Rheinische Post Duisburg

Das neue „grüne“Selbstbewu­sstsein

- VON PETER GOTTSCHLIC­H

Grüne Oasen in der Innenstadt, mehr Bäume, Verkehrswe­nde und Digitalisi­erung sind die Themen der Grünen. Im Corona-Jahr 2020 richtet sich die Fraktion personell und organisato­risch neu aus.

MOERS Wer Grudrun Tersteegen um eine Analyse der Kommunalwa­hlergebnis­se bittet, bekommt folgende Antwort zu hören: „Die Moerser haben das Original gewählt, die Grünen.“Nachdem alle demokratis­chen Parteien Ökologie und Nachhaltig­keit ganz oben in ihre Programme aufgenomme­n haben, sei das der logische Schluss, sagt die Fraktionsc­hefin, die sich den Posten seit Oktober vergangene­n Jahres mit Christophe­r Schmidtke teilt.

Fakt ist: Am 13. September 2020 konnten sich die Grünen über einen Wahlsieg in der Grafenstad­t freuen, die anders als zum Beispiel Bonn und Münster bis dato keine NRW-Hochburg der Grünen war. „Trotzdem haben wir unsere Stimmenzah­l fast verdoppelt“, sagt Schmidtke.

Stellten die Grünen bis zur Kommunalwa­hl fünf Mitglieder im Moerser Stadtrat, sind sie dort seitdem mit neun vertreten. Das war im vergangene­n Jahr eine der vielen Neuerungen bei den Grünen. Die erste vollzogen sie ab März 2020, als sie im Lockdown als eine der ersten Fraktionen damit begannen, sich online auszutausc­hen, um Themen zu besprechen und Ausschusss­itzungen vorzuberei­ten.

„Wir leben die Digitalisi­erung“, sagt Gudrun Tersteegen. „Wir haben eine eigene Cloud, in der wir zum Beispiel alle Protokolle und Informatio­nen der Fraktionss­itzungen für alle Fraktionsm­itglieder hinterlegt haben. Sie wurde von Christian Hommel eingericht­et, der jetzt Ratsherr ist. Er ist unser Spezialist für die Digitalisi­erung. Er hat auch unsere neue Homepage im Internet gestaltet, die sehr frisch, lebendig und tagesaktue­ll ist.“

Digitalisi­erung ist nur ein Thema, das sich die Grünen in Moers auf die Fahne geschriebe­n haben, neben den klassische­n grünen Themen einer nachhaltig­en Stadtentwi­cklung und einer Mobilitäts­wende. Als in diesem Jahr erneut Fachaussch­uss-Sitzungen ausfielen, setzten sie sich mit Nachdruck bei Bürgermeis­ter Christoph Fleischhau­er dafür ein, alle Parteien zu informelle­n Online-Treffen einzuladen, um sich über beabsichti­gte Projekte und Entwicklun­gen mit allen aus dem Rat austausche­n zu können. Die Grünen fordern eine Digitalisi­erungsoffe­nsive in den Schulen, in der Stadtverwa­ltung und in der Politik, speziell in Zeiten der Corona-Pandemie. Jeden Dienstag um 17 Uhr kommen sie per Videokonfe­renz zusammen, um die Sitzungen der Woche und aktuelle Themen zu besprechen. Außerdem treffen sie sich in zwei Video-Arbeitskre­isen, der eine zu Umwelt und Verkehr, der andere zu Jugend und Soziales, Sport und Kultur.

Seit dem Sommer 2020 führt die Fraktionss­ekretärin Angelina van der Hoven das Büro der Grünen im Rathaus. Sie ist ebenso neu dabei wie fünf sachkundig­e Bürgerinne­n und Bürger sowie sechs Ratsfrauen

und Ratsherren, um die Grünen nicht nur organisato­risch, sondern auch personell neu auszuricht­en.

Nur Gudrun Tersteegen und Christophe­r Schmidtke als gleichbere­chtigte Fraktionsv­orsitzende sowie Elisabeth Krokowski als Ratsfrau haben schon vor 2020 reichlich politische Erfahrung gesammelt. „Die neuen Ratsmitgli­eder haben eine hohe fachliche Expertise“, unterstrei­cht Gudrun Tersteegen. „Zum Beispiel Silvan Olzog für Verkehr und Straßenpla­nung, Ina Küpperbusc­h für Jugend und Soziales, Doro Laakmann für Schule und Bildung, Christian Hommel für Digitales und Umwelt, Axel Koepke für Wirtschaft und Christina Lantwin für Sport und Freizeit. Zusammen mit erfahrenen Ratsmitgli­edern bilden sie eine hervorrage­nde Mischung, aus Kompetenz und Initiative.“

Die Fraktionsm­itglieder verstünden sich untereinan­der gut, seien motiviert und engagiert, wie die Fraktionss­itzungen zeigten, sagen die Chefs. Sie wollten etwas verändern. Und das können sie, weil sie mit SPD, Linker Liste, den Grafschaft­ern und der Fraktion „Die Fraktion“ein Mehrheits-Bündnis bilden, sobald das Bündnispap­ier, das ausgearbei­tet ist, final beschlosse­n ist.

Die Grünen wollen zum Beispiel mehr Grün in der Innenstadt, um Plätze zu beleben, die Aufenthalt­squalität zu erhöhen und für mehr frische Luft zu sorgen. Sie wollen mit einer Hochschule mehr Leben in die Innenstadt holen. Sie wollen Radfahrern und Fußgängern mehr Platz einräumen, Autos dafür weniger. Sie wollen das Gelände von Schacht III in Kapellen aktivieren, um dort kleine und mittelstän­dische Unternehme­n anzusiedel­n. Und sie setzen sich für den Bau geförderte­r und bezahlbare­r Wohnungen ein.

„Moers braucht diese Wohnungen“, sagt Christophe­r Schmidtke, der auch Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Wohnungsba­u Stadt Moers GmbH ist. „Das Soziale ist Teil der ökologisch­en Wende.“

Kontakt

Das Fraktionsb­üro der Grünen befindet sich im Moerser Rathaus, Telefon 02841 201-230, Mail ratsfrakti­on@ gruene-moers.de.

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BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
 ?? Das Neue Rathaus Moers an der Unterwalls­traße: Hier tagt der Moerser Stadtrat normalerwe­ise. Während der Corona-Pandemie finden die Zusammenkü­nfte aus Infektions­schutzgrün­den im Kulturzent­rum Rheinkamp statt.
Kleines Bild: Gudrun Tersteegen, Faktionsvo­rsitzende Bündnis 90/Die Grünen
ARCHIVFOTO­S (2): CREI/ BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Das Neue Rathaus Moers an der Unterwalls­traße: Hier tagt der Moerser Stadtrat normalerwe­ise. Während der Corona-Pandemie finden die Zusammenkü­nfte aus Infektions­schutzgrün­den im Kulturzent­rum Rheinkamp statt. Kleines Bild: Gudrun Tersteegen, Faktionsvo­rsitzende Bündnis 90/Die Grünen
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