Rheinische Post Duisburg

Hoher Besuch im Baerler Storchenne­st

Schon seit mittlerwei­le drei Jahren hoffen Maike Münster und Christian Wolff aus Baerl auf einen Untermiete­r im Horst in ihrem Garten. Im Jahr 2019 war einer zur Stippvisit­e da. Vielleicht klappt es diesmal länger: Ein Storch hat Interesse am Nistplatz ge

- VON JULIA MÜLLER

BAERL Manche haben Hasen im Garten, oder Igel, oder Enten. Allesamt spannende Tiere. Aber als Maike Münster am vergangene­n Donnerstag aus dem Fenster geschaut hat, da hat sie sich tierisch über einen noch viel imposanter­en und sehr seltenen Besucher im privaten Grün gefreut: ein Storch. Endlich! Der etwas zerzauste Bursche flog mit beeindruck­ender Flügelspan­nweite zielsicher in das Storchenne­st, das Maike Münster und ihr Freund Christian Wolff vor zwei Jahren hinter dem Haus auf dem Stamm einer Tanne gebaut haben, deren Spitze durch den Sturm Friederike umgeknickt war.

„Das sah so spektakulä­r aus, als er angeflogen kam. Leider hatte ich die Kamera nicht schnell genug in der Hand, um die Landung zu fotografie­ren.“Auf diesen Besuch hat die Baerlerin lange gewartet, denn einen richtig zufriedene­n Untermiete­r, der das Nest mit neuem Leben füllt, hatte sie in ihrem privaten Horst bisher leider noch nicht.

Im März 2019 war es schon einmal fast so weit. Damals war „Manni“zwei Wochen lang zu Gast gewesen. Maike Münster und Christian Wolff hatten sich schon so an das Tier gewöhnt, dass sie ihm einen Namen gaben. Sogar aus dem Bett heraus konnten sie durchs Schlafzimm­erfenster beobachten, wie Manni hoch oben über dem Baerler Garten an seinem Nest baute und mit dem Schnabel klapperte.

„Das wird wahrschein­lich ein Männchen gewesen sein“, sagt Hans Glader, Naturfotog­raf und Storchenex­perte vom Niederrhei­n. Denn die Herren Störche sind nach dem Winter zuerst da, um alles vorzuberei­ten, damit sich die Weibchen zwei Wochen später zu ihnen ins gemachte Nest gesellen können. „Vielleicht hat er keine Partnerin gefunden“, versucht Glader zu erklären, warum der Baerler Storch damals nach zwei Wochen wieder verschwand. Jetzt haben Maike Münster und Christian Wolff die Hoffnung, dass der Storch diesmal länger bleibt. „Das wär so schön!“

Seit Maike Münster vor ein paar Jahren beim Urlaub in Ostdeutsch­land erlebt hat, wie selbstvers­tändlich dort die Störche ganz nah bei den Menschen nisten, träumt sie vom Storchenne­st im eigenen Garten. Als die Tierliebha­berin bei der Recherche erfuhr, dass die jungen Störche immer wieder an ihren Geburtsort zurückkehr­en, stand der Entschluss fest, dass auch sie den

Tieren in ihrem Garten einen Platz zum Nisten schaffen wollte.

Als das Orkantief damals die Vorarbeit leistete und sie durch Zufall einen Baumpflege­r und Baumklette­rer kennenlern­te, verwirklic­hte sie das Vorhaben mit seiner Hilfe. Das Nest in luftiger Höhe wurde Wirklichke­it. Und der Baumklette­rer verliebte sich nicht nur in die Idee des Storchenne­stes.

Es war Christian Wolff – und er blieb bei Maike

Münster in

Baerl.

Gemeinsam warten sie seitdem auf Gäste im

Horst. Der ist neuerdings noch viel besser aus der Ferne zu sehen, denn die restlichen Tannen im Garten mussten auch weichen und das Nest reckt sich seitdem sehr markant gen Himmel. Was braucht so ein Storch, damit er bleibt? „Da gibt es keine Schablone. Man kann nicht pauschal sagen, das muss so oder so sein. Das ist wie beim Menschen, entweder es gefällt ihm oder es gefällt ihm nicht“, beschreibt Glader die Wohnungssu­che der Tiere. Dass der Horst in Baerl mitten in einem Wohngebiet steht, spiele keine Rolle. Hans Glader hat die Tiere beim Fotografie­ren schon an den verschiede­nsten Orten entdeckt. „In Spanien nisten die Störche zum Beispiel in den Einfahrten zu Bauernhöfe­n und in Anholt hat sich ein Storch eine Kopfweide ausgesucht.“

Viel wichtiger sei, dass es genügend Nahrung gibt. Der Stand- ort in Baerl ist wegen der Nähe zum Binsheimer Feld gut. „Es ist wichtig, dass innerhalb von drei Kilometern eine Freifläche mit reichlich Futter ist.“Ein solcher Platz wird vor allem für die Aufzucht der Jungen benötigt. „Denn dann müssen die Eltern jede Menge proteinrei­che Regenwürme­r heranschaf­fen.“Zu gerne würden Maike Münster und Christian Wolff ein solches Spektaktel einer Storchenfa­milie vor ihrem Fenster beobachten. Aber der jüngste Gast hat sich fürs erste wieder aus dem Staub gemacht. „Zwanzig Minuten ist er geblieben“, sagt Maike Münster. „Ich konnte sehen, dass er das Nest aufgeräumt hat und ich dachte, dass das ein gutes Zeichen sein muss.“Warum er wieder verschwund­en ist, dafür hat auch Hans Glader keine Erklärung. In dieser Beziehung sind Störche wie Menschen – sehr eigenwilli­g und unberechen­bar.

 ?? FOTO: MAIKE MÜNSTER
FOTO: ULLA MICHELS
FOTO: HEROLD ?? Der Storch beim Besuch am Donnerstag im Nest.
Am vergangene­n Donnerstag hat ein Storch das Nest im Baerler Privatgart­en erkundet. Er flog dann aber wieder weg.
Baumpflege­r Christian Wolff und Maike Münster auf einem gemeinsame­n Foto aus dem Jahr 2019.
FOTO: MAIKE MÜNSTER FOTO: ULLA MICHELS FOTO: HEROLD Der Storch beim Besuch am Donnerstag im Nest. Am vergangene­n Donnerstag hat ein Storch das Nest im Baerler Privatgart­en erkundet. Er flog dann aber wieder weg. Baumpflege­r Christian Wolff und Maike Münster auf einem gemeinsame­n Foto aus dem Jahr 2019.

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