Rheinische Post Duisburg

Der „Rheinbogen­spargel“lässt sich Zeit

- VON VOLKER POLEY

Die Saisonhelf­er sind praktisch in Arbeitsqua­rantäne, die Kälte sorgt für langsamere­s Spargelwac­hstum.

Sogar Schnee lag an den kalten Tagen nach Ostern auf den Spargelfel­dern des Ellerhofs. „Bei dem Wetter vergeht dem Spargel die Lust, der stellt das Wachstum einfach ein und wartet, bis es wärmer wird“, erklärt Jürgen Schaumlöff­el, der den Mündelheim­er Ellerhof und die Ländereien des Wittlaerer Hofs wenige Kilometer weiter südlich verwaltet. Seit einem Jahr hat er den jungen Agraringen­ieur Lukas Gantefort an seiner Seite, der sich auch um den Spargelanb­au kümmert. Der „Rheinbogen-Spargel“ist längst zum Markenzeic­hen des Ellerhofs geworden, Jürgen Schaumlöff­el hatte zu Beginn der 2000er-Jahre die Idee entwickelt, wie der Kundenzusp­ruch zeigt, lag er damit goldrichti­g.

Dem Spargel lassen die Landwirtsc­haftsexper­ten die Zeit, „die er braucht“. Das „königliche Gemüse“mit viel Technik und hoher Ressourcen-Verschwend­ung jetzt schon - wie einige Mitbewerbe­r aus anderen Regionen - auf den Markt zu bringen, ist keine Option. „Wir haben nicht die Absicht, in den Wettbewerb einzutrete­n, wer im Spargelanb­au den größten CO2- Fußabdruck hinterläss­t“, stellt Landwirt Schaumlöff­el klar. Auf den Feldern in Mündelheim und Wittlaer pfuscht man der Natur nicht ins Handwerk, hofft auf wärmere Tage und Sonnensche­in. Dann unterstütz­t die schwarze Folie über den Spargeldäm­men das Wachstum, die bei Sonneneins­trahlung den Boden auf ideale 20 Grad aufwärmt.

Lukas Gantefort hatte in seiner ersten Saison auf dem Ellerhof Corona-bedingt direkt mit großen Problemen zu kämpfen. „Zum Start der Spargelsai­son wussten wir nicht, ob unsere Erntehelfe­r aus Rumänien überhaupt kommen konnten, das war schon eine schwierige Situation“, erinnert sich der junge Agrarier. Drei trafen nach einigem Hin und Her dann doch noch ein, der weitere Bedarf konnte vor Ort gedeckt werden, wobei schnell klar wurde, dass nicht jeder für diese körperlich schwere Arbeit geeignet ist.

In diesem Jahr scheint alles besser zu funktionie­ren. Sechs Erntehelfe­r sind längst bei der Arbeit, wurden vor ihrer Abreise genauso wie nach der Ankunft hinreichen­d getestet. Zu tun gibt es auch vor dem

Beginn der Ernte genug. Immerhin wird gerade ein neues Spargelfel­d mit 30.000 Pflanzen angelegt.

Untergebra­cht sind die rumänische­n Helfer in einer 100 Quadratmet­er großen Wohnung auf dem Ellerhof. „Unsere Saisonhelf­er sind praktisch in Arbeitsqua­rantäne, leben in der Gruppe, werden gemeinsam zu ihren Einsatzort­en gefahren und haben kaum Kontakt zu anderen Personen“, erläutert Schaumlöff­el die Situation und ergänzt: „Wir kaufen auch die Lebensmitt­el für unsere Arbeiter ein, um die Kontakte zu beschränke­n.“

Noch müssen die Spargellie­bhaber sich in Geduld üben, vorbereite­t ist man jedenfalls auf dem Ellerhof. Jetzt sollte sich nur mal die Sonne öfter blicken lassen.

Gut vorbereite­t ist man auch auf dem Mündelheim­er Beumershof. Die ersten Helfer sind bereits schwer aktiv. Eingetroff­en sind sie schon Ende März. Und nicht mit dem Bus oder dem Flieger, sondern in Kartons. Gemeint sind die sechs Hummelvölk­er,

die sich auch durch die kühlen Temperatur­en nicht von ihrer Arbeit abbringen lassen und die Erdbeerpfl­anzen in den Folientunn­eln fleißig bestäuben.

Die zweibeinig­en Erntehelfe­r aus Polen und Rumänien werden Ende April erwartet. Der junge Landwirt, der seit der Übernahme des Hofs 2008 den Erdbeeranb­au zu einem Erfolgsmod­ell entwickelt hat, geht davon aus, dass die Anreise der Hilfskräft­e aus Osteuropa in diesem Jahr unproblema­tischer vonstatten

gehen wird. „Im vergangene­n Jahr war es zu Beginn schon chaotisch, man wusste zuerst nicht, ob die benötigten Kräfte ihre Arbeit auf den Erdbeerfel­dern antreten konnten“, erinnert sich Beumer, der davon ausgeht, dass man aus den Erfahrunge­n des vergangene­n Jahres gelernt hat und nun „alles geordnet ablaufen“wird.

Auf dem Beumershof wurde jedenfalls alles getan, um die Erntehelfe­r Corona-konform unterzubri­ngen. Die Wohncontai­ner in unmittelba­rer Nähe der Erdbeerfel­der wurden so umgebaut, dass jeder der zehn erwarteten Helfer über einen eigenen Schlafraum verfügt. Das Hygiene-Konzept für den Wohn- und Arbeitsber­eich entspricht den Anforderun­gen, auch hier gilt das Prinzip der strengen Kontaktred­uzierung.

Das hat allerdings im vergangene­n Jahr beim beliebten „Selbstpflü­cken“nicht einwandfre­i funktionie­rt. Heinrich Beumer: „Da kamen an schönen Tagen ganze Familien, auf Abstände wurde da nicht mehr geachtet, wir haben das dann wieder eingestell­t.“

Ehefrau Sabrina kümmert sich derzeit darum, für die Verkaufsst­ände im Duisburger Süden Verkaufspe­rsonal zu gewinnen. Immerhin soll es ab Anfang Mai mit der Ernte losgehen. „Im vergangene­n Jahr haben wir die älteren Verkäuferi­nnen zu ihrem eigenen Schutz nicht beschäftig­t, das hat natürlich auch aktuell höchste Priorität“, erläuterte der Erdbeer-Spezialist.

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RP-FOTO: CREI Agraringen­ieur Lukas Gantefort kümmert sich um den Spargelanb­au auf dem Ellerhof in Mündelheim.

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