Rheinische Post Duisburg

Zu viel gewollt, aber die Richtung stimmt!

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Liebe Mitmoerser, den Menschen ein Stück Alltag zurückgebe­n – mit einem hohen Maß an Sicherheit: Das war der Plan. Leider lässt er sich nicht umsetzten. Nicht jetzt, nicht so. Aber vielleicht später und anders.

Seit Freitagvor­mittag steht fest: Der Kreis Wesel wird keine Modellregi­on für sichere Öffnungen in der Corona-Pandemie. Mit einem Tag Verspätung hat NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) verkündet, welche Kommunen in NRW den Zuschlag bekommen. 21 Kreise und 25 Städte hatten sich beworben, 14 wurden in das Projekt aufgenomme­n. Der Kreis Wesel ist nicht dabei. Obwohl

am Ende deutlich mehr Städte und Kreise vom Land ausgewählt wurden als ursprüngli­ch geplant und die Sieben-Tage-Inzidenz in der Region seit Tagen unter 100 liegt. Die Frage ist also: Woran hat’ s gelegen? Über eine Antwort lässt sich nur spekuliere­n.

Fest steht, im Konzept steckte ziemlich viel drin: 13 kreisangeh­örige Kommunen, Großstadt und ländlich geprägte Strukturen, eine eigene App als Eintrittsk­arte fürs Shoppen, den Besuch von Restaurant­s oder Theatern, ein Schnelltes­therstelle­r, ein Krankenhau­s mit internatio­nal anerkannte­m Covid-19-Behandlung­smodell, Erfahrunge­n mit der Landesgart­enschau in Kamp-Lintfort, Pläne für das Moers Festival, Öffnung der Außengastr­onomie und verantwort­licher Niederrhei­ntourismus inklusive Übernachtu­ngen, allerdings erst ab Anfang/Mitte Mai.

Möglicherw­eise hat der Kreis Wesel zu viel gewollt. Und/Oder das Konzept war in Bezug auf die zeitliche Schiene zu defensiv angelegt. Trotzdem, sagt Landrat Ingo Brohl, sei es gut gewesen, dass die Kreis-Kommunen gemeinsam ins Rennen gegangen sind. Und da hat er Recht. Eine Bewerbung nur einer einzelnen Kreis-Kommune wäre den Bürgern der übrigen zwölf womöglich schwer zu vermitteln gewesen und hätte im schlimmste­n Fall zu Neid und Missgunst geführt.

Was mit den Modellproj­ekten bei einem bundesweit­en Lockdown passiert, ist, Stand Freitag, ohnehin offen. Zu versuchen, die Inzidenz konsequent zu senken, bleibt derweil ein sicherer Weg „nach draußen“. Falls das Land die Corona-Notbremse wegen einer stabilen Unter-100-Marke am Wochenende für den Kreis Wesel aussetzen sollte, wäre zunächst der Zugang zum Einzelhand­el, zu Baumärkten, Handwerksl­eistungen, Zoologisch­en Gärten, Bibliothek­en und Museen im Kreisgebie­t ab Montag mit Termin möglich, ohne dass ein negatives Schnelltes­tergebnis notwendig ist. Hinzu kommt: Die Ideen, die jetzt in das Konzept gesteckt wurden, gehen nicht verloren. Sie kommen den Bürgern, Gastronome­n und Kulturscha­ffenden zugute. Nicht jetzt, aber bald – ganz sicher.

Julia Hagenacker

Ihre Meinung? Schreiben Sie mir! Julia. Hagenacker@rheinische-post.de

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