Die Einheit der Fraktion steht auf dem Spiel
Krisengespräch. Ort: Das Büro des Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble. Zwei Parteivorsitzende sitzen beim „Übervater“der Union. Es ist der Versuch, den Bruch der Fraktionsgemeinschaft von CDU und CSU zu verhindern. Schäuble vermittelt verzweifelt – und ist am Ende erfolgreich. Das Szenario spielte sich im Sommer 2018 genau so ab. Damals hießen die Parteichefs von CDU und CSU Angela Merkel und Horst Seehofer. Die beiden hatten mit persönlichen Animositäten und einem Streit in der Flüchtlingsfrage die Union an den Abgrund, genauer, an den Rand der Spaltung geführt.
Auch als Folge dieses Streits zog sich Kanzlerin Merkel im Herbst 2018 als CDU-Vorsitzende zurück. Ihre Nachfolgerin an der CDU-Spitze, Annegret Kramp-Karrenbauer, mühte sich lange, die Risse wieder zu kitten. Doch nun spitzt sich die Situation wieder ähnlich zu. Die Frage der Kanzlerkandidatur, das Duell zwischen CDU-Chef Armin Laschet und CSUChef Markus Söder, droht aus dem Ruder zu laufen. Es geht um mehr als Ehrgeiz und Eitelkeiten. Die Einheit der Fraktion steht erneut auf dem Spiel.
Warum die beiden Männer es so haben laufen lassen, bleibt ihr Geheimnis. Eine gemeinsame Pressekonferenz auf großer Bühne in Berlin an einem Sonntag zu bespielen, ohne eine Idee der Lösung zu präsentieren, ebenfalls. Sie haben allenfalls ihren jeweiligen persönlichen Ehrgeiz deutlich gemacht. Der Prozess kann sich nun auch gegen sie richten. Eine Kampfkandidatur kennt selten Gewinner.
Welche Dimension der Disput mittlerweile angenommen hat, lässt sich nicht mehr unter den Tisch kehren. Allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz. Wie aus dem Duell nun eine Einheit wird? Es ist eine schwierige Aufgabe für den, der es am Ende wird. Und es wird ohne den jeweils anderen nicht funktionieren. BERICHT SÖDER ZU KANZLERKANDIDATUR BEREIT, TITELSEITE