„Es ist wie in der Vorweihnachtszeit“
Seit dem 8. März sind die Türen der Buchhandlungen wieder geöffnet. Fünf Inhaber erzählen, was sich seitdem verändert hat.
DÜSSELDORF Seit einer Woche haben Buchhandlungen wieder geöffnet. Wer möchte, kann sich seit dem 8. März im Geschäft seiner Wahl beraten lassen oder auch ganz alleine auf Entdeckungstour nach neuen Büchern gehen. Vorbestellungen oder die Abfertigung an der Eingangstür sind seitdem nicht mehr notwendig. Unzählige Düsseldorfer haben dieses Angebot in der vergangenen Woche genutzt und einen kleinen, Corona-konformen Sturm auf die Buchhandlungen ausgelöst.
Für Katja Gossens von der gleichnamigen Buchhandlung an der Luegallee war die erste Woche ein voller Erfolg, sagt sie. „Es lief toll. Wir sind glücklich, dass es so gut funktioniert hat und dass die Kunden wieder in den Laden dürfen.“Zwar habe das Wetter nicht ganz mitgespielt, trotzdem sei das Interesse der Kunden groß gewesen und es habe schon fast wieder „Normalzustand“geherrscht, sagt Gossens.
Auch die Reaktion der Kunden sei durchweg positiv gewesen. Sie hätten es genossen, den Bücherkauf wieder in vollem Umfang genießen zu können, denn: „Beratung, das persönliche Gespräch und auch das Haptische, also die Bücher anzufassen – das gehört alles dazu“, sagt Gossens. Gerade das Beratungsgespräch hätten viele Kunden genutzt. Beliebt seien derzeit vor allem Romane, Sachbücher zu Corona und dem Impfen, und Kinderbücher. Einige ihrer Kunden würden aber auch Bücher, die sie früher einmal gelesen haben, heute neu für sich entdecken und dann gezielt in dieser Richtung nachfragen. „Diese Art von Recherche haben wir jetzt auch häufiger“, sagt die Buchhändlerin.
Auch Rudolf Müller von der Literaturhandlung Müller und Böhm im Heine-Haus an der Bolker Straße
freut sich über die Lockerungen. „Die erste Woche war wunderbar“, sagt der Buchhändler. „Die Leute freuen sich, dass sie wieder in die Buchhandlung kommen können. Danach gab es einen Bedarf, eine regelrechte Sehnsucht.“Einige seiner Kunden hätten ihm sogar Blumen und Pralinen mitgebracht. „Es waren schöne Tage, ein schönes Erlebnis“, freut sich Müller.
Während seine Kunden im Lockdown vor allem die Titel der Bestseller-Listen angefragt hatten, würden seine Kunden jetzt oft selber in den Regalen stöbern, eigene Schätze entdecken oder auch Beratung und Empfehlungen fordern, erzählt Müller. „Vor allem Taschenbücher sind im Moment sehr beliebt.“Während des Lockdowns lagen die noch wie Blei in den Regalen, weil sie in den Kulturmagazinen und Bestsellerlisten in der Regel nicht auftauchten, so der Buchhändler. „Da werden vor allem Neuerscheinungen behandelt“, erklärt Müller.
Antje Westermann freut sich vor allem über die vielen neuen Gesichter, die sie in ihrer Buchhandlung sieht. „Die kamen schon zum Abholservice“, sagt Westermann, aber jetzt habe man mehr Zeit und Möglichkeiten, sich kennenzulernen. Zusammen mit Hans Schmitz leitet sie die Buchhandlung „Bibabuze“an der Aachener Straße.
Pralinen oder Blumen habe sie von ihren Stammkunden zwar keine bekommen, das sei aber auch gar nicht schlimm, sagt die Händlerin. Sie freue sich mehr darüber, wenn jemand ein Buch findet, das ihm gefällt und damit Freude hat. „Vorher haben die Kunden vor allem die Bücher der Bestseller-Listen angefragt“, sagt Westermann. Jetzt sei die Nachfrage viel bunter: „Das Buch sucht eben den Kunden.“Jetzt, wo die Kunden wieder in die Geschäfte dürfen, sei das möglich. Und offensichtlich finden derzeit viele Bücher ihren Leser, denn oft kommen ihre Kunden mit Stapeln von Büchern unter dem Arm zur Kasse, sagt Westermann: „Es ist ein bisschen wie in der Vorweihnachtszeit.“
Auch die Buchhandlung Schulz und Schultz an der Geibelstraße verlassen viele Kunden mit stapelweise Büchern. „Vor allem mit Büchern, die sie selber entdecken“, sagt Verena Kähmer, Mitinhaberin der Buchhandlung. „Die ,Spiegel’-Bestseller-Liste haben die Leute die letzten Monate gelesen.“Ein Genre oder eine Richtung kann die Buchhändlerin dabei nicht ausmachen: „Das ist bunt gemischt, eben
Lesefutter.“Sie sei sehr froh, ihr Geschäft endlich wieder ganz öffnen zu dürfen, sagt sie. „Auch die Leute genießen das shoppen“, sagt Kähmer.
Nicole Albrecht hat von ihren Kunden als Dank sogar Schokolade, Blumen und Kuchen bekommen. „Sie bedanken sich bei uns für unseren Service während des
Lockdowns“, sagt die Mitinhaberin der Buchhandlung Dietsch in Benrath. Dort dürfen derzeit nur 15 Leute gleichzeitig in das Geschäft. „Wir dürften rechtlich eigentlich mehr Leute reinlassen. Mit den Zahlen sind wir aber schon vorher gut gefahren und haben sie deswegen beibehalten.“