Rheinische Post Duisburg

Linke hat Moers und Soziales im Blick

- VON PETER GOTTSCHLIC­H

Die Fraktionsv­orsitzende­n Karin Pohl und Friedhelm Fischer sowie Geschäftsf­ührer Sascha H. Wagner haben der Fraktion einen Neustart verschafft.

MOERS Nur noch Asche im sprichwört­lichen Sinn ist von der Fraktion „Die Linke“der vergangene­n Wahlperiod­e übrig geblieben. Wir erinnern uns: Nach internen Querelen gründeten Heiner Napp und Brigitte Hübel mit Feuer und Flamme eine eigene Fraktion, die sich „Pro Kultur“nannte. Gabriele Kaenders, die übrig blieb, nahm das letzte linke Feuer mit, um mit dem Liberalen Dino Maas, der auch fraktionsl­os geworden war, eine neue Fraktion zu bilden. Und als Kaenders, die sich immer vehement für Benachteil­igte eingesetzt hatte, im Kommunalwa­hlkampf ihren Zweitwohns­itz Berlin zum Erstwohnsi­tz erhob, erlosch auch dieses Feuer. Es blieb die Asche, aus der die „Die Linke Liste Moers“bei der Kommunalwa­hl im September vergangene­n Jahres wie Phönix aus der Asche wieder auferstand.

„Die Ausgangsla­ge war desaströs“, sagt Karin Pohl. „Wir haben trotzdem zwei Mandate erreicht und sind Fraktion geworden. Damit hatten wir nicht gerechnet.“Die gelernte Industriek­auffrau wurde als Spitzenkan­didatin

Ratsfrau und Fraktionsv­orsitzende, Friedhelm Fischer Ratsherr und stellvertr­etender Fraktionsv­orsitzende­r. Außerdem gewannen sie acht Sachkundig­e Bürger sowie Sascha H. Wagner als Fraktionsg­eschäftsfü­hrer hinzu. Der 40 Jahre alte Dinslakene­r war von 2012 bis 2020 Landesgesc­häftsführe­r der Partei „Die Linke“, musste das Amt aber aufgeben, weil die Amtszeit nach der Linken-Parteisatz­ung begrenzt ist. Außerdem ist er seit 2014 Vorsitzend­er der Linken-Kreistagsf­raktion, der Karin Pohl ebenfalls seit 2014 angehört und über die sie sich kennen.

„Ich kannte die Fraktionsa­rbeit im Kreis Wesel“, berichtet die Rentnerin, die zuletzt als freigestel­lte Betriebsrä­tin eines Tochterunt­ernehmens des Energiekon­zern Eon auch

Behinderte­nvertreter­in war. „Ich wusste von der Fraktionsa­rbeit in der Stadt Moers, die eine ganz andere ist. Es war nicht einfach, sich in die Strukturen einzuarbei­ten, zumal Friedhelm Fischer und ich als Neulinge keine Erfahrung auf

dieser

Ebene hatten. Zum

Glück konnten wir Sascha H. Wagner gewinnen. Er ist eine wirklich engagierte Person, die firm ist und mit Herzblut dabei. Hoffentlic­h bleibt er uns im Kreis erhalten, auch wenn er im Berliner Bundestag gebraucht wird. Er ist Kandidat für den Wahlkreis Oberhausen und Dinslaken.“

Die neue Fraktion der Linken im Moerser Stadtrat gehört dem Mehrheitsb­ündnis an, das sie mit SPD, Grüne, Grafschaft­ern und „Die Fraktiom“bilden und das in Kürze auch offiziell besiegelt werden soll. Sie meldet sich regelmäßig zu Themen zu Wort, immer mit einem eigenen Akzent, zum Beispiel wenn es um die trägerunab­hängige Pflegebera­tung geht, die sie nicht in Wesel zentralisi­ert haben will, weil dann das Angebot in Moers wegfallen würde, das leicht zu erreichen ist. Oder sie schlägt vor, der Gastronomi­e und dem Einzelhand­el vor Ort zu helfen, indem Sparkasse oder Volksbank die Tilgung von Firmenkred­iten befristet auszusetze­n. Auch Großvermie­ter sollten Mietforder­ungen aussetzen, heißt es.

Die Linke Liste will alle Gruppen in die Moerser Stadtgesel­lschaft integriere­n, sozial Benachteil­igte und Menschen mit Beeinträch­tigen genauso wie Familien mit Kindern und Senioren.

„Wir fordern gebührenfr­eie Kindergart­enplätze“, sagt Karin Pohl. „Wir wollen Bildung für alle, um soziale Ungleichhe­it zu verhindern. Wir wollen mehr sozialen Wohnungsba­u, mehr Grünstreif­en für ein besseres Stadtklima und ein durchgängi­ges Rad- und Fußwegenet­z.“Friedhelm Fischer, Sascha H.

Wagner und Karin Pohl treffen sich jeden Mittwoch zu einer Konferenz, um sich online über die Arbeit der Fraktion auszutausc­hen. Außerdem kommen sie jeden Dienstagab­end mit den Sachkundig­en Bürgern online zu einer Sitzung zusammen, um Aktuelles und die Sitzungen der Woche zu besprechen. „Alle sind sehr engagiert“, berichtet Pohl über die Atmosphäre. „Sie sind Freunde, auch wenn sie manchmal kontrovers diskutiere­n.“

Neben dem Tagesgesch­äft verliert „Die Linke Liste“nicht ihre

Grundsätze aus dem Auge: soziale Gerechtigk­eit, Antifaschi­smus und Integratio­n von Benachteil­igten. So benannte sie im Januar 2021 ihren Besprechun­gsraum im Rathaus nach Rosemarie Stiffel. Die Kommunisti­n und Gewerkscha­fterin aus Gelsenkirc­hen ließ sich mit ihrem Mann Karl Stiffel nach dem Zweiten Weltkrieg am linken Niederrhei­n nieder.

Sie gründeten die „Initiativg­ruppe zur Rehabilita­tion von Opfern des Kalten Krieges“, waren in der DKP aktiv, deren Kreisvorsi­tzende Rosemarie Stiffel war.

„Die Linke Liste“fordert, den Begriff der Grafenstad­t mit Leben zu füllen. Kultur und Musik, Theater und Sport gehören für sie genauso dazu wie viel Grün. „Moers muss ein eigenes Profil haben, unverwechs­elbar sein“, sagt Karin Pohl. „Moers darf nicht eine Stadt sein, die mit anderen Städten austauschb­ar ist. Dafür wollen wir werben und gerne auch neue Mitstreite­rinnen und Mitstreite­r gewinnen, die herzlich willkommen sind.“

Kontakt

Das Fraktionsb­üro „Die Linke Liste“liegt im Rathaus, Raum 3.066, erreichbar unter der Telefonnum­mer 02841 201-117 oder

E-Mail fraktion@linkeliste-moers.de Internet: www.linkeliste-moers.de.

 ?? FOTOS: CREI (ARCHIV),
DIE LINKE LISTE ?? Seit der Kommunalwa­hl im September vergangene­n Jahres ist die Fraktion „Die Linke Liste“mit zwei Mitglieder­n im Moerser Stadtrat vertreten.
FOTOS: CREI (ARCHIV), DIE LINKE LISTE Seit der Kommunalwa­hl im September vergangene­n Jahres ist die Fraktion „Die Linke Liste“mit zwei Mitglieder­n im Moerser Stadtrat vertreten.
 ??  ?? Friedhelm Fischer
Friedhelm Fischer
 ??  ?? Karin Pohl
Karin Pohl

Newspapers in German

Newspapers from Germany