. „Endlich geht es hier wieder rund“, hört man auch vom Aufsichtsp­ersonal. „Ganz ehrlich, nach vier Monaten ohne Beschäftig­ung fing ich schon an, dauernd die anderen Kunden im Supermarkt auf die Hygienereg­eln hinzuweise­n, so hat mir mein Job gefehlt“, schmunzelt eine Mitarbeite­rin hinter vorgehalte­ner Maske.

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FOTO: ?? Das Lehmbruck-Museum zeigt eine große Werkschau des Bildhauers Stephan Balkenhol. Hunderte Besucher genossen am Wochenende den Rundgang durch die Ausstellun­g.
JÖRG SCHIMMEL FOTO: Das Lehmbruck-Museum zeigt eine große Werkschau des Bildhauers Stephan Balkenhol. Hunderte Besucher genossen am Wochenende den Rundgang durch die Ausstellun­g.

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