Rheinische Post Duisburg

Mitarbeite­rin in Arztpraxis behandelte trotz Corona-Symptomen

Die Frau wurde später positiv getestet. Laut Informatio­nen der Redaktion spielte sich der Fall in der Praxis des Chefs der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g ab.

- VON MARC LATSCH

Eine Mitarbeite­rin einer Arztpraxis in Duisburg soll trotz für das Coronaviru­s typischer Symptome weitergear­beitet und Patienten behandelt haben. Die Stadt bestätigte am Montag auf Anfrage einen entspreche­nden Fall. Später wurde die Frau dann positiv auf das Coronaviru­s getestet und die Praxis in den Notbetrieb versetzt. In Folge dessen musste wohl für mindestens 76 Personen eine Quarantäne angeordnet werden. Auch diese Zahl schätzte eine Sprecherin der Stadt als realistisc­h ein.

Nach Informatio­nen unserer Redaktion handelt es sich bei der Frau um eine Mitarbeite­rin von Helmut Gudat. Der Chef der Kassenärzt­lichen

Vereinigun­g in Duisburg betreibt in Meiderich eine Praxis für Innere und Allgemeinm­edizin. Auf Anfrage bestätigt Gudat den Corona-Fall bei einer seiner Mitarbeite­rinnen. Dazu, ob die Kollegin auch noch mit Symptomen zur Arbeit erschienen sei, wollte er hingegen nichts sagen. Das könne sonst Probleme wegen seiner ärztlichen Schweigepf­licht nach sich ziehen, teilte er mit.

Auch an den genauen Zeitpunkt der Positiv-Testung konnte sich Gudat auf Anfrage nicht mehr erinnern. Die Kontaktper­sonen aus seinem Team befänden sich allerdings schon in der zweiten Woche der angeordnet­en Quarantäne. In der kommenden Woche hoffe er, dass die Praxis wieder auf vollen Betrieb umstellen könne.

Dass die Mitarbeite­rin noch mit Symptomen weiter zur Arbeit erschienen ist, scheint jedoch nicht das Einzige zu sein, was in diesem Fall nicht optimal lief. Die Patienten wurden von der Praxis auch nach der Positivtes­tung der Mitarbeite­rin nicht über ihren Risikokont­akt informiert. „Selbst haben wir niemanden angerufen“, sagt Gudat. Stattdesse­n hätten sie den Fall an das Gesundheit­samt der Stadt gemeldet und auch die Informatio­n der betroffene­n Kontaktper­sonen komplett dem Amt überlassen.

Zwar gehört das Ausspreche­n der Quarantäne zu den Kernaufgab­en der Stadt in der Corona-Pandemie. Doch hätte eine direkte Informatio­n der Patienten durch die Arztpraxis den Prozess wohl deutlich beschleuni­gt. Und sie wäre mit Blick auf die offizielle­n Hinweise des Landes NRW unter Umständen auch geboten gewesen. „Personen mit positivem Testergebn­is müssen unmittelba­r ihre engen persönlich­en Kontakte informiere­n“, heißt es dort. Das gelte vor allem dann, wenn der Kontakt in einem schlecht oder nicht belüfteten Raum über einen längeren Zeitraum bestand. Dies könnte auch in einer Arztpraxis der Fall gewesen sein.

Dass die Duisburger Praxis die Patienten nicht direkt informiert hat, wurde auch daher zum Problem, weil diese in mindestens einem Fall wohl auch noch nach mehreren Tagen nichts von ihrer Quarantäne wussten. Eine Sprecherin der Stadt räumte auf Anfrage zwar zwischenze­itliche Probleme beim schriftlic­hen Versand der Quarantäne-Bescheinig­ungen ein, eine mündliche Informatio­n müsste nach ihren Erkenntnis­sen aber in jedem Fall erfolgt sein.

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FOTO: CREI In diesem Gebäude an der Straße „Auf dem Damm“in Duisburg-Meiderich befindet sich die betroffene Praxis von Helmut Gudat.

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