Gedichte lesen nach dem „Zwiebelprinzip“
Der Gründer der „Traumzeit“, Wilfried Schaus-Sahm, hat einen neuen Gedichtband veröffentlicht.
Er ist schon ein ziemlich außergewöhnliches Multitalent, der Duisburger Künstler und Kulturmacher Wilfried Schaus-Sahm. Der 1949 in Aachen geborene und dort als auch in Freiburg Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte studierte künstlerische Allrounder ist hierzulande bekannt vor allem als Konzertveranstalter, so als Gründer der Duisburger „Traumzeit“sowie des „Sommerton-Festivals“beziehungsweise der „Marienthaler Festspiele“am Niederrhein, als Kurator, darunter der „Mercator-Matineen“, aber auch als Künstler, ob als Maler, Grafiker oder Fotograf sowie als Buchautor.
Als ein solcher hat er dieser Tage gleich zwei Neuerscheinungen auf den Buchmarkt platziert: zum einen die Konzertanekdoten „Grappellis Geigenkasten“(die RP berichtete), zum anderen den Gedichtband „Fragen an die Wissenschaft“. Letzterer enthält Lyrik sowohl aus dem inzwischen vergriffenen, 1989 herausgegebenen Gedichtband „Beredt sprachlos“, als auch aus der 2015 nur als E-Book erschienenen Anthologie „Passagiere eng gesetzt“sowie darüber hinaus neu geschriebene Gedichte aus jüngster Zeit. „Fragen an die Wissenschaft“enthält 47 Gedichte und zwei Prosatexte,
illustriert mit zwei Farbfotos und zehn SW-Bildern.
Das dem Buch titelgebende Gedicht hat er dem US-amerikanischen Farmer, Fotografen und Schneeforscher Wilson Alwyn Bentley (18651931) gewidmet. „Die mich seit dem Duisburger Mercatorjahr 2012 beschäftigenden ‚Mercator-Matineen‘ waren für dieses Buch mit initialzündend“, erzählt Schaus-Sahm. „Wissenschaft erkundet, erforscht und hinterfragt Dinge im Universum wie im Leben. Alles hat seine
Form, auch die Gedanken.“Insofern faszinieren ihn die fotografierten Schneeflocken-Beobachtungen von Bentley ungemein. „Jede Schneeflocke ist einzigartig, keine ist wie die andere“, sagt er und schließt das besagte Gedicht in Erinnerung an eine berühmte Zeile aus einem traditionellen japanischen Gedicht mit dem Satz: „(…) jede Flocke fällt an ihren Platz.“
Sein Buch sei aber keine philosophische Gedichtsammlung, gibt er zu verstehen, auch wenn zwei andere Gedichte („Die Qualen der Großen“und „Maler 1“) an den Philosophen Hegel erinnern sollen, dessen 250. Geburtstag letztjährig gefeiert wurde. „Diese, meine Texte können nach dem Zwiebelprinzip gelesen werden: Das heißt, man kann sie nur an der Oberfläche wirken lassen oder aber in die Tiefe gehen und von dort aus betrachten.“
Gewidmet hat Schaus-Sahm seine Buchzeilen aber auch dem ehemaligen BVB-Fußballer Timo Konietzka der „weise und klug war und nicht nur auf dem Platz die richtigen Entscheidungen getroffen“hat, dem Musiker und Lyriker Bob Dylan („Everything’s Broken“) sowie seinem Sohn Till („Vier Wünsche“), aber auch dem US-amerikanischen Singer-Songwriter Bill Callahan. Dieser Text ist allerdings „kein Gedicht“, wie er ihn betitelte, sondern die Traumvision eines „perfekten Gedichtes“, angelehnt an einen im Traum komponierten „perfekten Song“Callahans.
Das Buch
“Fragen an die Wissenschaft – Gedichte von Wilfried Schaus-Sahm“; 90 Seiten, 12 Bilder; Herstellung und Verlag: „BoD - Books on Demand“, Norderstedt; ISBN 9783752689310; Preis: 14,99 Euro. Zu beziehen im Buchhandel (in Duisburg in der Buchhandlung Scheuermann und im Mercator Buchladen) sowie über verschiedene Online-Shops.