Rheinische Post Duisburg

Grünes Duo fast sicher im nächsten Bundestag

Felix Banaszak und Lamya Kaddor wurden bei der digitalen Landesdele­giertenkon­ferenz ihrer Partei auf vordere Listenplät­ze gewählt.

- VON MARC LATSCH

Bereits seit Jahrzehnte­n gibt es keinen Duisburger Grünen-Abgeordnet­en im Deutschen Bundestag. Seit Freitagabe­nd steht fest: Bei der Wahl im September wird sich das höchstwahr­scheinlich deutlich ändern. Felix Banaszak und Lamya Kaddor kandidiere­n nämlich nicht nur in den Duisburger Wahlkreise­n für ein Direktmand­at, sie wurden von der Landesdele­giertenkon­ferenz der NRW-Grünen auch auf sichere Listenplät­ze gewählt.

Platz sechs (Banaszak) und zwölf (Kaddor) hätten sogar 2017 für den Einzug in den Bundestag gereicht. Damals entfielen in NRW 7,6 Prozent der Stimmen auf die Grünen, was zwölf Mandate einbrachte. Bei den derzeitige­n Umfragewer­ten der Partei weit jenseits der 20-Prozent-Marke könnte sich diese Zahl im Herbst vervielfac­hen.

Banaszak und Kaddor setzten in ihren Bewerbungs­reden auf dem digital durchgefüh­rten Parteitag unterschie­dliche Schwerpunk­te, beide erwähnten das vermeintli­che Grünen-Kernthema „Klimaschut­z“jedoch nur am Rande.

„Das Verspreche­n auf Wandel, auf Veränderun­g“habe ihn einst zu den Grünen gebracht, sagte Banaszak.

Das sei allerdings auch mit Unsicherhe­iten verknüpft. „Wir müssen diese Prozesse so gestalten, dass am Ende die Vielen in diesem Land davon profitiere­n.“Mit vier Kernprojek­ten, darunter eine Anhebung des Mindestloh­ns und ein Recht auf Weiterbild­ung, wolle er die Arbeitspol­itik der Zukunft gestalten. „Kapital gewinnt, Arbeit verliert“, diese Fehlentwic­klung könne man angehen, so Banaszak. 77,9 Prozent der Stimmen entfielen am Ende auf den Grünen-Landesspre­cher.

Die Islamwisse­nschaftler­in Kaddor berichtete in ihrer Rede von den Anfeindung­en gegen sie. Zunächst von Islamisten, dann von Rassisten, schließlic­h von beiden Seiten. Sie sprach über die Lage in Syrien, der Heimat ihrer Eltern. Darüber, wie ihr Vater zunächst von Bombenspli­ttern getroffen und später ermordet wurde. „Krieg, das ist für mich jetzt nicht mehr weit weg“, so Kaddor. Im Bundestag wolle sie ihren Schwerpunk­t beim Thema „Einwanderu­ng“setzen und für eine eigene grüne Außenpolit­ik werben. „Menschen wie ich, mit Wurzeln in zwei Kulturen, die Heimat im Plural denken, sind selbstvers­tändlicher Teil dieser Gesellscha­ft“, sagte sie. den Begriff „Migrations­hintergrun­d“lehne sie mittlerwei­le ab. „Ich bin Deutsche, Punkt“. 85,7 Prozent der Delegierte­n gaben Kaddor nach der Rede ihre Stimme. Wie bei Banaszak gab es auch für ihren Listenplat­z keine Gegenkandi­daten.

Seit dem Wochenende kann sich zudem ein weiterer Duisburger Kandidat gute Chancen auf den Einzug in den Deutschen Bundestag ausrechnen. Linke-Landesspre­cher Christian Leye setzte sich mit 51,5 Prozent der Stimmen gegen zwei Mitbewerbe­r durch und kandidiert somit bei der Bundestags­wahl für seine Partei auf Listenplat­z sechs. Wie bei den Grünen zogen für Die Linke vor vier Jahren zwölf Abgeordnet­e über die NRW-Landeslist­e in den Bundestag ein. Im Wahlkreis Duisburg II tritt Leye im September unter anderem gegen Felix Banaszak und den SPD-Bundestags­abgeordnet­en Mahmut Özdemir an.

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ARCHIV-FOTO: CREI Lamya Kaddor und Felix Banaszak kandidiere­n bei der Bundestags­wahl für die Duisburger Grünen.

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