Sorge um die Zukunft der Filmwoche
Die bisherige Leitung hat ihre Verträge nicht verlängert. Die Suche nach einem neuen Team steckt noch in der „Vorbereitung“, heißt es.
Es war durchaus ein kulturpolitischer Paukenschlag, als vor wenigen Wochen bekannt wurde, dass das bisherige Leitungsteam der Duisburger Filmwoche seine Zweijahresverträge, die am 31. März enden, nicht verlängern wird (die RP berichtete). So mancher hegte bei dieser Nachricht den Verdacht, dass damit das Ende des wohl bedeutendsten Festivals für deutschsprachige Dokumentarfilm-Produktionen eingeläutet werde. Die Sorge um die Fortführung der Filmwoche, die vor 44 Jahren zum ersten Mal stattfand und die im vergangenen Jahr unter Corona-Bedingungen veranstaltet werden musste, ist nach wie vor berechtigt. Denn noch immer gibt es keine neue Leitung für die 45. Ausgabe der Duisburger Filmwoche.
Stattdessen hat sich das bisherige Team in einem freundlichen Brief verabschiedet. Er beginnt so: „Das Team der 43. und 44. Duisburger Filmwoche verabschiedet sich. Am 31. März 2021 enden die Zweijahresverträge der Leitung und der fest angestellten Mitarbeiter*innen der Duisburger Filmwoche und doxs!. Christian Koch, Jana Wiechers und Jan Galka haben die Verträge auf eigenen Wunsch nicht verlängert, Gudrun Sommer wird sich ab April 2021 gemeinsam mit der doxs!-Crew auf die Jubiläumsaugabe des Festivals für Kinder- und Jugenddokumentarfilm konzentrieren.“
Dass Christian Koch, der zusammen mit Gudrun Sommer in den beiden vergangenen Jahren die
Duisburger Filmwoche geleitet hat, ausscheidet, wird allgemein bedauert. Er hat in seiner Leitungsfunktion einen guten und souveränen Eindruck hinterlassen – und das bei der Corona-Ausgabe im vergangenen Jahr unter schwierigsten Bedingungen. Das Festival musste zunächst gerettet und dann mehrmals umgeplant werden. Erst wenige Tage vor dem Start stand fest, dass die 44. Auflage der Filmwoche nur digital durchgeführt werden konnte. Die sonst üblichen und für das Festival typischen Diskussionsrunden mit den Filmemachern im Anschluss an die Vorführungen wurden kurzerhand ersetzt durch Video-Interviews mit den Dokumentarfilmern, die zusammen mit den Filmen online zugänglich gemacht wurden. Das zu organisieren war ein Kraftakt. Es gelang dem „alten“Leitungsteam den hohen Anspruch, den die Duisburger Filmwoche in Deutschland, Österreich und der Schweiz hat, zu bewahren.
Umso nötiger ist es, dass so schnell wie möglich eine neue Leitung installiert wird, damit die 45. Ausgabe des Festivals angemessen vorbereitet und durchgeführt wird. Und da scheint man bei der Stadt noch nicht besonders weit zu sein. Auf die entsprechende Anfrage der RP heißt es vom Kulturdezernat, das (noch) von Astrid Neese geleitet wird: „Bezüglich der Wiederbesetzung der Filmwoche-Leitung befinden wir uns in der Vorbereitung einer externen Ausschreibung. Sie erfolgt im Laufe des Frühjahres. Es ist dabei selbstverständlich, dass eine dem Renommee
des Festivals entsprechende fachlich kompetente Wiederbesetzung erforderlich ist, um den Stellenwert der Duisburger Filmwoche zu sichern. Hierzu und zum Konzept einer auch pandemiebedingt angepassten Duisburger Filmwoche im Jahr 2021 befinden wir uns in intensiven Vorbereitungen.“Angesichts dieses mehr als unvollkommenen Vorbereitungsstandes kann man die hinter den Kulissen geäußerte Sorge um die Fortführung der Filmwoche gut nachvollziehen.
Immerhin ist die Jugendsparte des Duisburger Dokumentarfilm-Festivals gesichert. Deren Leiterin Gudrun Sommer, die sich aus der „erwachsenen“Filmwoche ganz verabschiedet hat, bereitet die 20. Ausgabe des doxs!-Festivals vor, das vom 8. bis 21. November (und damit sieben Tage länger als alle bisherigen doxs“-Festivals) stattfindet. Die anspruchsvollen internationalen dokumentarischen Filme für junge Menschen, um die sich „doxs!“kümmert, sind nicht nur im zeitlich begrenzten Duisburger Festival präsent, sondern in vielen Ländern während des ganzen Jahres. Ganz neu ist, dass ausgewählte doxs!-Preisträgerfilme auch über Stadtbibliotheken kostenlos ausgeliehen werden können, wenn man einen Bibliotheksausweis besitzt. Über das Online-Portal „filmfriend.de“ist auch in Duisburg eine Auswahl an doxs!-Festivalfilmen zu bekommen. Sie werden über das Video-on-Demand-Angebot für das Heimkino zugänglich gemacht. Das ist vorbildlich!