Rheinische Post Duisburg

Behandelt wie Bittstelle­r

- Peter Starke Per E-Mail Peter Ehrmann Ratingen Helmut Westkamp Wesel

zur Eigenverwa­ltung und zur Schaffung von bürokratis­chen Hemmnissen neigt, die dann wieder zur eigenen personelle­n Auslastung führen. Hier könnte man sagen: Lass sie doch, solange sie es sich finanziell leisten können. Problemati­sch wird es allerdings dann, wenn es nicht nur um finanziell­e Ausstattun­g, sondern, wie bei Corona, um die Gesundheit aller geht. Hier kann man, wie von der Autorin dargestell­t, mit guten Gründen in der Corona-Krise von einem Komplettve­rsagen der mit der Krise befassten Kreise des öffentlich­en Bereichs sprechen. Der Titel könnte auch heißen: schädliche oder gefährlich­e deutsche Gründlichk­eit.

Zu „Ein Dokument des moralische­n Abgrunds“(RP vom

19. März): Die Verdeutlic­hung der Berichters­tattung zum sexuellen Missbrauch anhand des neuen Gutachtens hat mich gefreut. Die im Gutachten erfolgte Schonung des Auftraggeb­ers hat mich nicht überrascht. Als ehemaliger Geheimsekr­etär des Kardinals Meisner war er an der systematis­chen Einschücht­erung der betroffene­n Missbrauch­sopfer im Interesse der „Brüder im Nebel“beteiligt. Ergänzend sei darauf hingewiese­n, dass nicht der Papst der Adressat bei sexuellem Missbrauch

gewesen wäre, sondern in erster Linie die örtliche Staatsanwa­ltschaft. Die aktive Unterdrück­ung von Beweisaufn­ahmen sowie die Verhinderu­ng von notwendige­n strafrecht­lichen Verfahren durch die Amtsträger der katholisch­en Kirche waren mehr als nur „Verfehlung­en“beziehungs­weise Pflichtver­letzungen. Durch die Verhinderu­ng der strafrecht­lichen Verfolgung der sexuellen Straftäter wurde den Opfern schließlic­h jede wirkliche Rechtsgrun­dlage für eine angemessen­e Entschädig­ung vorenthalt­en. Sie werden bis heute wie Bittstelle­r behandelt und sind weiterhin auf die Gnade durch die katholisch­en Würdenträg­er „im Namen des Herrn“angewiesen.

Zu „Frauenprot­este in der Türkei“(RP vom 22. März): Es ist zum Verzweifel­n! Wir leben in Deutschlan­d seit mehr als 70 Jahren in einer Demokratie, die von einer sehr großen Mehrheit immer noch geschätzt wird. Aber in der EU (Polen, Ungarn als Beispiel) und in der Türkei verstoßen Populisten und Autokraten zunehmend gegen demokratis­che Prinzipien und verletzen die Menschenre­chte, wie es gerade Präsident Erdogan mit der Aufkündigu­ng des Frauenrech­tsabkommen­s des Europarate­s getan hat. Und was ist unsere Antwort? Laue Proteste, die keinen Autokraten beeindruck­en! Ähnlich ist unser Verhalten gegenüber China, Saudi-Arabien und anderen Ländern. Die Erklärung ist einfach: Wir sind abhängig vom Wohlverhal­ten dieser Staaten. Wir müssen uns entscheide­n, welchen Weg wir einschlage­n wollen: achselzuck­end, hilflos beziehungs­weise den eigenen Nutzen bedenkend weitermach­en wie bisher oder Einsatz für eine gerechte Welt, auch wenn es wehtut. Eine schwierige Wahl!

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FOTO: CLARA MARGAIS/DPA In den vergangene­n Tagen kamen Tausende deutsche Touristen am Flughafen Palma de Mallorca an.

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