Es lebe die Republik
Das Interview, das Prinz Harry und seine Frau Meghan
Oprah Winfrey in den USA gegeben haben, hat in Australien eine Debatte über die Monarchie losgetreten. Vertreter der Republik-Bewegung
wollen nun noch im Jahr 2021 ein neues Modell vorstellen.
die Unterstützung für eine Republik auf den tiefsten Punkt seit 25 Jahren sinken. Und die positive Einstellung gegenüber der Monarchie hielt an: So ergab eine Online-Umfrage vom Marktforschungsunternehmen Ipsos im Januar, dass nur ein Drittel der Australier die Gründung einer Republik befürworten würde.
Doch während Harry und Meghan die Monarchisten im Land vor drei Jahren noch beflügelten, so hat ihr aktuelles Interview im US-Sender CBS nun genau das Gegenteil bewirkt. Sandy Biar, der Direktor der australischen Republik-Bewegung, sagte gegenüber dem Online-Medium The New Daily, dass die Schilderung von Harry und Meghan zeige, „wie wenige Berührungspunkte die Monarchie mit dem modernen Australien“habe. Die „schwerwiegenden Vorwürfe“des systemischen Rassismus würden ein Verhalten aufzeigen, das in Australien und vor allem in öffentlichen Ämtern „völlig inakzeptabel“sei.
Auch prominente Australier mischten sich aktiv in die emotional aufgeladene Debatte ein. So warb etwa der frühere australische Premierminister Malcolm Turnbull beim Sender ABC dafür, dass das australische Staatsoberhaupt ein australischer Staatsbürger sein sollte: „Einer von uns“und „nicht die Königin oder der König des Vereinigten Königreichs“, sagte Turnbull. „Wir sollten so stolz auf unser Land und unsere Landsleute sein, dass wir sagen sollten: Nur ein Australier sollte berechtigt sein, unser Staatsoberhaupt zu sein.“
Dass Turnbull als Liberalkonservativer den Republik-Gedanken unterstützt, ist für die australische Politik eher ungewöhnlich. Denn traditionell sind die Politiker der Liberal Party eher monarchietreu, während die Kritiker bei den Sozialdemokraten
und den Grünen sitzen. Andere konservative Politiker stellten sich beispielsweise bewusst auf die Seite der Krone: So twitterte Jarrod Bleijie, dass die Herzogin von Sussex eine „Goldgräberin“sei, die versuche, „die Institution niederzureißen“, weil sie nicht „die zukünftige Königin“sein könne.
Manche Experten halten ein Umdenken in der australischen Bevölkerung aber für möglich. So sagte Jenny Hocking, Politikwissenschaftlerin der Monash Universität in Melbourne, im Gespräch mit „The Guardian“, dass das Interview von Harry und Meghan bereits „einer von mehreren Fällen war, in denen der Schleier der königlichen Geheimhaltung gelüftet wurde und das, was man zu sehen bekam, nicht ganz angenehm ist“. Hocking verwies auf Berichte, nach denen die Queen Gesetze zu ihren Gunsten beeinflusst haben soll, beispielsweise um die Höhe ihres Privatvermögens zu verschleiern. Im Interview Krone nach Aussagen von Luke Mansillo, einem Experten für internationale Beziehungen an der Universität von Sydney, aber auch schon wieder abgekühlt haben. In einem Artikel im akademischen Fachmagazin „The Conversation“wies Mansillo auf den Skandal aus dem Jahr 1992 hin, als der texanische Millionär John Bryan beim Saugen der Zehen von Sarah Ferguson, der Herzogin von York, erwischt wurde. Damals hätten auch plötzlich 57 Prozent der Australier den Republik-Gedanken unterstützt. Doch beim Referendum sieben Jahre später hielt das Land dann trotzdem an der Monarchie fest. „Wenn Fergie die australische Monarchie nicht stürzen konnte, ist es unwahrscheinlich, dass Oprah dies kann“, schrieb Mansillo.
Zwar sei das Interview „weitaus nuancierter“als die diversen königlichen Skandale der 90er-Jahre. Die Behauptungen, der Palast sei rassistisch und Meghans mentale Gesundheit sei dort stark vernachlässigt worden, seien in der Tat „schrecklich und erschütternd“, schrieb der Experte. Sie müssten aber auch „im Kontext eines eskalierenden Krieges zwischen dem Buckingham Palace und den Sussexes gesehen werden“. Dabei spiele sicher auch mit, dass Meghan und Harry zurzeit verzweifelt versuchten, „Geld zu verdienen – und eine Marke aufzubauen –, um ihr neues Leben in Kalifornien zu finanzieren“, schrieb Mansillo.