Rheinische Post Duisburg

Kreis stoppt Impfungen mit Astrazenec­a

- VON J. HAGENACKER UND K. NIKOLEI

Betroffen sind in erster Linie Beschäftig­te an Schulen und Kitas. Impfungen mit dem Vakzin von Biontech finden weiter wie geplant statt: In den nächsten drei Wochen erwartet der Kreis Wesel insgesamt rund 9000 Impfdosen.

KREIS WESEL Die Nachricht kam für alle Beteiligte­n überrasche­nd: Um 15.46 Uhr am Montag habe das Ministeriu­m für Arbeit, Gesundheit und Soziales die Kreise und kreisfreie­n Städte in NRW darüber informiert, dass die Impfungen mit dem Impfstoff von Astrazenec­a bundesweit eingestell­t werden, teilte der Kreis Wesel am Montagnach­mittag mit. Impfungen mit dem Vakzin des britischen Pharmakonz­erns seien daraufhin unverzügli­ch eingestell­t worden. Davon betroffen sind in erster Linie Beschäftig­te an Grundschul­en, Förderschu­len und Kitas. Dabei hatte der Kreis erst am Freitag weitere Standorte für die Impfung dieser Berufsgrup­pen benannt.

In Moers wurden seit Samstag Impfungen von Lehrern und Erziehern in der Eissportha­lle an der Filder Straße angeboten, in Alpen-Veen stand eine mobile Impfeinhei­t des DRK auf dem Spargelhof Schippers bereit, während auf der rechten Rheinseite Impfungen für Schulund Kitaperson­al mit Astrazenec­a im Impfzentru­m in Wesel möglich waren. Alle bis zum Montagnach­mittag vereinbart­en Termine sind nun bis auf Weiteres abgesagt.

Das gilt auch für Mitglieder des Bereichs Einglieder­ungshilfe, für die laut Kreis in der 11. und 12. Kalenderwo­che bereits circa 2000 Astrazenec­a-Impfdosen zur Verfügung gestellt wurden. Im gleichen Zeitraum waren für Schul- und Kita-Personal circa 4300 Impfdosen reserviert. Depotbestä­nde beim Land sollten „gezielt zeitnah für die Impfungen für Schul- und Kitaperson­al genutzt werden“. Daraus wird nun vorerst nichts.

Als Imke Hagemann, Leiterin der Gemeinscha­ftsgrundsc­hule Am Quadenweg in Wesel-Schepersfe­ld am Montagnach­mittag davon erfuhr, dass das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium die Coronaimpf­ungen mit Astrazenca fürs Erste ausgesetzt hat, konnte sie es zunächst kaum fassen. Schließlic­h war ihr und ihrem Konrektor am Tag zuvor im Weseler Impfzentru­m in der Niederrhei­nhalle genau dieser Impfstoff gespritzt worden. „Ich glaube allerdings nicht, dass mir jetzt etwas Schlimmes passiert“, sagt sie. „Schließlic­h sind in vielen anderen Ländern unzählige Astrazenec­a-Dosen verimpft worden.“

Dass sie nun als Lehrkraft geimpft ist, sieht die Schulleite­rin vielmehr als großes Privileg. „Dafür bin ich sehr dankbar“, sagt sie. Mit ihren Kolleginne­n habe sie bislang noch nicht über das Thema gesprochen. „Ich denke, sie alle werden vom Kreis Wesel eine Mail bekommen, denn über den Kreis lief ja auch

die Anmeldung ganz problemlos.“Im Lehrerzimm­er, davon ist Imke Hagemann überzeugt, werde die abgesagte Impfung am Dienstag

in jedem Fall Hauptgespr­ächsthema sein. Was ihr in diesem Zusammenha­ng Unbehagen bereitet: „Meine Eltern, die auf die 80 zugehen, werden jetzt wohl noch länger darauf warten müssen, geimpft zu werden. Und das gefällt mir natürlich gar nicht.“

Impfungen mit dem Biontech-Impfstoff seien vom Impfstopp nicht betroffen und würden in der Priorisier­ungsgruppe der Ü-80-Jährigen weiterhin vorgenomme­n, teilte indes der Kreis Wesel mit. So seien für die 11. bis 13. Kalenderwo­che (KW) jeweils circa 3000 Impfdosen pro Woche angekündig­t, für die 14. bis 17. KW jeweils circa 2500, berechnet auf sechs Entnahmen pro Vial. In der Summe ergebe das 19.350 Impfdosen bis Anfang Mai. Aktuell geht der Kreis Wesel davon aus, dass circa 9500 Menschen aus der Gruppe Ü80 bis zum Ende der 10. KW geimpft wurden.

Unabhängig davon haben am Montag die Arbeiten zum Aufbau des Impfstando­rts am St.-Josef-Krankenhau­s in Moers begonnen. Genutzt werden soll eine Fläche auf dem Parkplatz. Die aktuelle Planung sieht zwei Impfstraße­n vor, die in Zelten untergebra­cht sind.

Der Kreis Wesel geht davon aus, dass der Betrieb dort „im Laufe des April“starten kann. Die Leitung der Impfeinhei­t soll Sinan Aydin, Leiter des Moerser Ordnungsam­tes, übernehmen.

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FOTO: ALESSANDRA TARANTINO/AP Ein Mitarbeite­r eines Impfteams zieht eine Spritze mit dem Impfstoff von Astrazenec­a auf.

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