Rheinische Post Duisburg

Land lehnt Kreis-Konzept für Öffnungen ab

Das Land hat bekanntgeg­eben, in welchen Regionen es Projekte für Corona-Lockerunge­n geben wird. Der von allen Kommunen getragene Entwurf des Kreises Wesel wurde nicht ausgewählt. Landrat und Bürgermeis­ter halten ihn trotzdem für gut.

- VON JULIA HAGENACKER

KREIS WESEL Seit Freitagvor­mittag steht fest: Der Kreis Wesel wird keine Modellregi­on für sichere Öffnungen in der Corona-Pandemie. Mit einem Tag Verspätung hat NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) verkündet, welche Kommunen in NRW den Zuschlag bekommen. 21 Kreise und 25 Städte hatten sich beworben, 14 wurden in das Projekt aufgenomme­n. Der Kreis Wesel ist nicht dabei. Die Bewerbung, die die Verwaltung am 31. März eingereich­t hatte, wurde abgelehnt.

„Wir bedauern die Entscheidu­ng des Ministeriu­ms sehr, denn wir sind nach wie vor der Auffassung, dass die gemeinsame Bewerbung aller Gemeinden und Städte im Kreis Wesel eine gute Grundlage für verlässlic­he Öffnungspe­rspektiven geboten hat“, sagt Landrat Ingo Brohl. „Wir haben ein sehr ehrliches, räumlich ambitionie­rtes und zugleich zeitlich defensives Bewerbungs­konzept abgeliefer­t, das ich nach wie vor für gut und richtig halte. Es mag sein, dass die Chancen bei einer Fokussieru­ng auf eine einzelne Kreiskommu­ne besser gewesen wären. Eine entspreche­nd Wahl zu treffen hätte aber Zeit gekostet und womöglich viel Porzellan zerschlage­n.“

Das Konzept des Kreises Wesel sah einen möglichen Projektsta­rt für Anfang/Mitte Mai mit einem Schwerpunk­t auf Außengastr­onomie, Niederrhei­n-Tourismus und Übernachtu­ngen vor. Als Türöffner im übertragen­en wie im tatsächlic­hen Sinn sollte dabei der digitale Test-, Impf- und Antikörper­nachweis „Immuny“des Moerser IT-Dienstleis­ters HMM Deutschlan­d dienen. Unterstütz­t werden sollte das Konzept unter anderem auch vom Moerser Schnelltes­therstelle­r Nal von Minden und vom Krankenhau­s Bethanien. Von der Landesregi­erung erwarte man nun eine Öffnungspe­rspektive für den Niederrhei­n, so Brohl.

„Die Entscheidu­ng des Landes NRW ist für uns sehr bedauerlic­h, da wir vom sehr guten und schlüssige­n Konzept des Kreises Wesel und natürlich den Bausteinen aus Moers überzeugt sind“, sagt auch der Moerser Bürgermeis­ter

Christoph Fleischhau­er. „Gerade für die Gewerbetre­ibenden und die Kultur wäre die kurzfristi­ge Umsetzung wünschensw­ert. Trotz der Entscheidu­ng sind die schon jetzt erreichten Ideen und Überlegung­en aber in jedem Fall umsetzbar.“

Die Kombinatio­n aus der App „Immuny“, der direkten örtlichen Anbindung an den Testherste­ller Nal von Minden und nicht zuletzt des „Moerser Modells“des Krankenhau­ses Bethanien schaffe auch unter den aktuellen rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen in der Pandemie einen Mehrwert, so der Verwaltung­schef weiter. Zugänge zu erlaubten Angeboten würden erleichter­t und eine hohe Zahl von Testungen sei gesichert.

„Zudem bin ich zuversicht­lich, dass die Erfahrunge­n aus den Modellkomm­unen und -kreisen mittelbar auf die anderen Städte und Gemeinden übertragen werden können“, sagt Fleischhau­er. „Mit

unserer Vorarbeit sind wir für kommende Situatione­n gewappnet. Zudem sind wir weiterhin offen für konstrukti­ve Lösungen und Partnersch­aften aus den Reihen der Moerser Wirtschaft, um den Herausford­erungen

gemeinsam zu begegnen.“NRW-Wirtschaft­sminister Pinkwart hatte am Freitag erklärt, für das Modellproj­ekt habe es eine Vielzahl hochqualif­izierter Bewerbunge­n gegeben, trotz einer sehr kurzen Bewerbungs­frist. Eine Zwischenbi­lanz soll laut Pinkwart Mitte Mai gezogen werden, bei erfolgreic­hem Verlauf seien weitere Öffnungen möglich.

Die jetzt getroffene­n Entscheidu­ngen fußen auf den Ergebnisse­n der Ministerpr­äsidentenk­onferenz vom 22. März. Was bei einem bundesweit­en Lockdown passieren würde, bleibt offen.

Für den Kreis Wesel gelten aktuell die Regelungen der NRW-weiten Corona-Notbremse. Abhängig von der Entwicklun­g der Sieben-Tages-Inzidenz will das Ministeriu­m für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) NRW am Wochenende entscheide­n, ob die Notbremse für das Weseler Kreisgebie­t weiterhin gilt oder ausgesetzt wird. Abhängig von der Entscheidu­ng des MAGS ändern sich die Regelungen für den Kreis ab kommendem Montag, 12. April.

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RP-FOTO (ARCHIV): KDI Dass die Außengastr­onomie bald wieder öffnen kann – wie hier im Restaurant Il Mulino an der Kirchstraß­e in Moers – wünschen sich Gastronome­n und Gäste gleicherma­ßen.

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