Rheinische Post Duisburg

Klare Kante zeigen, nicht nur fordern

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Eigentlich sind die Forderunge­n überall die selben – egal ob in Schulen und Kitas, im Einzelhand­el oder in der Kultur: Klarheit, Verlässlic­hkeit und Perspektiv­en sind die Dinge, die den meisten am nötigsten erscheinen. Und genau dies gab’s bisher nicht – und wird es auch nicht geben. Das müsste auch Duisburgs Oberbürger­meister wissen, der ja stets vom Land klare Ansagen fordert, selbst aber auch nicht immer ohne Widersprüc­he agiert. Denn einerseits von anderen flächendec­kende Lockdowns fordern, anderersei­ts aber selbst – mit Tests – Geschäfte zu öffnen, ist nur bedingt nachvollzi­ehbar.

Was aber eine Landesrege­lung bringen soll, die für eine Woche Distanzunt­ericht in den Schulen anordnet, ist ebenfalls unverständ­lich. Was soll in einer Woche anders sein als jetzt? Eine völlig andere Infektions­lage? Oder sind dann ausreichen­d Tests verfügbar? Letzteres wäre ein weiteres Armutszeug­nis. Denn erstens hätte man dies schon vor Wochen in Angriff nehmen müssen, zum anderen fehlen bezüglich der Tests für Schüler klare Ansagen: Soll es eine Testpflich­t geben oder nicht? Wo sollen die Tests stattfinde­n? Was passiert mit Schülern, die die Test

Präsenzunt­erricht dürfe es nach den Osterferie­n zunächst nicht für alle Klassen geben, hatte die GEW noch in dieser Woche gefordert. Mit der jetzt vom Land gefundenen Lösung für eine Woche dürften aber auch nur die wenigsten zufrieden sein.

verweigern? Wenn dies nicht klar geregelt wird, ergeben sich skurrile Szene an unseren Schulen wie vor den Osterferie­n: Die Hälfte einer Klasse lässt sich vor Unterricht­sbeginn testen, die andere nicht. Hinterher sitzen Getestete und Ungetestet­e in einem Klassenrau­m. Eine Situation, die niemanden zufrieden stellen kann.

Auch in einer anderen Sache kann Duisburgs OB nun Konsequenz beweisen. Schließlic­h war es Sören Link, der die Impfvordrä­ngelei von Duisburgs Hafen-Chef Erich Staake wortreich geißelte. Am Montag nun befasst sich der Aufsichtsr­at des Hafens mit der Causa Staake. Soll Staakes Verhalten Konsequenz­en haben? Oder belässt man es bei einer Rüge? Schließlic­h endet Staakes Amtszeit ohnehin in einigen Monaten.

Klare Kante zu zeigen wäre sowieso nicht schlecht, wenn man wie Link auch den hiesigen SPD-Unterbezir­k führen will. Bei der Mitglieder­befragung gab es bekanntlic­h eine knappe Mehrheit für das Gespann Sarah Philipp/ Sören Link. Nun muss das Ganze noch durch einen Präsenzpar­teitag abgesegnet werden. Eigentlich wäre es dann eine gute demokratis­che Gepflogenh­eit, dem Votum der Mitglieder zu folgen. Allerdings muss zuvor die Satzung geändert werden, um ein Duo an der Parteispit­ze etablieren zu können. Wäre es denkbar, dass sich dafür keine ausreichen­de Mehrheit findet und das Votum der Mitglieder so torpediert wird?

Zumindest in der Außenwirku­ng wäre das fatal.

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Mike Michel

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