Mit Fördergeldern gegen Leerstand
Mithilfe von Landesmitteln will die Stadt leerstehende Ladenlokale wieder mit Leben füllen. Die Konditionen für interessierte Mieter sind dabei zumindest zwei Jahre lang sehr günstig. Der erste Mietvertrag ist unterschrieben.
MOERS Der erste Erfolg ist verbucht. Demnächst wird es an der Neustraße in der Moerser Fußgängerzone ein leerstehendes Ladenlokal weniger geben. „Ein Einzelhandel mit Gastronomie“werde es beziehen, sagt der Moerser Wirtschaftsförderer Frank Putzmann. Seit Anfang des Jahres haben er und sein Kollege Jens Heidenreich ein Ass im Ärmel, um Gastronomen, Einzelhändler und andere Interessenten dafür zu gewinnen, nach Moers zu kommen: 266.000 Euro aus dem vom Land aufgelegten „Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte und Zentren“. Die Idee: Mithilfe der Fördermittel bringt die Stadt Vermieter leerstehender Ladenlokale und potenzielle Mieter zusammen und übernimmt für zwei Jahre einen großen Teil der fälligen Miete.
zufrieden. „Wir haben bislang zwölf Anbieter von Ladenlokalen, mit denen wir arbeiten können, und im Moment 20 Mietinteressenten.“Die Gespräche mit zwei weiteren Interessenten stünden kurz vor dem Abschluss, mit fünf sei man in Verhandlungen. Zu den Mietinteressenten zählen neben Gastronomen und Einzelhändlern auch Dienstleister, etwa aus der Gesundheitsfürsorge, oder Galerien und Künstler. Das sei im Sinne des Förderprogramms, das unter anderem darauf abziele, das Innenstadt-Angebot bunter und vielfältiger zu gestalten. „Wir verstehen Leerstand auch als Chance“, sagt Putzmann.
Die interessierten Mieter hätten oft ohnehin vor, in Moers ein Geschäft zu eröffnen. Das Förderprogramm dient hier als eine Art Katalysator zur Beschleunigung des Vorhabens. Wobei nicht jeder Bewerber damit rechnen kann, sofort in die Förderung aufgenommen zu werden. „Wir lassen uns ein Konzept schicken und prüfen, ob die Nutzung für Moers sinnvoll ist“, sagt Putzmann. Neben der Wirtschaftsförderung sind der Fachbereich Stadtplanung im Rathaus sowie das Zentrale Gebäudemanagement (ZGM) und die Immobilienund Standortgemeinschaft (ISG) an der Prüfung beteiligt. Wird das Konzept für gut befunden, beginnt die Suche des passenden leeren Ladenlokals. Lage, Größe, Nachbarschaft, all das und mehr muss stimmen. „Matching“nennt Putzmann diesen Prozess, der durchaus nicht einfach sei. So kommt es vor, dass ein Konzept gut ist, sich aber kein Ladenlokal dafür findet. Ein Beispiel: Die Eine-Welt-Gruppe, die in Moers einen Laden eröffnen möchte und bereits die Zusage hat, in das Förderprogramm zu kommen. Bei der Suche nach einem Ladenlokal für die Gruppe war Putzmann bisher kein Erfolg beschieden. „Wir stehen in intensivem Kontakt. Zweimal standen wir kurz vor dem Abschluss eines Mietvertrags, aber dann konnten die Vermieter ihre Räume auf dem freien Markt vermarkten.“
Das Förderprogramm senkt die Kosten für Mietinteressenten erheblich, verlangt von den Vermietern allerdings einen Verzicht auf ein Drittel der Kaltmiete. Ein Beispiel: Beträgt die normale Kaltmiete 1000 Euro, erhalten die Vermieter 700 Euro direkt von der Stadt. Diese lässt sich 200 Euro vom Mieter geben, von den restlichen 500 Euro trägt das Land im Rahmen des Programms 450 und die Stadt 50. Die Vermieter müssen also abwägen, ob sie einen längeren Leerstand riskieren wollen oder eine Vermietung zu etwas schlechteren Konditionen.
Der im Rahmen des Förderprogramms abgeschlossene Mietvertrag gilt für zwei Jahre. In dieser Zeit sollen sich die neu eröffneten Geschäfte möglichst so gut etablieren und so viel Umsatz generieren, dass sie danach die „normale“Miete aus eigener Kraft aufbringen. „Wir setzen auf Nachhaltigkeit und nicht auf Strohfeuer“, betont Putzmann. Ob das in jeden Fall gelingt, weiß aber niemand.