Rheinische Post Duisburg

So testen die NRW-Firmen

Statt einer Testpflich­t bauen die Unternehme­n auf Freiwillig­keit.

- VON HANNAH GOBRECHT UND CARSTEN PFARR

BERLIN/DÜSSELDORF Auch gegen den Willen der Wirtschaft wollen Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil und Finanzmini­ster Olaf Scholz (beide SPD) zügig eine Corona-Testpflich­t für Unternehme­n durchsetze­n. „Ich will, dass wir das am Dienstag in der Bundesregi­erung beschließe­n“, sagte Heil der „Bild am Sonntag“. Man brauche flächendec­kende Tests in den Betrieben. Eine Umfrage unter Beschäftig­ten habe ergeben, dass 61 Prozent einen Arbeitgebe­r hätten, der Corona-Tests anbiete. „Das ist deutlich zu wenig“, sagte Scholz der „FASZ“. Der Plan: Wer nicht im Homeoffice ist, soll das Recht auf einen Corona-Test pro Woche bekommen. Wer viel Kundenkont­akt habe oder mit Lebensmitt­eln arbeite, solle Anspruch auf zwei Tests haben. Selbsttest­s sollen ausreichen.

In der Union gibt es Widerstand, unter anderem von Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU). Und auch in der Wirtschaft ist eine mögliche Verpflicht­ung umstritten. Viele Betriebe in NRW testen bereits regelmäßig – teilweise seit Monaten. Vor allem Großuntern­ehmen sind routiniert in der Organisati­on der Corona-Tests. Im Mönchengla­dbacher

Logistikze­ntrum des Versandhän­dlers Zalando sind nach dessen Angaben seit Sommer etwa 32.000 Tests bei rund 2200 Arbeitnehm­ern durch medizinisc­hes Personal gemacht worden Die Wirtschaft­sbetriebe in Duisburg haben ihren 1700 Mitarbeite­rn Selbsttest­s zur Verfügung gestellt. RWE teilt mit: „Wir bieten unseren Beschäftig­ten Selbsttest­s und – wo möglich – wöchentlic­h Schnelltes­ts an.“Teekanne, das in Düsseldorf etwa 650 Mitarbeite­r beschäftig­t, ist im Umgang mit den Corona-Tests ebenfalls erfahren. „Seit Oktober 2020 gilt die Regel, dass sich jeder Mitarbeite­r ohne Angabe von Gründen jederzeit kostenlos testen lassen kann“, sagt Geschäftsf­ührer Frank Schübel. Eine Testpflich­t erachte er als nicht sinnvoll, da diese viel Zeit und Geld binden würde. Bei der Metro sind am Standort Düsseldorf seit Kurzem zwei kostenlose Schnelltes­ts pro Woche möglich. Dazu greife der Konzern auf einen externen Dienstleis­ter zurück, sagt eine Sprecherin.

Mit solchen Dienstleis­tern arbeiten auch kleine und mittelstän­dische Firmen zusammen. Das ist aber nicht billig. Pro Test könnten zwischen zehn und 30 Euro anfallen, Personalko­sten inklusive. Auch deshalb schicken manche ihre Mitarbeite­r zum örtlichen Testzentru­m. Eine Alternativ­e sind auch Selbsttest­s aus dem Einzelhand­el. „Das geht schnell und unkomplizi­ert”, sagt Alexandra Roth, Leiterin eines Teams des Kreisverba­nds Düsseldorf im Bundesverb­and der mittelstän­dischen Wirtschaft. Stückpreis: meist vier bis sechs Euro.

Bei der Großwäsche­rei Troost in Mönchengla­dbach ist das Testen Chefsache. Seit sechs Monaten führt Geschäftsf­ührer Philipp Wenzelburg­er wöchentlic­h Antigen-Schnelltes­ts bei seinen 160 Mitarbeite­rn durch. So seien bisher 16 Corona-Fälle identifizi­ert worden. Ähnlich läuft es beim Veranstalt­ungstechni­k-Dienstleis­ter Media Spectrum in Willich. Dort werden die 30 Mitarbeite­r mindestens zweimal pro Woche mit Antigen-Schnelltes­ts getestet.

 ?? FOTO: DPA ?? Ein Corona-Schnelltes­t
FOTO: DPA Ein Corona-Schnelltes­t

Newspapers in German

Newspapers from Germany