Söder eröffnet das Duell
CDU-Chef Armin Laschet und CSU-Chef Markus Söder haben ihre Bereitschaft zur Kanzlerkandidatur erklärt. Wie geht es jetzt weiter?
BERLIN Beziehungsstatus: Mehr als kompliziert. In der Union haben am gestrigen Sonntag – fünf Monate vor der Bundestagswahl – beide Parteivorsitzenden ihre Bereitschaft erklärt, die Kanzlerkandidatur zu übernehmen. Sowohl NRW-Ministerpräsident und CDU-Chef Armin Laschet als auch der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder stehen damit offiziell bereit.
Und jetzt? Diese Frage blieb am Sonntag noch unbeantwortet. Betont wurde in den vergangenen Wochen stets, die Frage solle in einem „Prozess“entschieden werden. Doch aus dem „Prozess“ist ein öffentliches Duell geworden. Der Ausgang scheint im Moment noch vollkommen ungewiss, der Zeitpunkt der Verkündung einer Entscheidung genauso unklar.
Um 14.30 Uhr am Sonntagnachmittag sickert die Nachricht per SMS aus den internen Gesprächen. „Wenn die CDU bereit wäre, mich zu unterstützen, wäre ich bereit. Wenn die CDU es nicht will, bleibt ohne Groll eine gute Zusammenarbeit“, sagt Söder. Damit spielt er den Ball nach wochenlangen Spekulationen nicht ungeschickt in das Feld von Armin Laschet. Söder sagt weiter, dass er mit Laschet am Samstagabend über die Kandidatur gesprochen haben. Es habe sich um „kein abschließendes Gespräch“gehandelt, zitieren Teilnehmer den CSU-Chef.
Armin Laschet berichtet dann seinerseits ebenfalls aus dem Gespräch. Fazit: Er und Söder trauten sich die Kandidatur gegenseitig zu. „Wir haben uns gegenseitig attestiert, dass wir es beide können“, betonte er. Über das weitere Vorgehen zur Kür des Unionskandidaten sei er mit Söder „im Gespräch“. Laschet fügt hinzu. „Wir sind uns der Verantwortung bewusst. Wir werden die Frage gut miteinander, auch in persönlicher Wertschätzung, die es gegenseitig gibt, beantworten.“Wichtig sei „die Rückendeckung der Parteien und die Geschlossenheit der Union“.
Die gemeinsame Pressekonferenz folgt wenig später: Söder bleibt lange hinter seiner Maske verborgen, man sieht sein Mienenspiel nicht, als Laschet spricht. Doch die Füße verraten ihn, er wippt unruhig hin und her, die Mappe mit dem CSU-Schriftzug wechselt von einer Hand in die andere.
Auch Laschet wirkt angespannt und sehr ernst. Er hat von den beiden das erste Wort: „Markus Söder und ich haben ein langes Gespräch miteinander geführt“, startet er, Man werde im guten Prozess der beiden Parteien und im Benehmen mit der Fraktion die Frage schnell und zeitnah klären. Das gebiete der Respekt vor der Fraktion. Er betont: „Unser Ziel ist es, in dieser Lage, in der das Land ist, mit einer Kanzlerin, die aus dem Amt geht, so viel Einigkeit wie möglich zwischen CDU und CSU zu leisten, denn es geht um viel.“
Söder sagt, er habe mit Laschet ein offenes und freundschaftliches Gespräch geführt – das aber noch nicht abschließend gewesen sei. Auch er selbst habe seine Bereitschaft zur Kandidatur erklärt. Wenn die CDU als große Schwester dies breit unterstütze, sei er bereit, diesen Schritt zu gehen, sagte Söder: „Ich bin bereit zu dieser Kandidatur.“Wenn die CDU aber eine andere Entscheidung treffe, werde man dies akzeptieren. Und man werde weiterhin sehr gut zusammenarbeiten. Keine Kandidatur auf Biegen und Brechen. Wir sind nicht Helmut Kohl und Franz-Josef Strauß – schon optisch nicht, auch inhaltlich nicht“, sagt Söder. Laschet dreht die Augen fast flehentlich zum Himmel. Also ein verklausulierter Rückzug, trotz Ankündigung? Das nun auch nicht, wird in der CSU versichert.
Eigentlich ist man in der Union am Sonntagabend also nicht weiter als vor dem Wochenende. Nur, dass Söder