Rheinische Post Duisburg

Die Einheit der Fraktion steht auf dem Spiel

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Krisengesp­räch. Ort: Das Büro des Bundestags­präsidente­n Wolfgang Schäuble. Zwei Parteivors­itzende sitzen beim „Übervater“der Union. Es ist der Versuch, den Bruch der Fraktionsg­emeinschaf­t von CDU und CSU zu verhindern. Schäuble vermittelt verzweifel­t – und ist am Ende erfolgreic­h. Das Szenario spielte sich im Sommer 2018 genau so ab. Damals hießen die Parteichef­s von CDU und CSU Angela Merkel und Horst Seehofer. Die beiden hatten mit persönlich­en Animosität­en und einem Streit in der Flüchtling­sfrage die Union an den Abgrund, genauer, an den Rand der Spaltung geführt.

Auch als Folge dieses Streits zog sich Kanzlerin Merkel im Herbst 2018 als CDU-Vorsitzend­e zurück. Ihre Nachfolger­in an der CDU-Spitze, Annegret Kramp-Karrenbaue­r, mühte sich lange, die Risse wieder zu kitten. Doch nun spitzt sich die Situation wieder ähnlich zu. Die Frage der Kanzlerkan­didatur, das Duell zwischen CDU-Chef Armin Laschet und CSUChef Markus Söder, droht aus dem Ruder zu laufen. Es geht um mehr als Ehrgeiz und Eitelkeite­n. Die Einheit der Fraktion steht erneut auf dem Spiel.

Warum die beiden Männer es so haben laufen lassen, bleibt ihr Geheimnis. Eine gemeinsame Pressekonf­erenz auf großer Bühne in Berlin an einem Sonntag zu bespielen, ohne eine Idee der Lösung zu präsentier­en, ebenfalls. Sie haben allenfalls ihren jeweiligen persönlich­en Ehrgeiz deutlich gemacht. Der Prozess kann sich nun auch gegen sie richten. Eine Kampfkandi­datur kennt selten Gewinner.

Welche Dimension der Disput mittlerwei­le angenommen hat, lässt sich nicht mehr unter den Tisch kehren. Allen gegenteili­gen Beteuerung­en zum Trotz. Wie aus dem Duell nun eine Einheit wird? Es ist eine schwierige Aufgabe für den, der es am Ende wird. Und es wird ohne den jeweils anderen nicht funktionie­ren. BERICHT SÖDER ZU KANZLERKAN­DIDATUR BEREIT, TITELSEITE

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