Das neue „grüne“Selbstbewusstsein
Grüne Oasen in der Innenstadt, mehr Bäume, Verkehrswende und Digitalisierung sind die Themen der Grünen. Im Corona-Jahr 2020 richtet sich die Fraktion personell und organisatorisch neu aus.
MOERS Wer Grudrun Tersteegen um eine Analyse der Kommunalwahlergebnisse bittet, bekommt folgende Antwort zu hören: „Die Moerser haben das Original gewählt, die Grünen.“Nachdem alle demokratischen Parteien Ökologie und Nachhaltigkeit ganz oben in ihre Programme aufgenommen haben, sei das der logische Schluss, sagt die Fraktionschefin, die sich den Posten seit Oktober vergangenen Jahres mit Christopher Schmidtke teilt.
Fakt ist: Am 13. September 2020 konnten sich die Grünen über einen Wahlsieg in der Grafenstadt freuen, die anders als zum Beispiel Bonn und Münster bis dato keine NRW-Hochburg der Grünen war. „Trotzdem haben wir unsere Stimmenzahl fast verdoppelt“, sagt Schmidtke.
Stellten die Grünen bis zur Kommunalwahl fünf Mitglieder im Moerser Stadtrat, sind sie dort seitdem mit neun vertreten. Das war im vergangenen Jahr eine der vielen Neuerungen bei den Grünen. Die erste vollzogen sie ab März 2020, als sie im Lockdown als eine der ersten Fraktionen damit begannen, sich online auszutauschen, um Themen zu besprechen und Ausschusssitzungen vorzubereiten.
„Wir leben die Digitalisierung“, sagt Gudrun Tersteegen. „Wir haben eine eigene Cloud, in der wir zum Beispiel alle Protokolle und Informationen der Fraktionssitzungen für alle Fraktionsmitglieder hinterlegt haben. Sie wurde von Christian Hommel eingerichtet, der jetzt Ratsherr ist. Er ist unser Spezialist für die Digitalisierung. Er hat auch unsere neue Homepage im Internet gestaltet, die sehr frisch, lebendig und tagesaktuell ist.“
Digitalisierung ist nur ein Thema, das sich die Grünen in Moers auf die Fahne geschrieben haben, neben den klassischen grünen Themen einer nachhaltigen Stadtentwicklung und einer Mobilitätswende. Als in diesem Jahr erneut Fachausschuss-Sitzungen ausfielen, setzten sie sich mit Nachdruck bei Bürgermeister Christoph Fleischhauer dafür ein, alle Parteien zu informellen Online-Treffen einzuladen, um sich über beabsichtigte Projekte und Entwicklungen mit allen aus dem Rat austauschen zu können. Die Grünen fordern eine Digitalisierungsoffensive in den Schulen, in der Stadtverwaltung und in der Politik, speziell in Zeiten der Corona-Pandemie. Jeden Dienstag um 17 Uhr kommen sie per Videokonferenz zusammen, um die Sitzungen der Woche und aktuelle Themen zu besprechen. Außerdem treffen sie sich in zwei Video-Arbeitskreisen, der eine zu Umwelt und Verkehr, der andere zu Jugend und Soziales, Sport und Kultur.
Seit dem Sommer 2020 führt die Fraktionssekretärin Angelina van der Hoven das Büro der Grünen im Rathaus. Sie ist ebenso neu dabei wie fünf sachkundige Bürgerinnen und Bürger sowie sechs Ratsfrauen
und Ratsherren, um die Grünen nicht nur organisatorisch, sondern auch personell neu auszurichten.
Nur Gudrun Tersteegen und Christopher Schmidtke als gleichberechtigte Fraktionsvorsitzende sowie Elisabeth Krokowski als Ratsfrau haben schon vor 2020 reichlich politische Erfahrung gesammelt. „Die neuen Ratsmitglieder haben eine hohe fachliche Expertise“, unterstreicht Gudrun Tersteegen. „Zum Beispiel Silvan Olzog für Verkehr und Straßenplanung, Ina Küpperbusch für Jugend und Soziales, Doro Laakmann für Schule und Bildung, Christian Hommel für Digitales und Umwelt, Axel Koepke für Wirtschaft und Christina Lantwin für Sport und Freizeit. Zusammen mit erfahrenen Ratsmitgliedern bilden sie eine hervorragende Mischung, aus Kompetenz und Initiative.“
Die Fraktionsmitglieder verstünden sich untereinander gut, seien motiviert und engagiert, wie die Fraktionssitzungen zeigten, sagen die Chefs. Sie wollten etwas verändern. Und das können sie, weil sie mit SPD, Linker Liste, den Grafschaftern und der Fraktion „Die Fraktion“ein Mehrheits-Bündnis bilden, sobald das Bündnispapier, das ausgearbeitet ist, final beschlossen ist.
Die Grünen wollen zum Beispiel mehr Grün in der Innenstadt, um Plätze zu beleben, die Aufenthaltsqualität zu erhöhen und für mehr frische Luft zu sorgen. Sie wollen mit einer Hochschule mehr Leben in die Innenstadt holen. Sie wollen Radfahrern und Fußgängern mehr Platz einräumen, Autos dafür weniger. Sie wollen das Gelände von Schacht III in Kapellen aktivieren, um dort kleine und mittelständische Unternehmen anzusiedeln. Und sie setzen sich für den Bau geförderter und bezahlbarer Wohnungen ein.
„Moers braucht diese Wohnungen“, sagt Christopher Schmidtke, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Wohnungsbau Stadt Moers GmbH ist. „Das Soziale ist Teil der ökologischen Wende.“
Kontakt
Das Fraktionsbüro der Grünen befindet sich im Moerser Rathaus, Telefon 02841 201-230, Mail ratsfraktion@ gruene-moers.de.