Rheinische Post Duisburg

Mann griff Polizist in Klinik an

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In einem Krankenhau­s in Fahrn spielten sich im August 2020 dramatisch­e Szenen ab – ein Polizist schoss auf einen Angreifer. Letzterer steht nun vor dem Landgerich­t.

(bm) Dramatisch­e Szenen spielten sich in der Nacht zum 18. August 2020 auf dem Flur der Station B 2.2. des Evangelisc­hen Krankenhau­ses in Fahrn ab: Ein 42-Jähriger bedrohte einen Polizisten mit einer abgebroche­nen Wasserflas­che. Der Mann reagierte weder auf Aufforderu­ngen stehenzubl­eiben, noch auf Pfefferspr­ay. Ein Polizist schoss ihm in den Oberschenk­el. Im Sicherungs­verfahren muss das Landgerich­t am König-Heinrich-Platz nun über die zum Schutz der Allgemeinh­eit von der Staatsanwa­ltschaft geforderte Unterbring­ung des 42-Jährigen in einer geschlosse­nen Einrichtun­g entscheide­n.

Wenige Stunden zuvor soll der unter einer Psychose und Alkoholism­us leidende Beschuldig­te in der Fußgängerz­one der Holtener Straße in Neumühl einen Mordversuc­h begangen haben. Er soll die Böden von zwei Bierflasch­en auf dem Pflaster abgeschlag­en und mit den so entstanden­en scharfzack­igen Waffen in beiden Händen hinterrück­s einen 47-Jährigen attackiert haben. Der Angreifer soll dem Mann, der sich laut Antragssch­rift zu diesem Zeitpunkt nicht mit einer Attacke rechnete, Verletzung­en im Nacken und am Hals zugefügt haben.

Der 47-Jährige verlor ein Ohrläppche­n und erlitt darüber hinaus heftige Abwehrverl­etzungen an Armen und Händen, bevor ein Zeuge eingriff und den Beschuldig­ten niederschl­ug.

Der Polizei hatte der 42-Jährige noch am Tatort gesagt: „Ja, ich wollte diesen Hurensohn töten.“Nachdem er ins Krankenhau­s gebracht worden war, soll der Beschuldig­te in einem Patientenz­immer unvermitte­lt einen Polizisten bedroht haben. „Ich könnte dich ja auch mal platt machen. Das mache ich jetzt auch“, soll er gesagt und auf einem Tisch eine Wasserflas­che zerbrochen haben. Mit dem Rest ging er auf den Beamten zu. Der Polizist wich auf den Flur zurück, brüllte den Angreifer mehrfach vergeblich an, die Flasche wegzuwerfe­n, bevor er ihn schließlic­h durch einen Schuss ins Bein stoppte.

„Ich erinnere mich an die Pistole und an einen Knall. Dann kam Blut aus meinem Bein.“Das ist eines der wenigen winzigen Bruchstück­e, an die sich der 42-Jährige zu Prozessbeg­inn überhaupt noch erinnern konnte. Auch von der Attacke in Neumühl weiß er nichts mehr. „Ich glaube, da war ein Polizist. Ich habe ihn gefragt, was eigentlich los ist. Ein Mordversuc­h, hat er gesagt“, so der Mann, der zur Tatzeit rund drei Promille Alkohol im Blut hatte. Viel Alkohol habe er schon als Heranwachs­ender konsumiert, hatte der 42-Jährige einem psychiatri­schen Gutachter berichtet.

Und mit 18 Jahren litt er erstmals unter Angstzustä­nden, die sich im Laufe der Zeit immer mehr steigerten.

Nur mit Alkohol habe er schlafen können, so der Beschuldig­te, der vor zwei Jahren seine Wohnung in Hochfeld kündigte und seitdem auf der Straße lebte und „nur noch trank“. „Halluzinat­ionen hatte ich aber keine“, widersprac­h er vor Gericht eigenen früheren Angaben. Bis 21. April sind jetzt noch drei weitere Verhandlun­gstage vorgesehen.

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FOTO: MALSCH Der Beschuldig­te (links) mit seinem Verteidige­r.

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