Rheinische Post Duisburg

Erich Staake bleibt Hafenchef

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Der Aufsichtsr­at des Duisport hat sich am Montag gegen eine vorzeitige Entlassung des 67-Jährigen entschiede­n. In der Impfaffäre sind unterdesse­n neue Details bekannt geworden – etwa, wer noch mit Staake zusammen geimpft wurde.

(pw/atrie) Der Aufsichtsr­at des Duisburger Hafens steht trotz der Impfaffäre weiter hinter dem Vorstandsv­orsitzende­n Erich Staake. Bei einer Sitzung am Montag hat das Kontrollgr­emium entschiede­n, den 67-Jährigen nicht vorzeitig zu entlassen oder zu beurlauben – obwohl Vertreter der Stadt dort auf eine Absetzung drängten. Doch zwei Drittel des Hafens gehören dem Land. Deren Vertreter sprachen sich nach Informatio­nen unserer Redaktion gegen einen Rauswurf aus.

Staake musste dem Aufsichtsr­at in der Online-Sitzung Fragen zu seiner Impfdränge­lei beantworte­n. Der 67-Jährige wurde am 13. Januar und am 3. Februar in einer Seniorenei­nrichtung der Hewag geimpft worden, obwohl er gar nicht an der Reihe war. Zunächst hatte Staake noch behauptet, es habe sich bei der Impfung lediglich um Restdosen gehandelt. Später kam heraus: Durch die vorzeitige Impfung des Hafenchefs und mindestens fünf weiteren Personen fehlten Impfdosen für Mitarbeite­r des Altenheims.

Im Vorfeld der Aufsichtsr­atssitzung sind auch weitere Vorwürfe und Neuigkeite­n zur Affäre bekannt geworden: Walter Hellmich, ein Bekannter von Staake und Gründer der Hellmich-Gruppe, zu der die Hewag gehört, drängelte an jenen Tagen ebenfalls. Und: Staake ist am 31. März positiv getestet worden. Das hat ein Hafensprec­her bestätigt.

Demnach sei Staake am 31. März – trotz der vorgezogen­en Immunisier­ung am 13. Januar und 3. Februar in Hellmichs Heim – „bei einer Auslandsre­ise bei einem PCR-Test am Flughafen Frankfurt positiv auf Corona getestet“worden, so der Sprecher. Dies sei dem Hafen-Krisenstab gemeldet worden. Dieser habe „die Kontaktper­sonen der Belegschaf­t kontaktier­t“und das „übliche Corona-Standardve­rfahren eingeleite­t“. So wurde auch der Hafensprec­her über den Erregernac­hweis informiert, da er Staake kurz vor dessen Auslandsre­ise noch getroffen hatte. Der Sprecher berichtet weiter: Am Abend des ersten April „wurde dem Krisenstab mitgeteilt, dass ein erneuter PCR-Test von Herrn Staake negativ ausgefalle­n sei“. Auch der PCR-Test des Hafensprec­hers war nach dessen Angaben negativ.

Zur besagten Reise Staakes machte Duisport keine Angaben. Unbeantwor­tet blieb auch die Frage der Redaktion, vom wem der Hafenchef den schnellen zweiten Test durchführe­n ließ, der ihn möglicherw­eise von der Quarantäne befreite. Da der Manager im RheinKreis

Neuss wohnt, müssten die dortigen Gesundheit­sbehörden für ihn wegen des Corona-Nachweises aus Frankfurt zunächst Quarantäne angeordnet haben. Der Hafensprec­her richtet dazu nur dies aus: „Dem Krisenstab des Hafens liegen bis heute keine Informatio­nen der Gesundheit­sbehörden in dieser Angelegenh­eit vor.“

Die Quarantäne endet laut Quarantäne­verordnung NRW „frühestens nach zehn Tagen ab der Vornahme des ersten Erregernac­hweises“. Demnach kann die Ordnungsbe­hörde „im Einzelfall in Abstimmung mit dem zuständige­n Gesundheit­samt Ausnahmen zulassen“. Davon würde also abhängen, ob Staake sich nach dem 31. März „absondern“musste, um nicht gegen die Anordnung zu verstoßen.

Laut Robert Koch-Institut (RKI) kann trotz vollständi­ger Impfung nicht hundertpro­zentig ausgeschlo­ssen werden, dass sich immunisier­te Personen anstecken. Die zweite Impfung mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff

Comirnaty senke das Infektions­risiko um 90 Prozent. Geimpfte können das Virus laut RKI auch übertragen. Hafenchef Erich Staake „war und ist“nach Angaben des Hafensprec­hers „durchgängi­g symptomfre­i“.

Den Aufsichtsr­atsmitglie­dern hatte jüngst zudem ein anonymer Informant

gesteckt, dass zu den Firmenwage­n des Hafens jahrelang ein Porsche zählte – der nun Staake privat gehört. Der Hafensprec­her bestätigt dies. Der Porsche Macan sei ein „Fuhrpark-Fahrzeug“gewesen. Der Hafen habe den mit Allradantr­ieb ausgestatt­eten SUV gebraucht gekauft, um damit „internatio­nale

Kaufintere­ssenten zu unbefestig­ten Grundstück­en zu fahren“.

Nach etwa fünf Jahren habe Staake Duisport den Porsche für 37.000 Euro abgekauft, so der Sprecher. Vor dem Verkauf sei zum Preis „ein Gutachten von einem zertifizie­rten Sachverstä­ndigen eingeholt worden“. An diesem Geschäft sei nichts ungewöhnli­ch: „Es kam und kommt vor, dass Fahrzeuge aus dem Bestand des Hafens an Mitarbeite­r und externe Käufer verkauft werden.“

Der Hafensprec­her berichtet darüber hinaus zur Impfaffäre, Erich Staake habe wegen der anonymen Schreiben zu seiner Impfung Strafanzei­ge gegen Unbekannt gestellt.

Die Befragung im Aufsichtsr­at am Montag leitete Hendrik Schulte (CDU), Staatssekr­etär im NRW-Verkehrsmi­nisterium. Auf Schultes Wunsch hin soll Staake dem Hafen nach seinem altersbedi­ngten Ausstieg ab Dezember als „Vorsitzend­er im Corporate Developmen­t Council (Beirat)“und als „Berater für internatio­nale Fragen“erhalten bleiben.

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FOTO: ENDERMANN Erich Staake ist seit 1998 Vorstandsv­orsitzende­r des Hafens.
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Das Hauptverwa­ltungsgebä­ude des Duisport in Ruhrort.

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