Hunde-Boom in der Corona-Pandemie
Immer mehr Düsseldorfer werden Hundehalter. Damit verstärkt sich ein schon vor Corona sichtbarer Trend deutlich. Hundeschulen könnten bald mehr Anfragen bekommen.
DÜSSELDORF Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Zahl der Hunde in Düsseldorf deutlich angestiegen. Im März dieses Jahres waren beim Steueramt 24.938 Hunde registriert und damit 1411 mehr als vor einem Jahr, als die Pandemie in Düsseldorf spürbar wurde. Im Jahr davor hatte sich die Zahl der Hunde ebenfalls erhöht, allerdings nur um etwa 500. Insgesamt begann der Trend zum Hund schon viele Jahre vor der Pandemie: In den vergangenen zehn Jahren stieg die Zahl der angemeldeten Hunde in Düsseldorf um rund 5000.
Das Tierheim sieht das erneut gestiegene Interesse an den Vierbeinern mit gemischten Gefühlen. Monika Piasetzky, Vorsitzende des Tierschutzvereins, hat bislang weder mehr Nachfrage nach Hunden noch mehr Abgaben bemerkt. „Allerdings befürchten wir eine Welle, in der neue Tierbesitzer merken, dass ihr im vergangenen Jahr angeschafftes Tier doch nicht zu ihnen passt oder es zu viel Arbeit macht und das Tier zu uns gebracht wird“, sagt sie. Denn wer als Bürger ein Lebewesen kaufe, bekomme oftmals kaum eine vernünftige Aufklärung zu diesem Thema.
Über den Hundegeschmack der Düsseldorfer lässt sich aus den Daten des Steueramts zumindest einiges erfahren. So lebt der überwiegende Teil der Hunde, rund 22.000, als Einzeltier. 1324 Hunde leben mit einem Artgenossen im gleichen Haushalt, 99 zu dritt. Mehr Hunde auf einem Fleck gibt es selten. Rekord ist ein Düsseldorfer Haushalt, der sieben Hunde angemeldet hat.
Wer einen Hund bei der Steuer anmeldet, muss auch die Rasse angeben. Der häufigste Eintrag in Düsseldorf lautet: „Mischling“mit mehr als 8000 Nennungen. Zu weiteren Angaben sagt das Steueramt nichts; die Abfrage diene hauptsächlich zur Klärung, ob ein „gefährlicher Hund“(23 Mal in Düsseldorf) oder eine „besondere Rasse“(36 Mal) laut Hundegesetz vorliegt. Beide Kategorien bezeichnen Rassen, für deren Haltung eine Erlaubnis vorliegen muss. Mehr weiß auch das Amt über die vHunde nicht – außer natürlich das Steueraufkommen: 2,4 Millionen Euro nahm die Stadt 2020 durch die Hundesteuer ein.
Indirekt wird auch in der Hundeschule „Richtig verknüpft“in Niederkassel registriert, dass sich seit Pandemie-Beginn zunehmend viele Bürger einen Hund halten. „Mir erzählen Bestandskunden, dass sie auf Spaziergängen immer mehr Leute mit jungen Hunden treffen“, sagt Viviane Strunk, Geschäftsführerin der
Hundetagesstätte. Auslaufwiesen in den Parks seien oft überfüllt – und die jungen Tiere seien oft nicht richtig erzogen. Noch seien die Kleinen zwar händelbar. Denn wer sich zum Beispiel im Sommer einen Hund angeschafft habe, der könne sich jetzt noch über ein „Teenager-Tier“freuen. Probleme könnten aber auftauchen, wenn die Hunde in den kommenden Monaten geschlechtsreif werden. „Dann werden viele neue Halter merken, dass sie das Tier nur schlecht unter Kontrolle haben. Ich bin sicher, dass wir in der Hundeschule bald mehr Anfragen nach freien Plätzen bekommen“, sagt Viviane Strunk. Schon jetzt kämen einige Anrufe mehr als vor der Pandemie.
Im Tierheim werden Interessenten viele Fragen gestellt. So soll sichergestellt werden, dass eine glückliche und langfristige Tier-Mensch-Beziehung entsteht. Wie viel Zeit hat der Interessent für das Tier? Wie groß ist die Wohnung? Arbeitet Herrchen oder Frauchen vorübergehend im Homeoffice? Erst wenn alle Fragen geklärt sind, kommt es zu einer Abgabe. „Daher sind unsere Vermittlungen fast immer unproblematisch“, sagt Piasetzky.
Wer im Laufe des Corona-Jahres einen Hund aufgenommen hat, der könnte unter Umständen bald merken, dass das Zusammenleben nicht mehr funktioniert – vor allem, wenn die Home-Office-Zeit endet, glaubt die Expertin. Eine Katze könnte dann die bessere Wahl sein. Die will zwar auch nicht ständig alleine sein, findet aber eine maßvolle Abwesenheit ihrer Halter zumindest weniger tragisch als ein Hund.