Zoo versteckt Affen hinter den Kulissen
Der Zoo hat 2018 seine Mandrille verabschiedet, doch die Paviane haben den Tierpark nie verlassen. Mehrere Versuche scheiterten, die Primaten in andere Zoos zu überführen. Ein Grund: Drei Tiere sind krank.
(jap) Viele Jahre gehörten die Mandrille im Zoo Duisburg zu den Lieblingen der Besucher. Die Paviane waren besonders durch ihre Violettund Rotfärbung im Gesicht aufgefallen. 2018 hat der Tierpark am Kaiserberg die vierköpfige Gruppe öffentlich verabschiedet. Mehr als zwei Jahre später stellt sich nun heraus: Die vier Affen haben den Zoo Duisburg nie verlassen.
Zurück ins Jahr 2018. Am 18. September schreibt der Tierpark auf seiner Facebook-Seite: „Auf Wiedersehen Mandrills.“Auf einem Foto ist Männchen Ernst mit seiner auffälligen Gesichtszeichnung zu sehen. Er und „seine drei Weibchen sind letzte Woche hinter unseren Kulissen einquartiert worden, weil sie demnächst in einen anderen Zoo umziehen werden“, heißt es weiter.
Der Zoo Duisburg hatte sich dazu entschieden, die Haltung dieser Tierart einzustellen und die Mandrill-Anlage, auf der er zuvor Eisbären gehalten hatte, abzureißen. Eine Sanierung der Anlage sei aufgrund der Bausubstanz nicht mehr möglich gewesen. Auf Facebook kündigt der Tierpark noch an: „Wir berichten euch hier weiter von der Reise unserer Paviane.“
Schon zu jener Zeit haben Facebook-Nutzer gefragt, in welchen Tierpark die Affen ziehen werden. Eine Antwort haben sie zumindest im sozialen Netzwerk nicht erhalten. Diese liefert zweieinhalb Jahre später aber indirekt der zoologische Leiter Johannes Pfleiderer: In von ihm verfassten E-Mails an eine walisische Auffangstation für Primaten fragt Pfleiderer nach der Aufnahmebereitschaft des Schutzgebietes für eine Gruppe von vier Mandrille an.
So heißt es in der ersten Mail, gesendet am 11. Februar 2021, dass der Zoo eine „Überschuss-Gruppe“Mandrill-Affen habe. Seit Herbst 2016 werde vergeblich versucht, die Tiere über das Europäische Erhaltungszuchtprogramm in einen anderen Zoo zu überführen. Tierparks hätten sich zwar interessiert gezeigt, doch ein Umzug sei immer wieder – zum Teil auch unerwartet für den Zoo Duisburg – gescheitert.
Eine Herausforderung, die der Tierpark im Umgang mit den Affen nennt: Drei der vier Individuen der aus den tropischen Regenwäldern Zentralafrikas stammenden Primatenart sind mit dem sogenannten „Simiane Immundefizienz-Virus“– kurz SIV – infiziert. Dies ist das Ursprungsvirus des menschlichen Immunschwächevirus HIV. Deshalb können die in Duisburg geborenen Tiere nicht mit anderen Artgenossen vergesellschaftet werden.
„Im Umgang mit den Tieren änderte das Ergebnis nichts“, sagt ein Sprecher. Das liege an den hohen Hygienestandards im Zoo. Kein Mitarbeiter habe einen direkten Kontakt zu den Tieren. Bei medizinischen Eingriffen gelten besondere Vorsichtsmaßnahmen. Alle beteiligten Personen arbeiten mit Schutzausrüstung wie Maske, Brille, Handschuhe.
Trotz der Krankheit erklärt sich die Auffangstation in Wales bereit, die Tiere aufzunehmen. Voraussetzung: Der Zoo beteiligt sich an den Baukosten für die Errichtung eines Geheges mit Isolationsmöglichkeit. Am 17. März teilt der Zoo Duisburg in Person des zoologischen Leiters jedoch in einer Antwort mit, dass für die Mandrille doch eine anderweitige Lösung gesucht werde.
Derzeit und seit zweieinhalb Jahren sind die Affen in einem umgebauten Abschnitt des Elefantengeheges
untergebracht. „Zu Beginn als eine temporäre Lösung“, heißt es in der Mail. Seit 18 Monaten hat sich an den Lebensumständen der Affen nichts geändert. Der Zoo Duisburg teilt auf Nachfrage mit, dass das Gehege
Kletterstämme und erhöhte Positionen vorsehe. Auch eine Außenanlage soll den Tieren laut Angaben eines Sprechers zur Verfügung stehen.
Die Anforderungen würden über die Standards des Säugetiergutachtens hinausgehen. Das Säugetiergutachten wurde 2014 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft veröffentlicht und fasst die Mindestanforderung für die Haltung von Tieren in Zoos zusammen. Diese genannten Vorgaben dienen zum Beispiel den kontrollierenden Amtsveterinären als Richtschnur – sind aber gesetzlich nicht bindend.
Zur Haltung von Mandrillen heißt es im Säugetiergutachten: „Es müssen Außen- und Innengehege vorhanden sein. Die Tiere sollen jederzeit frei zwischen beiden Gehegen wechseln können.“Das Außengehege muss für eine sozial intakte Gruppe mit fünf erwachsenen Tieren mindestens 40 Quadratmeter groß sein und drei Meter Höhe haben. Das Innengehege muss derselben Größe entsprechen und 2,5 Meter hoch sein.
Wie die Paviane zukünftig untergebracht werden sollen, ist noch offen: „Da sich trotz andauernder Bemühungen keine neue Haltung finden ließ, wurden verschiedene Möglichkeiten untersucht, die Tiere weiter in Duisburg zu halten“, so ein Sprecher. Dafür müssten jedoch erst notwendige bauliche Maßnahmen umgesetzt werden. Doch eine finale Entscheidung stehe noch aus.