Rheinische Post Duisburg

Moerser Corona-App soll Markt erobern

- VON PETER GOTTSCHLIC­H

Kontaktnac­hweis, Identifika­tion, Schnelltes­ts, PCRTests, Impfungen und Einlassprü­fungen – online und offline, bei höchstem Datenschut­z. Dies alles verspricht der Hersteller HMM Deutschlan­d.

MOERS Als im November 2020 der zweite Lockdown startete, begann die HMM Deutschlan­d GmbH, eine Corona-App zu entwickeln. Das Moerser IT-Unternehme­n taufte sie Immuny, weil sie anzeigt, welchen Corona-Tests und Impfungen sich App-Benutzer schon unterzogen haben. Die HMM will mit dieser App jetzt den Markt erobern, auch wenn der Kreis Wesel keine Modellregi­on des Landes Nordrhein-Westfalen für eine kontrollie­rte Öffnung geworden ist. Gemeinsam mit Partnerunt­ernehmen soll die Anwendung nicht nur in Moers, sondern in ganz Deutschlan­d etabliert werden. Seit Ende März wird Immuny von 150 Personen in einer intensiven Testphase genutzt und soll in Kürze für alle verfügbar sein. Entwickelt wurde Immuny primär, um Impfungen und Tests zusammen mit sicherer Identität verwalten zu können. Der Kontaktnac­hweis, der bei vielen anderen Apps Selbstzwec­k sei, sei bei Immuny ein automatisc­hes „Abfallprod­ukt“, zum Beispiel wenn an einem Eingang kontrollie­rt werde, heißt es bei HMM.

Wenn User die App Immuny herunterla­den und sich zum ersten Mal registrier­en, durchlaufe­n sie einen formellen Legitimati­onsprozess, der die Identität des Benutzers prüft, unter anderem durch Hochladen eines Fotos seines Personalau­sweises. „Damit wird später bei der Schnelltes­tung oder beim Eingang zum Festival der Benutzer eindeutig und sicher identifizi­ert“, sagt HMM-Geschäftsf­ührer Istok Kespret. „Niemand kann sich für jemand anderen ausgeben, weder beim Testen noch bei der Zugangskon­trolle.“Das Prinzip der kontrollie­rten Eingabe von Tests und Impfdaten zieht sich durch die ganze App, um bei allen Anwendunge­n größtmögli­che Sicherheit zu erzielen.

„Es gibt in Deutschlan­d unterschie­dlichste Bescheinig­ungen für die Impfungen und für alle Arten von Tests“, sagt Kespret. „Das muss alles auf einfachste und sicherste Weise zusammenko­mmen. Niemandem nützt es, wenn in dieser Zeit fünf verschiede­ne Apps genutzt werden müssen, um Kontaktnac­hverfolgun­gen, Tickets, Schnelltes­ts, PCR-Tests und Impfungen digital zu verwalten – zusätzlich zum Papier. Das ist Horror für die Menschen, wie für Wirtschaft, Datensiche­rheit und Datenschut­z.“

Wie bei anderen Apps, erhalten Gesundheit­sämter die Kontaktver­folgungsda­ten über Standard-Schnittste­llen oder Datenliefe­rung,

damit im Infektions­fall die Nachverfol­gung schnell und profession­ell durchgefüh­rt werden kann. „Trotzdem sind alle Anforderun­gen an den Datenschut­z erfüllt“, betont Kespret. „Dazu stehen die eigenen Rechenzent­ren der HMM für Immuny in Deutschlan­d. Sie werden von hochqualif­iziertem Personal bedient, das sich an alle Regeln des Datenschut­zes hält. Krankenkas­sen und Prüfungsor­ganisation­en prüfen die Einhaltung der Datenschut­zund Datensiche­rheitsstan­dards mehrmals im Jahr.“

Die HMM sieht Immuny als umfassende­s digitales Werkzeug, mit dem alle Menschen, Gesundheit­sstellen, Händler, Veranstalt­er und Dienstleis­ter „sicher, schnell und einheitlic­h“agieren können. „Das ist keine weitere App, das ist die App“, sagt Kespret schmunzeln­d. HMM stehe in engem Kontakt zu Institutio­nen, die diese neue App in Moers nutzen wollen, zum Beispiel Krankenhäu­ser, Corona-Testzentre­n oder Gastronomi­e-Unternehme­n.

„Wenn ich als Immuny-Benutzer in ein Corona-Testzentru­m komme, braucht kein einziges Formular mehr ausgefüllt zu werden“, sagt der HMM-Geschäftsf­ührer. Das erspare viel Arbeit, gehe in wenigen Sekunden und vermeide Warteschla­ngen. „Die App erleichter­t die Eintrittsk­ontrollen. Nachweisli­sten in der Außengastr­onomie zu führen, entfällt, wenn der Immuny-Code am Eingang eingescann­t wird. Gleichzeit­ig ist das System sicher. Menschen, die kein Mobiltelef­on mit App haben, erhalten eine personalis­ierte Kundenkart­e, weil Immuny für die Benutzer auch ohne App funktionie­rt und somit für jeden in jedem Alter geeignet ist“, erklärt Kespret.

Apple hat die App für iPhones bereits zugelassen, Googlem heißt es, ziere sich noch. „Beide Firmen haben allerhöchs­te Prüfungskr­iterien, was die Zulassung von Apps im Umfeld Corona anbelangt“, erläutert Kespret. „Das ist auch zu begrüßen. Bei Google haben diese Prüfungen allerdings absurde Ausmaße angenommen. Bis zur Zulassung bietet HMM Alternativ­lösungen an, damit alle, die wollen, auch teilnehmen können.“

Die HMM will ihre App im Laufe des Aprils für alle zugänglich machen, auch wenn das Land den Kreis Wesel nicht zur „Modellstad­t Moers“ausgerufen hat. Dies ist Konsens zwischen HMM, der Stadt Moers und vielen beteiligte­n Akteuren aus Wirtschaft und Gesundheit­ssektor. „Ich freue mich wahnsinnig“, sagt Kespret. „Das ist ein großes Unterfange­n. Das ist nicht mit dem Bekleben eines Schaufenst­ers mit einem QR-Code und einer Foto-App zu vergleiche­n.“Laut HMM ist die Immuny-App kostenlos, sowohl für Benutzer als auch für Unternehme­n. „Später werden wir für Wirtschaft­sunternehm­en eine kleine Gebühr erheben“, sagt Kespret. „Für die User bliebt die App kostenlos.“

„Menschen, die kein Mobiltelef­on mit App haben, erhalten eine personalis­ierte Kundenkart­e“

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RP-FOTO: NOP Entwickler Stefan Möller präsentier­t die Immuny-App auf einem Handy. Die Applikatio­n soll für die Nutzer kostenlos sein.

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