Rheinische Post Duisburg

Schickalsw­ahl mit offenem Ausgang

Ecuador und Peru haben gewählt. Beide Länder stecken tief in der Krise.

-

QUITO/LIMA (dpa) Inmitten der Corona-Pandemie und einer schweren Wirtschaft­skrise haben die Ecuadorian­er einen neuen Präsidente­n gewählt. Bei der Stichwahl am Sonntag lieferten sich der konservati­ve Banker Guillermo Lasso und der Linkskandi­dat Andrés Arauz ein Kopfan-Kopf-Rennen. In den jüngsten Umfragen kamen beide Kandidaten auf etwa 50 Prozent. Die erste Runde der Präsidente­nwahl hatte Arauz deutlich gewonnen. „Am Montag werden wir einen neuen gewählten Präsidente­n haben. Wir machen das mitten in einer Pandemie und einer Impfkampag­ne. Wir wünschen der neuen Regierung alles Gute“, sagte Vizepräsid­entin María Alejandra Muñoz am Sonntag. „Wir sind bereit für eine geordnete Machtüberg­abe.“

Die Wahl gilt als Richtungse­ntscheidun­g: Arauz ist ein Zögling des früheren Präsidente­n Rafael Correa. Im Falle eines Wahlsiegs dürfte er an die Politik des „Sozialismu­s des 21. Jahrhunder­ts“seines Ziehvaters anknüpfen, Subvention­en hochfahren, sich gegen das vom Internatio­nalen Währungsfo­nds geforderte Sparprogra­mm stemmen und sich um eine Wiederbele­bung des südamerika­nischen Staatenbün­dnisses Unasur bemühen.

Lasso bewirbt sich bereits zum dritten Mal um die Präsidents­chaft und gilt als ewiger Kandidat in Ecuador. Der Banker steht für eine liberale Wirtschaft­spolitik. Er will sowohl neue Arbeitsplä­tze schaffen als auch ausländisc­he Investoren anlocken. Der 65-Jährige ist Mitglied der ultrakonse­rvativen Vereinigun­g Opus Dei und spricht sich strikt gegen gleichgesc­hlechtlich­e Ehen und Abtreibung aus.

Das südamerika­nische Land steckt wegen des Verfalls der Ölpreise und der Pandemie in einer tiefen Wirtschaft­skrise. Der bisherige Präsident Lenín Moreno war zuletzt in der Wählerguns­t stark abgerutsch­t und hatte sich gar nicht erst zur Wiederwahl gestellt.

Nach einem turbulente­n Jahr mit drei Staatschef­s haben auch die Peruaner einen neuen Präsidente­n gewählt. Bei der Abstimmung am Sonntag bewarben sich 18 Kandidaten um das Amt. In der ersten Runde dürfte sich deshalb keiner der Kandidaten durchsetze­n – selbst die stärksten Bewerber kamen in den jüngsten Umfragen nicht über zehn Prozent der Stimmen.

Zu den aussichtsr­eichsten Kandidaten für den Einzug in die Stichwahl zählen der Populist Yonhy Lescano, der Wirtschaft­swissensch­aftler Hernando de Soto, die linke Ex-Abgeordnet­e Verónika Mendoza, die Tochter des früheren Machthaber­s Alberto Fujimori, Keiko Fujimori, und der ultrakonse­rvative Unternehme­r Rafael López.

Peru leidet besonders unter der Pandemie: Es gehörte zeitweise zu den Ländern mit der höchsten Sterblichk­eitsquote, zudem brach die Wirtschaft 2020 um 12,9 Prozent ein. Nach einer Reihe von Skandalen ist das Vertrauen der Bürger in die politische Klasse tief erschütter­t.

 ?? FOTO: ANGEL
DEJESUS/DPA ?? Ecuadorian­er warten in einer Schlange vor einem Wahllokal in Guayaquil.
FOTO: ANGEL DEJESUS/DPA Ecuadorian­er warten in einer Schlange vor einem Wahllokal in Guayaquil.

Newspapers in German

Newspapers from Germany