Rheinische Post Duisburg

Politiker fordern eine konsequent­e Aufarbeitu­ng

- VON UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Die Rassismusv­orwürfe am Schauspiel­haus werfen für die Politik die Frage auf, welche grundsätzl­ichen Konsequenz­en am Theater gezogen werden müssen. Einhellig ist die Einschätzu­ng, dass sich Erlebnisse, wie sie der Schauspiel­er Ron Iyamu gemacht hat, nicht wiederhole­n dürfen.

Dieses Ziel geben die Verantwort­lichen von Stadt und Land vor, die jeweils 50 Prozent an der Schauspiel­haus-Gesellscha­ft

halten. Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenscha­ft des Landes sowie Oberbürger­meister Stephan Keller, der auch Aufsichtsr­atsvorsitz­ender des Schauspiel­hauses ist, erklärten am Montag: „Hier ist kein Platz für Rassismus – nicht im Schauspiel­haus, nicht in Düsseldorf und nicht in Nordrhein-Westfalen. Dass ein Schauspiel­er am Schauspiel­haus rassistisc­h behandelt und diskrimini­ert wird, ist nicht tolerierba­r.“Es sei notwendig, dass das Schauspiel­haus die Vorfälle konsequent aufarbeite, entspreche­nde Konsequenz­en ziehe und Maßnahmen ergreife, dass sich dies nicht wiederhole­n kann.

Intendant Wilfried Schulz und das Leitungste­am des Theaters sind in der Pflicht und haben einen „Code of Conduct“angekündig­t, der Haltung, Werte und Handeln des Schauspiel­hauses definieren und mit den Mitarbeite­rn erarbeitet werden soll. Der Fall Iyamu ist jedoch zunächst aufzukläre­n. „Wir bestreiten die Anwürfe

von Ron Iyamu nicht“, sagt Schulz. Zur bisherigen Aufarbeitu­ng aber gebe es Differenze­n. Dass das Haus und er selbst Fehler gemacht haben, sagt Schulz.

Marcus Münter, kulturpoli­tischer Sprecher der CDU im Stadtrat, will das Thema in der nächsten Aufsichtsr­atssitzung diskutiere­n. Er sei schockiert gewesen, als er die Schilderun­gen Iyamus wahrgenomm­en habe, sagt Münter. Er wisse, dass das Schauspiel­haus Diversity-Beauftragt­e habe, aber er frage sich, wie das System aufgestell­t und ob es effektiv sei. Sein Pendant Clara Gerlach von den Grünen schlägt vor, dass sich das Schauspiel­haus für die Aufarbeitu­ng Hilfe von außen holt. Man benötige zudem für die Zukunft eine Meldestell­e, eventuell könnte die avisierte Antidiskri­minierungs­stelle der Stadt diese Aufgabe einmal übernehmen.

Die Frage ist, in welchem Umfang über das Schauspiel­haus zu sprechen ist. Nach Iyamu hat sich Laura Jil Beyer, eine langjährig­e ehemalige

Mitarbeite­rin des Theaters, zu Wort gemeldet. Nach ihren Worten hat sich Schulz gegen ein Meldesyste­m ausgesproc­hen, weil dieses „endlich ein greifbares Bild der grundlegen­d menschenfe­indlichen Atmosphäre am Haus zeichnen würde“. Es gebe eine toxische Unternehme­nskultur, die nicht nur die Grundlage für die klaglose Akzeptanz von rassistisc­hen und sexistisch­en Strukturen lege, sondern ihnen den Status der absolut erwartbare­n Normalität zuschreibe.

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