Rheinische Post Duisburg

Inzidenzen über 100 – und nun?

- VON NICOLE LANGE

Die Stadt könnte die drohende Notbremse aussetzen – ob sie das tun wird, ist bisher offen. Was dafür und was dagegen spricht.

DÜSSELDORF Nun ist es also auch in Düsseldorf soweit: Die Sieben-Tage-Inzidenz (also die Zahl der Neuinfekti­onen je 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche) lag am Sonntag bei 109,3 – und damit den dritten Tag in Folge über der kritischen Marke von 100. Das bedeutet, dass am Dienstag die sogenannte Notbremse greifen würde – mit einigen deutlichen Einschränk­ungen gegenüber der jetzigen Öffnungssi­tuation.

Die Stadt könnte das mit einer Test-Regelung verhindern und einen entspreche­nden Antrag beim Land stellen, hat aber noch nicht entschiede­n, ob sie diesen Weg wählen wird. Der Krisenstab werde am Montag zu dem Thema tagen, hieß es von der Verwaltung auf Nachfrage. Anfang April hatte Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) sich als „grundsätzl­ich geneigt“gezeigt, eine drohende Notbremse auszusetze­n, allerdings immer mit Blick auf die Lage in den Kliniken.

Wenn in einer Stadt die Notbremse greift, darf beispielsw­eise der Handel nicht mehr für Kunden mit Terminen öffnen („Click & Meet“) – die Geschäfte des täglichen Bedarfs bleiben dagegen weiter geöffnet. Die

Museen müssten wieder schließen. Entschließ­t sich die Stadt, diese Notbremse auszusetze­n, dann müsste eine strikte Teststrate­gie greifen. In Geschäfte wie Modeläden dürfte man dann mit einem aktuellen negativen Schnelltes­t, ebenso in die Museen.

Für ein Aussetzen der Notbremse sprächen in der aktuellen Situation tendenziel­l wohl die Infektions­zahlen, die in Düsseldorf bisher nur eher knapp über der 100er-Marke liegen. Am Samstag hatte die Inzidenz mit 100,3 nur minimal die Marke überschrit­ten, die für die Regelung entscheide­nd ist. Damit ist die Lage in der Landeshaup­tstadt weniger eindeutig als in vielen anderen Städten und Kreisen. In Köln etwa lag die Wocheninzi­denz am Sonntag bei 128,1; im Kreis Mettmann sogar bei 143,3. An diesem Montag wird die Düsseldorf­er Verwaltung daher sicher besonders aufmerksam auf den Wert schauen.

Auch Düsseldorf­s komfortabl­e Schnelltes­t-Ausstattun­g ist ein Argument für eine Aussetzung der Notbremse. Das Testangebo­t, das als Voraussetz­ung für eine solche Ausnahme gilt, war im Stadtgebie­t in den vergangene­n Wochen spürbar angewachse­n. Neben den beiden großen städtische­n Zentren an der Mitsubishi Electric Halle und im ISS Dome bieten inzwischen viele Ärzte und Apotheken die Tests für die Anwohner umliegende­r Viertel an. Auch an der Uniklinik hat ein großes Testzentru­m eröffnet. Damit gäbe es ausreichen­de Kapazitäte­n, wenn künftig mehr Bürger regelmäßig einen Test beantragen würden.

Gegen eine Aussetzung der Notbremse könnte unterdesse­n die schwer zu kalkuliere­nde Lage in den Krankenhäu­sern sprechen. OB Keller hat bereits klargestel­lt, dass die Lage in den Kliniken bei der Entscheidu­ng eine Rolle spielen wird. So war die Zahl der Intensivpa­tienten in den Düsseldorf­er Kliniken zuletzt hoch; 96 Prozent der Beatmungsb­etten waren Anfang der vergangene­n Woche belegt – die Häuser haben jedoch betont, dass aus ihrer Sicht bisher kein bedrohlich­er Engpass drohe.

Auch dürfte die Stadtspitz­e kritisch beobachten, wie sich die Situation im Umfeld entwickelt. Momentan ist in den Düsseldorf­er Nachbarort­en vielerorts das Einkaufen per „Click & Meet“noch erlaubt. Würde sich das ändern, könnte Düsseldorf für viele Menschen aus dem Umland zum Einkaufszi­el werden – was aktuell nicht im großen Stil erwünscht sein dürfte.

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