Mitarbeiterin in Arztpraxis behandelte trotz Corona-Symptomen
Die Frau wurde später positiv getestet. Laut Informationen der Redaktion spielte sich der Fall in der Praxis des Chefs der Kassenärztlichen Vereinigung ab.
Eine Mitarbeiterin einer Arztpraxis in Duisburg soll trotz für das Coronavirus typischer Symptome weitergearbeitet und Patienten behandelt haben. Die Stadt bestätigte am Montag auf Anfrage einen entsprechenden Fall. Später wurde die Frau dann positiv auf das Coronavirus getestet und die Praxis in den Notbetrieb versetzt. In Folge dessen musste wohl für mindestens 76 Personen eine Quarantäne angeordnet werden. Auch diese Zahl schätzte eine Sprecherin der Stadt als realistisch ein.
Nach Informationen unserer Redaktion handelt es sich bei der Frau um eine Mitarbeiterin von Helmut Gudat. Der Chef der Kassenärztlichen
Vereinigung in Duisburg betreibt in Meiderich eine Praxis für Innere und Allgemeinmedizin. Auf Anfrage bestätigt Gudat den Corona-Fall bei einer seiner Mitarbeiterinnen. Dazu, ob die Kollegin auch noch mit Symptomen zur Arbeit erschienen sei, wollte er hingegen nichts sagen. Das könne sonst Probleme wegen seiner ärztlichen Schweigepflicht nach sich ziehen, teilte er mit.
Auch an den genauen Zeitpunkt der Positiv-Testung konnte sich Gudat auf Anfrage nicht mehr erinnern. Die Kontaktpersonen aus seinem Team befänden sich allerdings schon in der zweiten Woche der angeordneten Quarantäne. In der kommenden Woche hoffe er, dass die Praxis wieder auf vollen Betrieb umstellen könne.
Dass die Mitarbeiterin noch mit Symptomen weiter zur Arbeit erschienen ist, scheint jedoch nicht das Einzige zu sein, was in diesem Fall nicht optimal lief. Die Patienten wurden von der Praxis auch nach der Positivtestung der Mitarbeiterin nicht über ihren Risikokontakt informiert. „Selbst haben wir niemanden angerufen“, sagt Gudat. Stattdessen hätten sie den Fall an das Gesundheitsamt der Stadt gemeldet und auch die Information der betroffenen Kontaktpersonen komplett dem Amt überlassen.
Zwar gehört das Aussprechen der Quarantäne zu den Kernaufgaben der Stadt in der Corona-Pandemie. Doch hätte eine direkte Information der Patienten durch die Arztpraxis den Prozess wohl deutlich beschleunigt. Und sie wäre mit Blick auf die offiziellen Hinweise des Landes NRW unter Umständen auch geboten gewesen. „Personen mit positivem Testergebnis müssen unmittelbar ihre engen persönlichen Kontakte informieren“, heißt es dort. Das gelte vor allem dann, wenn der Kontakt in einem schlecht oder nicht belüfteten Raum über einen längeren Zeitraum bestand. Dies könnte auch in einer Arztpraxis der Fall gewesen sein.
Dass die Duisburger Praxis die Patienten nicht direkt informiert hat, wurde auch daher zum Problem, weil diese in mindestens einem Fall wohl auch noch nach mehreren Tagen nichts von ihrer Quarantäne wussten. Eine Sprecherin der Stadt räumte auf Anfrage zwar zwischenzeitliche Probleme beim schriftlichen Versand der Quarantäne-Bescheinigungen ein, eine mündliche Information müsste nach ihren Erkenntnissen aber in jedem Fall erfolgt sein.