Linke hat Moers und Soziales im Blick
Die Fraktionsvorsitzenden Karin Pohl und Friedhelm Fischer sowie Geschäftsführer Sascha H. Wagner haben der Fraktion einen Neustart verschafft.
MOERS Nur noch Asche im sprichwörtlichen Sinn ist von der Fraktion „Die Linke“der vergangenen Wahlperiode übrig geblieben. Wir erinnern uns: Nach internen Querelen gründeten Heiner Napp und Brigitte Hübel mit Feuer und Flamme eine eigene Fraktion, die sich „Pro Kultur“nannte. Gabriele Kaenders, die übrig blieb, nahm das letzte linke Feuer mit, um mit dem Liberalen Dino Maas, der auch fraktionslos geworden war, eine neue Fraktion zu bilden. Und als Kaenders, die sich immer vehement für Benachteiligte eingesetzt hatte, im Kommunalwahlkampf ihren Zweitwohnsitz Berlin zum Erstwohnsitz erhob, erlosch auch dieses Feuer. Es blieb die Asche, aus der die „Die Linke Liste Moers“bei der Kommunalwahl im September vergangenen Jahres wie Phönix aus der Asche wieder auferstand.
„Die Ausgangslage war desaströs“, sagt Karin Pohl. „Wir haben trotzdem zwei Mandate erreicht und sind Fraktion geworden. Damit hatten wir nicht gerechnet.“Die gelernte Industriekauffrau wurde als Spitzenkandidatin
Ratsfrau und Fraktionsvorsitzende, Friedhelm Fischer Ratsherr und stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Außerdem gewannen sie acht Sachkundige Bürger sowie Sascha H. Wagner als Fraktionsgeschäftsführer hinzu. Der 40 Jahre alte Dinslakener war von 2012 bis 2020 Landesgeschäftsführer der Partei „Die Linke“, musste das Amt aber aufgeben, weil die Amtszeit nach der Linken-Parteisatzung begrenzt ist. Außerdem ist er seit 2014 Vorsitzender der Linken-Kreistagsfraktion, der Karin Pohl ebenfalls seit 2014 angehört und über die sie sich kennen.
„Ich kannte die Fraktionsarbeit im Kreis Wesel“, berichtet die Rentnerin, die zuletzt als freigestellte Betriebsrätin eines Tochterunternehmens des Energiekonzern Eon auch
Behindertenvertreterin war. „Ich wusste von der Fraktionsarbeit in der Stadt Moers, die eine ganz andere ist. Es war nicht einfach, sich in die Strukturen einzuarbeiten, zumal Friedhelm Fischer und ich als Neulinge keine Erfahrung auf
dieser
Ebene hatten. Zum
Glück konnten wir Sascha H. Wagner gewinnen. Er ist eine wirklich engagierte Person, die firm ist und mit Herzblut dabei. Hoffentlich bleibt er uns im Kreis erhalten, auch wenn er im Berliner Bundestag gebraucht wird. Er ist Kandidat für den Wahlkreis Oberhausen und Dinslaken.“
Die neue Fraktion der Linken im Moerser Stadtrat gehört dem Mehrheitsbündnis an, das sie mit SPD, Grüne, Grafschaftern und „Die Fraktiom“bilden und das in Kürze auch offiziell besiegelt werden soll. Sie meldet sich regelmäßig zu Themen zu Wort, immer mit einem eigenen Akzent, zum Beispiel wenn es um die trägerunabhängige Pflegeberatung geht, die sie nicht in Wesel zentralisiert haben will, weil dann das Angebot in Moers wegfallen würde, das leicht zu erreichen ist. Oder sie schlägt vor, der Gastronomie und dem Einzelhandel vor Ort zu helfen, indem Sparkasse oder Volksbank die Tilgung von Firmenkrediten befristet auszusetzen. Auch Großvermieter sollten Mietforderungen aussetzen, heißt es.
Die Linke Liste will alle Gruppen in die Moerser Stadtgesellschaft integrieren, sozial Benachteiligte und Menschen mit Beeinträchtigen genauso wie Familien mit Kindern und Senioren.
„Wir fordern gebührenfreie Kindergartenplätze“, sagt Karin Pohl. „Wir wollen Bildung für alle, um soziale Ungleichheit zu verhindern. Wir wollen mehr sozialen Wohnungsbau, mehr Grünstreifen für ein besseres Stadtklima und ein durchgängiges Rad- und Fußwegenetz.“Friedhelm Fischer, Sascha H.
Wagner und Karin Pohl treffen sich jeden Mittwoch zu einer Konferenz, um sich online über die Arbeit der Fraktion auszutauschen. Außerdem kommen sie jeden Dienstagabend mit den Sachkundigen Bürgern online zu einer Sitzung zusammen, um Aktuelles und die Sitzungen der Woche zu besprechen. „Alle sind sehr engagiert“, berichtet Pohl über die Atmosphäre. „Sie sind Freunde, auch wenn sie manchmal kontrovers diskutieren.“
Neben dem Tagesgeschäft verliert „Die Linke Liste“nicht ihre
Grundsätze aus dem Auge: soziale Gerechtigkeit, Antifaschismus und Integration von Benachteiligten. So benannte sie im Januar 2021 ihren Besprechungsraum im Rathaus nach Rosemarie Stiffel. Die Kommunistin und Gewerkschafterin aus Gelsenkirchen ließ sich mit ihrem Mann Karl Stiffel nach dem Zweiten Weltkrieg am linken Niederrhein nieder.
Sie gründeten die „Initiativgruppe zur Rehabilitation von Opfern des Kalten Krieges“, waren in der DKP aktiv, deren Kreisvorsitzende Rosemarie Stiffel war.
„Die Linke Liste“fordert, den Begriff der Grafenstadt mit Leben zu füllen. Kultur und Musik, Theater und Sport gehören für sie genauso dazu wie viel Grün. „Moers muss ein eigenes Profil haben, unverwechselbar sein“, sagt Karin Pohl. „Moers darf nicht eine Stadt sein, die mit anderen Städten austauschbar ist. Dafür wollen wir werben und gerne auch neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter gewinnen, die herzlich willkommen sind.“
Kontakt
Das Fraktionsbüro „Die Linke Liste“liegt im Rathaus, Raum 3.066, erreichbar unter der Telefonnummer 02841 201-117 oder
E-Mail fraktion@linkeliste-moers.de Internet: www.linkeliste-moers.de.